Süddeutsche Zeitung

Sturmböen und Gewitter:Mehrere Verletzte und verheerende Schäden

Lesezeit: 3 min

Baum stürzt auf Wohnwagen, Schulpavillon wird abgedeckt, Weide an der Amperbrücke bricht: Das Unwetter in der Nacht auf den Mittwoch zieht eine Schneise der Verwüstung durch den Landkreis.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das in der Nacht über Teile Bayerns ziehende Unwetter mit Orkanböen hat auch im Landkreis verheerende Schäden angerichtet und mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt. Der S-Bahnverkehr ist weitgehend eingestellt worden wegen Bäumen und Ästen auf den Gleisen und beschädigter Oberleitungen. An der Amperbrücke in Fürstenfeldbruck brach der Stamm der mächtigen Weide. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk sind pausenlos im Einsatz. Der Deutsche Wetterdienst warnte am Mittwochmorgen vor weiteren starken Gewittern mit heftigen Sturmböen, Niederschlägen und Hagel im Bereich München.

Ein an der Reiterstraße in Olching unter einem Vordach abgestellter Wohnwagen, in dem ein 60-Jähriger und eine 57-jährige Frau schliefen, wurde gegen Mitternacht von einem umstürzenden, 20 Meter langen Baum getroffen. Während die Frau sich selbst befreien konnte, wurde der Mann eingeklemmt. Mit Hilfe von Anwohnern konnte er sich schließlich befreien. Er kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus.

In Fürstenfeldbruck auf der Bahnhofstraße wurde gegen halb eins ein 39-jähriger Fußgänger ebenfalls von einem umstürzenden Baum getroffen. Der Mann aus Adelshofen lag beim Eintreffen von Polizei und Rettungsdienst noch bewusstlos und eingeklemmt unter dem Stamm. Er konnte aus seiner misslichen Lage befreit werden und wurde zur ärztlichen Untersuchung ins Krankenhaus gebracht. Augenscheinlich hat sich der 39-jährige jedoch nur leicht verletzt. Er kam mit Prellungen und Abschürfungen davon.

Noch in den Nachtstunden meldete Emmerings Bürgermeister Stefan Floerecke in den sozialen Medien: "Uns hat es das Dach vom Pavillon an der Schule abgedeckt, und das Gebäude ist nicht mehr betretbar." Auch der Zugang zur Schule sei eingeschränkt. Die Mittagsbetreuung werde nicht stattfinden können. Mit einem Hilferuf wendet sich am frühen Morgen Robert Toni Gross an die Öffentlichkeit. "Wir brauchen bitte eure Hilfe. Das extreme Unwetter hat unser Verkaufszelt in Maisach (Volksfestplatz) zerstört." Nur mit Unterstützung bestehe Hoffnung, den Stand der "Olchinger Fischbroda" überhaupt noch zu öffnen.

Allein die Feuerwehr Gröbenzell meldete bis zum Morgen 60 Einsätze. Kommandant Christian Weirauch: "Rund 50 Einsatzkräfte sind seit Mitternacht dabei, Straßen und Wege passierbar zu machen. Dabei unterstützt auch die Feuerwehr aus Biburg und das Technische Hilfswerk aus Fürstenfeldbruck." Bereits in den frühen Morgenstunden hat auch der Betriebshof mit den Aufräumarbeiten begonnen. Der THW-Fachberater war noch am späten Abend zur Unterstützung der Kreiseinsatzzentrale alarmiert worden. In Gröbenzell halfen 13 THW-Einsatzkräfte mit zwei Fahrzeugen kurze Zeit später bei der Beseitigung von Bäumen, die auf Häuser, Autos und Straßen gefallen waren. Insgesamt waren über Nacht 22 Einsatzkräfte mit vier Einsatzfahrzeugen unterwegs. Die Schule in Gröbenzell blieb am Mittwoch geschlossen, der Unterricht fiel aus.

Die jahrhundertealte Eiche am Herrenweg im Fürstenfeldbrucker Ortsteil Puch wurde gespalten. Die Feuerwehr Puch, die bis zum frühen Morgen 13 Unwettereinsätze absolvierte, sperrte den Gefahrenbereich ab.

Arg erwischt hat es auch die Tierfreunde Brucker Land in Maisach, wie die Vorsitzende Andrea Mittermeir berichtet. Zwei Kaninchengehege wurden vom Sturm komplett abgedeckt, weitere Stallungen beschädigt. Die Tiere seien in Sicherheit, so Mittermeir, die den Schaden aber als Beleg wertet, dass es im Landkreis langfristig nicht mit solchen baulichen Provisorien getan ist, sondern ein ordentliches Tierheim gebaut werden müsste. Bei den Reparaturen halfen viele Vereinsmitglieder. Spenden wären in dieser Lage sehr willkommen, heißt es.

Die Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck meldete zudem umgestürzte Baugerüste, aber auch mehrere durch das Unwetter ausgelöste Fehlalarme an Gebäuden. Zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam es im Zuständigkeitsbereich der Verkehrspolizeiinspektion Fürstenfeldbruck, insbesondere auf den Autobahnen A8, 96 und A 99. Der Tunnel Eching musste in Fahrtrichtung Lindau wegen Aufräumarbeiten für eine Stunde gesperrt werden. Es kam zu einem Rückstau. Auch der Tunnel Allach musste in Fahrtrichtung Salzburg aufgrund eines witterungsbedingten Verkehrsunfalls gesperrt werden. Auf allen drei Autobahnen waren einzelne Fahrstreifen kurzzeitig nicht mehr befahrbar. Durch den dauerhaften Einsatz von Feuerwehr, Autobahnmeisterei und Polizei konnten sämtliche Verkehrsstörungen beseitigt werden.

Das Freibad Mammendorf muss einer Mitteilung des Landratsamts zufolge auf Grund des Unwetters mindestens noch den Mittwoch geschlossen bleiben. Aktuelle Informationen unter www.fzp-mammendorf.de. Und die Grünen haben die für Mittwochabend angesetzte Veranstaltung zum Thema "Heizen - Welche Lösung für welches Gebäude?" im Olchinger Kom abgesagt, weil einer der Referenten sturmbedingt nicht kommen könne - ein Ersatztermin wird noch bekannt gegeben.

Die Stadtverwaltung Olching warnt dringend vor dem Betreten von Waldstücken. Es müsse mit herabfallenden Kronenteilen oder dem Umfallen von Bäumen, die aktuell noch an anderen Bäumen lehnen, gerechnet werden. Dies kann insbesondere dann gefährlich werden, wenn der Wind später am Tag wieder auffrischt.

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