Süddeutsche Zeitung

K-9 in München:Such den Hund, such!

Lesezeit: 2 min

Einen Monat lang war Chester verschwunden, nun ist der Labradorrüde wieder aufgetaucht. Offenbar hatte ein Mann den angeleinten Hund gestohlen. Entscheidende Hilfe bei der Suche kam vom Suchhundezentrum K-9, das auch die Polizei in Kriminalfällen unterstützt.

Von Florian Fuchs

Einen Monat lang hat Familie Schumacher nach ihrem Hund Chester gesucht. Nun ist der Labradorrüde, der am 23. Dezember vor einem Supermarkt am Romanplatz gestohlen wurde, wieder aufgetaucht. Offenbar hatte damals ein Mann den angeleinten Hund mitgenommen und später an zwei Junkies verkauft.

Entscheidende Hilfe bei der Suche kam vom Suchhundezentrum K-9, das auch die Polizei in Kriminalfällen unterstützt: Die ehrenamtlichen Helfer haben mit ihren Hunden die Spur von Chester aufgenommen und so herausgefunden, dass sich der Labrador im Westend aufhalten muss.

Es war gegen 18 Uhr am 23. Dezember, als Nicoline Schumacher mit Chester zum Einkaufen gegangen war. Während sie nur kurz in den Laden ging, leinte sie den Hund vor dem Eingang an. Nachdem sie an der Kasse bezahlt hatte, war er weg. Nicoline Schumacher war sofort klar, dass das Tier gestohlen wurde.

Die Kinderärztin arbeitet im Blindeninstitut, Chester ist bei der Arbeit immer dabei und deshalb für zahlreiche sehbehinderte Kinder zu einem wichtigen Begleiter geworden. Es wäre untypisch für den anhänglichen Hund gewesen, einfach auszureißen und wegzulaufen. Zahlreiche Zeitungen berichteten über den Diebstahl, Schumacher und ihre vier Kinder verteilten Zettel im Viertel und befragten Passanten - aber der Hund blieb unauffindbar.

"Zum Glück haben sich die Helfer vom Suchhundezentrum gemeldet", sagt Schumacher. Seit 2004 unterstützen die Hundeexperten die Polizei über den Verein "Mantrailer Starnberg" in München und Umgebung ehrenamtlich bei der Suche nach Menschen, etwa bei Vermisstenfällen. Neben dem Mantrailing gibt es beim Suchhundezentrum aber auch Tiere, die mit traumatisierten Kindern arbeiten - und Hunde, die nach anderen Tieren suchen. "Mein Terrier hat erst wieder einen Collie aufgespürt", sagt Geschäftsführerin Alexandra Grunow. Die Besitzerin war beim Spazierengehen auf Eis ausgerutscht, ihr Hund vor Schreck weggelaufen und im dichten Gestrüpp hängen geblieben.

Die Spürhunde nehmen durch Geruchspartikel von Decken oder vom Fell des gesuchten Tieres die Fährte auf - und haben oft genug Erfolg. Der Einsatz der Tiere ist sogar kostenlos. Das Suchhundezentrum, das Stützpunkte in ganz Deutschland und auch im Ausland hat, verdient sein Geld ausschließlich durch die Ausbildung der Hunde. An das Zentrum angegliedert aber ist der Verein "Red Dogs", dem viele Hundebesitzer nach der Ausbildung beitreten und dann ehrenamtlich bei Fällen wie dem verschwundenen Chester mithelfen.

Mehrere Suchexperten und ihre Hunde nahmen am Romanplatz vor dem Supermarkt die Fährte von Chester auf. "Alle Spuren führten ins Westend", sagt Nicoline Schumacher. Dort endeten die Fährten meist an Haltestellen von Trambahnen oder U-Bahnen. "Uns war klar, dass der Hund in der Gegend sein muss, wir hatten auch Hinweise von Passanten. Deshalb sind wir immer wieder hingefahren und haben nach ihm gesucht", erzählt Schumacher. Am Sonntag nun war ihr Mann wieder in dem Viertel unterwegs gewesen - und entdeckte plötzlich Chester, wie er mit einem Mann zu einer Ausgabestelle für Methadon ging.

Die Freundin des Mannes sagte, dass sie den Hund am 23. Dezember abends am Sendlinger Tor für 200 Euro einem Fremden abgekauft habe. "Wir glauben die Geschichte, dass sie den Hund nicht selbst geklaut haben", sagt Schumacher. Das Pärchen hat den Hund nämlich pfleglich behandelt. Er ist gesund und in einem sehr guten Zustand. Und er ist nun wieder zu Hause bei Familie Schumacher. "Die Kinder", sagt Mutter Nicoline, "sind überglücklich."

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SZ vom 21.01.2014
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