Süddeutsche Zeitung

Energiewende:Windenergie beflügelt Mammendorf

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Der Ort produziert viel mehr Strom, als er verbraucht. Bei einem Vortrag erläutert Energiereferent Zauser, wie das geht

Von Ariane Lindenbach, Mammendorf

Mammendorf, die Ortschaft am Ende der S-Bahnlinie 3, deren Endstation bis vor ein paar Jahren noch "Nannhofen" hieß, dieses Mammendorf hat die beste Energiebilanz im Landkreis Fürstenfeldbruck. Wie der Ort das geschafft hat und vor allen Dingen inwieweit die beiden Windräder dabei eine Rolle spielen, das wollten sich vor Kurzem etliche Menschen erklären lassen. Etwa 70 Interessierte, teilweise aus München und den Nachbarlandkreisen, waren der Einladung von Gemeinderat und Energiereferent Werner Zauser (Freie Wähler) ins Bürgerhaus gefolgt. Sie alle wollten sich informieren lassen über "Stromerzeugung und CO₂-Bilanz".

Wer die Bilanzen der inzwischen zwei Windkraftanlagen im Landkreisen in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der ahnte es bereits: Die Rotoren erzeugen mehr Strom als erwartet, entsprechend besser fällt die Bilanz der Stadtwerke Fürstenfeldbruck aus, die sie betreiben. Die Gemeinde Mammendorf ist an den Windrädern mit einem knappen Drittel beteiligt; auf ihrer Flur steht einer der zwei Rotoren.

Das hat für die Energiebilanz der Gemeinde positive Auswirkungen, wie Zauser den vielen Anwesenden im Bürgerhaus in Mammendorf berichtete. Der Energiereferent erläuterte zunächst, dass die CO2-Emissionen im Landkreis in den fünf Jahren zwischen 2010 und 2015 um knapp fünf Prozent auf insgesamt fast 1,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid gestiegen sind. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Ausstoß im Landkreis blieb allerdings mit 6,9 Tonnen Kohlendioxid je Einwohner und Jahr nahezu unverändert.

Das bedeute, dass sich die Bilanz vor allem wegen des Zuzugs in den Landkreis verschlechtert habe, folgert Zauser aus den Zahlen. Betrachtet man allerdings die Entwicklung in Mammendorf allein, zeigt sich ein anderes Bild: In der knapp 5000 Einwohner zählenden Ortschaft ist der Kohlendioxidausstoß im selben Zeitraum um 1,1 Tonnen pro Kopf gesunken.

Verantwortlich dafür ist Zauser zufolge der einheitliche Wille im Gemeinderat zum Umstieg auf erneuerbare Energien. Diesem Ziel sei man in der Vergangenheit mit vielen Projekten näher gekommen. So verfügt Mammendorf eben nicht nur über zwei Windräder, sondern auch über drei Biogas-Anlagen, mehrere Freiflächen-Photovoltaikanlagen sowie weitere PV-Anlagen auf Dächern. "Wir haben mit Abstand die beste Strombilanz im Landkreis", betonte Zauser. "Und zwar nicht nur auf die Einwohner bezogen, sondern auch in absoluten Zahlen."

Wie der Energiereferent den Anwesenden vorrechnete, produzieren die in Mammendorf vorhandenen Stromerzeuger rund 40 Millionen Kilowattstunden (kWh) im Jahr - weit mehr, als Einwohner und

Firmen dort verbrauchen. Im Gegensatz zu 2010 ist das eine bemerkenswerte Entwicklung: Als die Gemeinde vor zehn Jahren mit der Erzeugung von Strom aus regenerativen Quellen begann, waren es gerade einmal 1,3 Millionen kWh.

Zauser würde die Erfolge seines Ortes gern auf andere Kommunen ausweiten, auch wenn ihm klar ist, dass nicht in jedem Dorf ein Windrad stehen kann. Aber eine flächendeckende Anstrengung zur Erzeugung von umweltfreundlichen Strom würde die Energiewende deutlich voranbringen, sagte er. "Wenn jede Gemeinde im Landkreis nur halb so viel Strom produzieren würde wie wir, würden wir bei 240 000 Einwohner 900 Millionen Kilowattstunden produzieren." Das wäre Zauser zufolge gut ein Drittel mehr, als im Kreis verbraucht wird.

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SZ vom 14.02.2020
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