Süddeutsche Zeitung

Schnelles Internet:Mammendorf hofft auf die Sekretärin des Ministers

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Der Mammendorfer Bürgermeister fordert bei einem Besuch von Wirtschaftsminister Martin Zeil mehr Geld für die Breitbandförderung. Unterstützung erhofft er sich von Zeils Sekretärin.

Gerhard Eisenkolb

Der Ausbau des Breitbandnetzes im Landkreis ist am Donnerstag Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) einen Abstecher ins Mammendorfer Rathaus wert gewesen. Dort überreichte er zusammen mit dem Regierungsvizepräsidenten Ulrich Böger den 99. und 100. Förderbescheid an eine Gemeinde in Bayern. Der Mammendorfer Bürgermeister Johann Thurner nutzte den Anlass, Zeil die Grenzen der Breitbandförderung des Freistaates aufzuzeigen. Da sich viele Gemeinden die Verlegung von Glasfaserkabeln trotz der Zuschüsse vom Freistaat nicht leisten könnten, forderte er eine Aufstockung der Mittel.

Zeil ging nur indirekt auf Thurners Kritik ein. Er wies darauf hin, dass die Staatsregierung das Ziel verfolge, in Bayern eine flächendeckende Versorgung mit dem schnellen Internet zu gewährleisten. Da es jedoch unwirtschaftlich wäre, bis in jeden hintersten Weiler ein Glasfaserkabel zu verlegen, gehe es in einem nächsten Schritt darum, den Technologiemix zu fördern. Die Versorgungslücken könnten auch über den Ausbau des Funknetzes geschlossen werden. Dies sei keine technologische Sackgass.

Laut Zeil ist der Internetzugang über Funk möglicherweise "schneller, besser und wirtschaftlicher" als der in Ballungsräumen übliche Glasfaseranschluss. Das gehe allerdings nur, wenn weitere Sendemasten gebaut werden. Der Minister erklärte den Zugang zur Datenautobahn zur Zukunftsfrage für den ländlichen Raum. Lösen lasse sich dieses Problem nur privatwirtschaftlich. Deshalb müsse der Ausbau des schnellen Internets für private Investoren attraktiv werden.

Die beiden Zuschussbescheide, die Zeil überreichte, dienen jedoch dem Ausbau des Glasfasernetzes durch die Telekom. Jesenwang erhält bei einem Eigenanteil von 114.000 Euro die Maximalförderung von 10.000 Euro. Landsberied bekommt 57.000 Euro und muss selbst 24.600 Euro zuzahlen. Die Glasfaser-Anschlüsse in den beiden Gemeinden sollen bis zum Herbst 2011 fertig sein. Zudem unterschrieben die Bürgermeister der vier Gemeinden Adelshofen, Hattenhofen, Jesenwang und Landsberied Kooperationsverträge mit der Telekom zum Ausbau des DSL-Netzes. Dabei geht es um insgesamt 20 Kilometer Kabel.

Oberschweinbach steht für Thurner beispielhaft für solche Gemeinden, die von der Förderung der Staatsregierung nicht profitieren können. Laut Thurner kostet die Verlegung des Glasfaserkabels in der kleinen Gemeinde, in der Zeils Sekretärin wohnt, 474.000 Euro. Bei einem Zuschuss von 100.000 Euro müsste Oberschweinbach noch einmal fast die vierfache Summe, nämlich 374.000 Euro, aufbringen.

Da der Kommune das Geld fehle, hofft Thurner, dass Zeils Sekretärin den Minister unter Druck setzt. Noch höhere Kosten kämen auf Egenhofen zu. Thurner wies auch darauf hin, dass die Anforderungen schneller stiegen als der Ausbau des Netzes. Die Internetgeschwindigkeit hänge davon ab, wie weit der Nutzer vom Netzknoten entfernt wohne. Deshalb forderten immer mehr Firmen, Glasfaserkabel bis ins Haus zu verlegen. Die Funklösung sei problematisch und wetterabhängig.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2010
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