Süddeutsche Zeitung

Kinderbetreuung:"Wir wollen Kitas, wo wir sie brauchen, wenn wir sie brauchen"

Lesezeit: 2 min

Von Melanie Staudinger

Es ist eine Frage, die sich junge Familien schon häufiger gestellt haben: Da wird in der Stadt ein Neubaugebiet nach dem anderen aus dem Boden gestampft, und am Schluss fehlen Schulen und Kindertagesstätten. Oft hat das Bildungsreferat schon auf die Grundproblematik hingewiesen: Es ist nicht ganz so leicht vorherzusehen, für wie viele Kinder tatsächlich ein Platz gebraucht würde, argumentieren die städtischen Bauexperten. Schließlich könne man den Bauunternehmen den Zuschnitt ihrer Wohnungen nicht vorschreiben.

Legen die dann aus Nachfragegründen mehrere kleine Einheiten zu größeren zusammen, könne es schnell zu Engpässen in der Kinderbetreuung kommen. In einer Krippengruppe dürfen höchstens zwölf, in einer Kindergartengruppe immerhin 25 Kinder betreut werden. Ein Kind mehr bedeutet gleich eine Gruppe mehr - und damit auch mehr Personal. Wenn es schon mit der Gewinnung von Fachkräften so schwierig ist, dann soll das Bauproblem künftig besser gelöst werden.

Die Stadtratsfraktion der SPD hat nun einen Vorschlag erarbeitet, wie das Kita-Angebot gerade in Neubaugebieten besser auf den tatsächlichen Bedarf der Familien abgestimmt werden könne. Entstünden neue Siedlungen, so fordern die Sozialdemokraten, sollten die Erdgeschosse in den Bauten zunächst für Kinderbetreuungseinrichtungen vorgehalten werden.

"Wir wollen Kitas, wo wir sie brauchen, wenn wir sie brauchen", sagt SPD-Stadträtin Birgit Volk. Dazu müsse die Stadt noch flexibler in der Planung reagieren können: "Wenn wir bei großen Bauprojekten und in Neubaugebieten Erdgeschosse für Kindertagesbetreuungseinrichtungen reservieren, können wir auf den aktuellen Bedarf bei der Fertigstellung reagieren", sagt die bildungspolitische Sprecherin. Sollten später weniger Plätze gebraucht werden, können die Kita-Räume zu Wohnungen umgebaut werden. "So umgehen wir die Gefahr, dass alte Planungen sich als überholt herausstellen und aufwendig neu geplant werden muss oder die Situation unbefriedigend bleibt", erklärt Volk.

Die flexible Raumgestaltung bietet laut SPD-Fraktion einen weiteren Vorteil. Jahre später, wenn der Nachwuchs älter ist und damit nicht länger eine Krippe oder einen Kindergarten besuchen wird, wird der Bedarf nach Kita-Plätzen wieder sinken. Werden die Tagesstätten dann nicht mehr gebraucht, könnten sie zu einer oder mehreren Wohnungen umgebaut werden.

Bei den Schulen gelingt die Planung besser

Was im Kita-Bereich noch nicht immer klappt, hat das Bildungsreferat im Schulbereich mittlerweile besser im Griff. In Freiham etwa stehen bereits zwei Grundschulen, ein großer Bildungscampus mit Sportpark entsteht gerade. Damit sind die Schulen eher fertig als die zugehörige Bebauung. Ähnlich war es bei der Grundschule am Bauhausplatz: Dort stellten Bildungs- und Baureferat einen großen Schulpavillon auf, damit die Kinder aus dem benachbarten neuen Wohnbaugebiet auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne zur Schule gehen konnten.

Doch das neue Quartier entwickelte sich langsamer als gedacht. Damit der Container nicht leer blieb, zog das Sonderpädagogische Förderzentrum München Nord-Ost ein, dessen Gebäude an der Rothpletzstraße längst zu klein geworden war. Erst später kamen die ersten Grundschüler, und heute steht auch der Festbau.

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Quelle:
SZ vom 15.03.2018
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