Süddeutsche Zeitung

Kultur in München:Stadt will keine Dietl-Statue

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Von Sabine Buchwald

Was lange währt, wird nun doch nicht gut. Jedenfalls nicht aus Sicht aller Verehrer von Helmut Dietl. Der Münchner Regisseur wird bis auf Weiteres nicht mit einer eigenen Statue geehrt. Die sollte eigentlich spätestens dieses Frühjahr fertig sein, hatte Werner Lederer-Piloty (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann, im Sommer angekündigt. Nun ist das Thema mit Verweis auf einen Stadtratsbeschluss vom April 2018 beendet worden. Die Gründe sind für die Initiatoren nicht nachvollziehbar. "Sie sind fadenscheinig", sagt Lederer-Piloty. Er denkt, die Sache sei der Stadt einfach lästig geworden, weil es beispielsweise Probleme mit dem ursprünglichen Künstler gab.

"Das ist ein willkürlicher Akt", sagt Karl Eisenrieder, Betreiber des Cafés Münchner Freiheit, in dessen Nähe die Bronzestatue des Monaco-Franze-Darstellers Helmut Fischer aufgestellt ist. Dietl sollte sich zu ihm gesellen. Die Finanzierung der Statue sei durch verschiedene Spender auf ein Konto der Stadt gesichert gewesen, sagt Lederer-Piloty. Etwa 70 000 Euro waren neben anderen von der Stadtsparkassen Stiftung, von Constantin Film und der Familie Eisenrieder zusammengekommen. Auch der Bezirksausschuss hatte einen Beitrag von 25 000 Euro aus dem Budget beschlossen.

"Es ist eine Frage der Sichtweise des Gedenkens im öffentlichen Raum", sagt Michael Schlachter vom Direktorium der Stadt München, das sich in den vergangenen Monaten mit der Sache auseinandergesetzt hat. Dass nach zehnmonatiger Prüfung nun auf den Stadtratsbeschluss zurückgegriffen wird, findet er selbst nicht geschickt. Der Stadtrat hatte die Empfehlung des Bezirksausschusses für eine Dietl-Statue damals im April abgelehnt, weil es bereits an "verschiedenen Orten in unterschiedlichen Formaten erinnerungskulturelle Bezüge zu Helmut Dietl" gab.

Dies sei etwa eine Erwähnung im Kulturgeschichtspfad Schwabing-Freimann von 2009, eine Ausstellung im Literaturhaus 2016/2017. Außerdem gebe es in Berg am Laim eine Straße, die nach dem Regisseur benannt wurde. Damit sei die "höchste persönliche Würdigung" ein Jahr nach seinem Tod im öffentlichen Raum realisiert worden. Die Initiatoren, allen voran der BA-Vorsitzende Lederer-Piloty, finden diese Entscheidung "unfassbar". Viele Stunden Engagement der Beteiligten hingen daran.

"Ich lasse nicht locker."

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SZ vom 27.02.2019
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