Süddeutsche Zeitung

Sommeroper in Schloss Nymphenburg:Jenseits der Orientklischees

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Die Kammeroper München will Mozarts "Entführung aus dem Serail" mit einem unverstellten Blick auf die Bühne bringen.

Von Jutta Czeguhn

Der "Figaro" 2022, sagt Alexander Krampe, der sei hervorragend gelaufen. Das beste Ergebnis in der Geschichte der Kammeroper München. Und das will ziemlich viel heißen; seit 2004 steht das Ensemble für anspruchsvolles Musiktheater. Vor allem aber für Inszenierungen, die wie der "Figaro" unheimlich Spaß machen, dem Publikum, und man kann ohne weiteres davon ausgehen, auch den Akteurinnen und Akteuren. Und nun zieht die Kammeroper noch mal die Mozart-Karte, mit der "Entführung dem Serail", Premiere ist am Donnerstag, 24. August, wie immer im Hubertussaal, Schloss Nymphenburg.

Muss man sich rechtfertigen, wenn man Mozarts "Entführung" auf den Spielplan setzt? Nun, Arrangeur Krampe mag da gar nicht herumschwurbeln, sondern liefert ein paar ehrliche, handfeste Erklärungen: Nach Corona habe sich für die Kammeroper, die ja auch gern mal abseits der normalen Wege unterwegs sei, ganz pragmatisch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit gestellt: "Wie sprechen wir ein möglichst großes Publikum an?" Naja, Mozart ist da halt immer eine sichere Bank, beliebtes Werk, Repertoire, und dass sich auch deutlich mehr Sängerinnen und Sänger bei der Kammeroper bewerben.

Bekanntheit hin oder her: Am Ende zählt jedoch immer, was künstlerisch dabei herauskommt. Bei der "Hochzeit des Figaro", gekürzt etwa 40 Minuten, war das eine "herrlich frische" Sache, wie der SZ-Kritiker schrieb. Bei der "Entführung" nun, wieder vom Duo Alexander Krampe (Fassung und Arrangement) und Maximilian Berling (Regie) in Szene gesetzt, darf man auf Ähnliches hoffen.

Wieder wird gekürzt, auf etwas über zwei Stunden, ohne der Musik von Mozarts Singspiel, das er selbst 1782 im Wiener Burgtheater unter seiner Stabführung zur Uraufführung brachte, Grobschlächtiges anzutun. Krampe hat alles klanglich verschlankt in seinem Arrangement für Bläserquintett, Streichquintett, Gitarre und Schlagwerk. Zudem kündigt er auch ein "paar Überraschungen klanglicher Art" an, "alles mit Mozart", nicht gegen ihn. Obwohl dieser ja auf die Bermerkung seines Kaisers Josephs II., alles sei doch recht lang geraten, geantwortet haben soll: "Gerade so viel (Noten), Eure Majestät, als nötig ist."

Okzident trifft auf Orient, ein Harem, Gefangene, ein vermeintlich grausamer Herrscher, der am Ende wie ein aufgeklärter Fürst handelt. Die Inszenierung will auch um die Klischeehaftigkeit der Story, die von der Türkenbegeisterung der Mozart-Zeit zeugt, herumsteuern und Tiefe und Ambivalenzen aufzeigen: Neu verfasste Dialoge sollen einen "frischen und unverstellten Blick auf Mozarts Meisterwerk" eröffnen.

Mozarts "Entführung aus dem Serail", Kammeroper München, Premiere Do., 24. August, 19.30 Uhr, Hubertussaal Schloss Nymphenburg, weitere Termine im August und September, Infos und Karten unter kammeroper-muenchen.com

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