Süddeutsche Zeitung

Fahndung nach Betrüger:Geldwäscher zeigt sein Gesicht

Ein mutmaßlicher Krimineller eröffnet bei verschiedenen Banken Scheinkonten - und hält dazu per Video-Identifikationsverfahren falsche Ausweise in die Kamera. Pech für ihn: Jetzt hat auch die Polizei seine Fotos.

Von Martin Bernstein

Mit gefälschten Ausweispapieren und falschen Namen hat ein Unbekannter 16 Konten eröffnet, über die rund 50 000 Euro geschleust wurden. Das Geld stammt aus Betrugsdelikten einer organisierten Bande. Betroffen waren zahlreiche deutsche Banken, unter anderem die Hypo-Vereinsbank in München. Ganz unbekannt ist der Geldwäscher den Ermittlern jedoch nicht: Weil er zur Kontoeröffnung jeweils das Video-Identifizierungsverfahren nutzte, gibt es jetzt zahlreiche Porträtfotos des Mannes mit dem markanten Muttermal auf der Stirn.

Der namentlich derzeit noch unbekannte Täter eröffnete nach Polizeiangaben Ende des Jahres 2022 und Anfang des Jahres 2023 "unter missbräuchlicher Verwendung und Manipulation einer Mehrzahl von fremden Ausweisdokumenten eine Mehrzahl von Konten bei Kreditinstituten". Betroffen waren Banken nicht nur in München, sondern auch in Augsburg und Passau, in Berlin und Köln und weiteren Städten. Dabei nutzte der Mann, der gefälschte spanische Ausweise vorzeigte, das Video-Identifizierungsverfahren.

Auf diesen Konten gingen diverse Überweisungen verschiedener Personen ein, die auf Konten von Dritten weitergeleitet wurden. Die Gesamtsumme der eingegangenen Überweisungen beläuft sich nach derzeitigem Ermittlungsstand auf rund 50 000 Euro. Das überwiesene Geld stammt nach Polizeiangaben aus etwa 30 Betrugsdelikten.

Dem Täter werden mehrere Fälle der vorsätzlichen Geldwäsche und des Veränderns von amtlichen Ausweisen zur Last gelegt. Mit Screenshots aus den Video-Identifizierungsverfahren sucht das für Wirtschaftskriminalität zuständige Münchner Kommissariat 75 nach dem Tatverdächtigen (Telefon 089/29100). Die Verwendung der Aufnahmen, die den Mann in wechselnder Bekleidung offenbar in seiner Privatwohnung zeigen, wurde durch Beschluss der zuständigen Ermittlungsrichterin des Amtsgerichts München auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I angeordnet.

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