Süddeutsche Zeitung

Germering:Keine Angst vor Kino-Konkurrenz

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In Pasing soll nahe den Arcaden ein neues Lichtspielhaus entstehen. Die Kinobetreiber in Germering senden die Multiplex-Pläne gelassen

Andreas Ostermeier und Petra Fröschl

Der künftige Germeringer Großkinobetreiber Michael Rusch blickt der bevorstehenden Konkurrenz durch ein neues Multiplex-Kino in Pasing gelassen entgegen. "Das Vorhaben hat keine Auswirkungen auf unsere Pläne", glaubt Rusch, der im kommenden Jahr im neuen AEZ-Gebäude an der Münchener Straße ein Lichtspielhaus mit 800 Plätzen eröffnen will. Die Zielgruppe sei mit den Anwohnern aus Germering und der näheren Umgebung eine andere, so Rusch. Weit skeptischer ist da Werner Scholz, der das Universum-Kino in der Stadthalle leitet: "Wenn Pasing kommt, wird es eng", sagt er - für beide.

Nahe der Pasing-Arcaden soll voraussichtlich 2015 Münchens zweitgrößter Kinopalast entstehen, der in zwölf Sälen bis zu 1800 Besuchern Platz bietet. Als Zielgruppe hat Projektentwickler Jakob Willibald den gesamten Münchner Westen im Blick. Für Michael Rusch, der im gleichnamigen Familienunternehmen mit diversen Filmtheatern betraut ist, liegt Pasing jedoch ein ganzes Stück entfernt, weshalb er mit viel Publikum rechnet. Die Familie betreibt momentan Kinos an fünf Standorten, demnächst soll ein sechster in Penzing bei Landsberg hinzukommen. Germering wäre Standort Nummer sieben. Über den Trend zu großen Kinos sagt Rusch, er könne in einem solchen Haus nahezu jeden Film spielen, der neu herauskommt. Mehrere Säle böten auch die Chance, einen Blockbuster in zwei Kinos zu zeigen. Das komme den Ansprüchen der Film-Verleiher entgegen, die wünschen, dass ihr Film gerade in den ersten Wochen nach der Premiere praktisch partout gespielt werde. Das aber gehe nur, wenn das vorführende Kino über mehrere Säle verfüge.

Kleine Kinos mit nur einem Saal haben es da schwer. Sie können eine solche Ausleihbestimmung nicht erfüllen. Das weiß auch Werner Scholz, der den Germeringer Multiplex-Plänen von Anfang an misstrauisch gegenüberstand. "Germering ist eine Schlafstadt, die meisten Menschen gehen in München ins Kino", sagt er. Wenn das große Kino im AEZ komme, grabe ihm das sicherlich die ohnehin wenigen Besucher ab, weil der Betreiber jeden Film nehme, den er kriegen könne - auch anspruchsvollere Streifen. Schon jetzt den Kopf in den Sand stecken möchte Scholz dennoch nicht: "Ich lasse mich überraschen."

Eine gewisse Konkurrenz für sein Universum-Theater mit den 111 Plätzen sei auch das Kino in Pasing. Doch noch mehr werde es dem neuen Kino im AEZ zu schaffen machen, glaubt Scholz, für den die Pläne nicht überraschend kamen. "Das Kino in Pasing wird bestimmt gut laufen, in Germering bin ich eher skeptisch", meint der Cineast, der auch das Filmeck in Gräfelfing betreibt. Nachmittagsvorstellungen liefen immer schlechter, da Kinder und Jugendliche länger Schule haben, außerdem sei das Kino sehr abgelegen und nur mit dem Auto erreichbar. "Multiplex-Kinos am Stadtrand machen die Filmkultur im Zentrum kaputt", kritisiert Scholz.

Rusch widerspricht. Betreiber kleinerer Kinos könnten sich durch Arthouse etablieren, also durch das Zeigen künstlerischer und nichtkommerzieller Filme. Ob dafür angesichts des Aufbaus einer riesigen neuen Kino-Infrastruktur noch Platz ist, wird sich zeigen.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2013
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