Süddeutsche Zeitung

Funkkaserne:"Ich hoffe, dass das ein Exempel war"

Lesezeit: 2 min

Von Thomas Anlauf

Verschimmelte Duschen, überfüllte Wohnräume, Wasserschäden im Arztzimmer, Kinder, die im Flur auf dem nackten Steinboden malen, weil es keinen anderen Platz gibt: Als die Landtagsabgeordnete Gülseren Demirel vor einem Monat die staatliche Flüchtlingsunterkunft in der Funkkaserne besuchte, war die Grünen-Politikerin geschockt und forderte, dass die Regierung von Oberbayern "sofort einschreiten" müsse. An diesem Freitag machte Demirel einen zweiten Kontrollbesuch in der sogenannten Anker-Dependance am Frankfurter Ring. "Vom Schimmel ist nichts mehr zu sehen, die Raumsanierungen haben angefangen, auch die Duschen sind saniert", sagte Demirel nach ihrem Ortstermin der Süddeutschen Zeitung.

Regierungspräsidentin Maria Els habe ihr bei der Besichtigung gesagt, dass im Mai ein Fußball- und ein Spielplatz entstehen soll. Auch für einen sogenannten Familienraum seien die Gelder bewilligt, auch dafür sollen die Arbeiten im Mai beginnen. "Ich frage mich aber, warum es nötig war, dass wir erst aufbegehren mussten", sagte Demirel, "ich hoffe, dass das ein Exempel war." Für die derzeit 153 Geflüchteten, die in der alten Kaserne untergebracht sind, hat die Grünen-Politikerinnen auch noch weitere kleine Erleichterungen im tristen Alltag erreichen können. So bekommen jetzt Mütter auf Antrag Wasserkocher in ihre Zimmer, damit sie die Babynahrung einfacher zubereiten können. Zurzeit leben dort 35 Babys unter einem Jahr sowie 52 Kleinkinder zwischen einem und drei Jahren.

Seitdem Anfang März die SZ über die Zustände in der "Anker-Dependance" berichtet hatte, wurde die Belegung um fast 80 Menschen reduziert. "Allein das entspannt die Atmosphäre dort, dass nun mehr Luft zum Atmen ist", sagt Andrea Betz, die bei der Inneren Mission München für die Hilfe für Flüchtlinge, Migration und Integration zuständig ist. Die Innere Mission ist in der Flüchtlingsunterkunft für die Sozialbetreuung zuständig. Auf ihren Wunsch hin soll nun dort auch ein sogenanntes Mini-Familyhouse entstehen, in dem Kinder und Eltern ganztägig betreut und beraten werden können.

Auch in der künftigen zweiten "Anker-Dependance" am Moosfeld, die nach derzeitigem Stand im Mai eröffnet werden soll, wird die Innere Mission Mitarbeiter einsetzen können. Am Donnerstag gab es eine erste Begehung von Mitarbeitern der Regierung, des Sozialreferats und der Inneren Mission. "Dort entsteht erst ein neues Hauskonzept", sagt Betz. "Deshalb gibt es jetzt die Chance, dass dieses am Menschen entlang konzipiert wird." Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) wird sich am kommenden Dienstag von der künftigen Einrichtung sowie von der Funkkaserne ein Bild machen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4423330
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.04.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.