Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Kurioser Immobilien-Deal

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Die Commerzbank will ihre eigene, ehemalige Zentrale zurückkaufen. Wie teuer das Geschäft wird, hängt auch an der Frage, ob die Stadt dort Geflüchtete unterbringen wird.

Von Sebastian Krass

Es gibt womöglich eine neue Käuferin für den ehemaligen Sitz der Commerzbank an der Leopoldstraße - der sich demnächst zu einer städtischen Geflüchtetenunterkunft verwandeln könnte: Nachdem der ursprünglich mit der Frankfurter Investmentgesellschaft Headstream beabsichtigte Deal geplatzt ist, soll nun die Commerz Real AG, die Immobiliensparte der Commerzbank, den Bürokomplex mit 12 800 Quadratmetern Geschossfläche kaufen.

Das geht aus einer Anlegerinformation des Immobilienfonds CFB 53 hervor, der bisher als Eigentümer der Immobilie firmiert. Der Brief, über dessen Inhalt die Immobilien-Zeitung zuerst berichtet hat, liegt der SZ vor. Kurios ist, dass der Fonds einst von der Commerz Real selbst aufgelegt worden war. Es kauft also quasi die Muttergesellschaft ihrem eigenen Baby die Immobilie ab.

Dem Brief zufolge bietet eine Tochtergesellschaft von Commerz Real einen Kaufpreis von 11,2 Millionen Euro für die Liegenschaft mit der Adresse Erwin-von-Kreibig-Straße 4-6, gut sichtbar gelegen an der Kreuzung Leopold- und Schenkendorfstraße. Dieser Preis könnte aber noch einen deutlichen Aufschlag in Höhe von fünf Millionen Euro bekommen, und zwar "bei Abschluss eines Mietvertrags mit der Stadt München".

Die Immobilie, die in ihrem derzeitigen Zustand als Bürogebäude kaum noch zu vermieten ist, ist der Stadt für die Unterbringung von Geflüchteten angeboten worden. Das dafür zuständige Sozialreferat hat Ende Februar bestätigt, dass das für städtische Immobiliengeschäfte zuständige Kommunalreferat Vorverhandlungen zu einem möglichen Mietvertrag führe. Sollten diese positiv verlaufen, müsste der Stadtrat mit dem Vorhaben befasst werden. Wenn der am Ende die Anmietung beschließen würde, wären im Folgenden Umbauarbeiten nötig.

Fondsmanagement und Käufer wollen Mietvertrag mit der Stadt abschließen

In dem Schreiben an die Anleger von Mitte März heißt es, das Fondsmanagement werde nun gemeinsam mit dem Käufer "die Gespräche mit der Stadt München fortführen und sich dafür einsetzen, dass möglichst kurzfristig ein Mietvertrag abgeschlossen werden kann", damit der Kaufpreis um fünf Millionen Euro steige.

Auf eine Anfrage zum aktuellen Stand erklärt das Kommunalreferat, dass man "zu etwaigen Grundstücksverhandlungen (...) aus Vertraulichkeitsgründen grundsätzlich keine Auskunft" gebe. Aus dem Sozialreferat heißt es, dass eine Befassung des Stadtrats derzeit noch nicht konkret geplant sei.

Die Commerzbank selbst hat das Gebäude 30 Jahre lang genutzt, im vergangenen Jahr zog sie in das neue Bürogebäude "Mark" an der Landsberger Straße um. Der Fonds, dem das Gebäude bisher gehört, steckt in schweren wirtschaftlichen Turbulenzen. Am Anfang, im Jahr 1993, betrug das Investitionsvolumen 64 Millionen Euro, davon ist nicht mehr viel übrig. Der nun vorbereitete Verkauf ist ein Notverkauf. Einige Anleger wollen sich vor Gericht Geld zurückholen.

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