Süddeutsche Zeitung

Krankenhaus:Prämie für Pflegekräfte

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Das städtische Klinikum sucht dringend Personal, denn der Fachkräftemangel wird immer dramatischer

Von Inga Rahmsdorf

Viele Firmen zahlen Prämien, wenn ihre Kunden neue Kunden anwerben. Nach einem ähnlichen Prinzip versucht das städtische Klinikum München, mehr Pflegepersonal zu gewinnen. Anfang dieses Jahres hat das Unternehmen seine Geldprämien deutlich erhöht, von 1000 Euro auf 8000 Euro. 4000 erhält die neue Pflegekraft und 4000 der Mitarbeiter, der einen Kollegen anwirbt. Ausgezahlt wird das Geld zwölf Monate, nachdem die Fachkraft eingestellt worden ist. Die Werbeaktion "Mitarbeiter werben Mitarbeiter" stoße auf große Resonanz, sagt Kliniksprecherin Maike Zander. 23 neue Fachkräfte habe man so bereits gewinnen können, etwa Krankenpflegekräfte, Hebammen sowie Medizinisch-technische Assistentinnen.

Das Klinikum wirbt so auch um seine Ausbildungsabsolventen. Schüler der eigenen Pflegeakademie erhalten 3000 Euro, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten nach dem Examen im Unternehmen anfangen zu arbeiten. Und Fachkräfte, die für den neuen Job im Klinikum nach München umziehen, erhalten seit Jahren 600 Euro zusätzlich. Der Fachkräftemangel im Pflegebereich wird immer dramatischer. Betten und ganze Abteilungen müssen teilweise geschlossen werden, weil Mitarbeiter fehlen. Zunehmend sind Kliniken auch darauf angewiesen, Leiharbeitskräfte im Pflegebereich zu beschäftigen. Doch die sind teurer als die eigenen Mitarbeiter, sie müssen erst eingearbeitet werden.

Alle Kliniken in München haben daher umfangreiche Programme entwickelt, mit denen sie versuchen, im In- und Ausland neue Mitarbeiter zu rekrutieren, ihre Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten und das Personal an sich zu binden. Die Liste der Angebote ist lang: Mitarbeiterwohnungen, Aufstiegschancen, eigene Kitas und Sprachkurse. Da es aber überall freie Stellen gibt, ist der Konkurrenzkampf um das Personal hart. Und die größte Herausforderung in München sind die hohen Lebenshaltungskosten und immensen Immobilienpreise, die relativ niedrigen Gehältern im Pflegesektor gegenüberstehen. Hinzu kommen andere, außerklinische Branchen, die die Krankenpfleger abwerben, mit Jobs ohne Nacht- und Sonntagsschichten und nicht selten mit einer besseren Bezahlung.

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Quelle:
SZ vom 12.06.2018
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