Süddeutsche Zeitung

Bayerische Geschichte:Feier für ein Familien-Gemetzel

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2022 jährt sich die Schlacht von Hoflach zum 600. Mal. Alling will das Ereignis mit einem mittelalterlichen Festwochenende begehen

Von Manfred Amann, Alling

In ziemlich genau zwei Jahren werden es 600 Jahre sein, dass im Dreieck Puchheim-Ort, Alling und Hoflach die Entscheidungsschlacht im so genannten Bayerischen Krieg stattfand. Ein schon im Frühjahr gegründeter Arbeitskreis hat sich dazu vorgenommen, die "Schlacht bei Hoflach" trotz knapper Quellenlage möglichst detailliert zu erforschen und für die Nachwelt zu dokumentieren. Außerdem soll das Jubiläum im Rahmen eines möglichst mittelalterlichen Festwochenendes gefeiert werden.

Der Gemeinderat hat auf Antrag von Kulturreferentin und Arbeitskreismitglied Simone Stenzer (FW) nun einstimmig beschlossen, das Vorhaben grundsätzlich zu unterstützen und bei den Haushaltsberatungen für die nächsten beiden Jahre Finanzmittel bereitzustellen. "Wir sind der Ansicht, dass dieses für Alling und für die gesamte Region historisch bedeutsame Ereignis in der bayerischen Geschichte mehr Beachtung finden sollte und eine würdige Darstellung verdient", heißt es im Antrag. Dem Arbeitskreis schwebt vor, den Verlauf der Schlacht auf einer Karte, im Sandkasten oder in anderer Form nachzustellen. Historiker vermuten, dass es sich nicht um eine große Schlacht, sondern wohl eher um kleinere Scharmützel an verschiedenen Orten gehandelt habe. Skeptisch äußerte sich daher Karl Wörl, Gemeinderat der Dorfgemeinschaft Biburg-Holzhausen, und riet dazu, erst die Tatsachen zu klären, bevor man eine Feier plane. "Nah dann klär' doch Mal, vielleicht findet man ja jemandem, der damals dabei war", antworte daraufhin die Kulturreferentin, um zu betonen, dass sich der Arbeitskreis genau dieses vorgenommen habe. Andreas Lang (Allinger Bürgervereinigung) erinnerte sich an die Schulzeit und löste damit Heiterkeit aus: Der Lehrer habe gefragt, wann die Schlacht stattgefunden habe, woraufhin ein Schüler geantwortet habe: "In der Früh:" Womit er sicher nicht ganz falsch gelegen habe.

Zum Jubiläum soll auch eine Ausstellung organisiert werden, in der möglichst viele Funden zu sehen sind. Zudem sind Vorführungen und Lesungen geplant. Gaby Loistl (CSU) hatte ein Hufeisen und ein weiteres Eisenstück mit zur Sitzung gebracht, dass auf dem Schlachtengelände gefunden wurde und aus der Zeit stammen könnte. "Wir werden das prüfen und eventuell in der Ausstellung zeigen", versprach Stenzer.

Mit der Schlacht bei Hoflach ging eine lange und heftige, teils kriegerische Auseinandersetzung insbesondere zwischen den Wittelsbacher-Herzögen von Bayern-Landshut, Bayern-München und Bayern-Ingolstadt zu Ende, die in der Landesteilung von 1392 gründete. Bei Alling erlitt Ludwig VII. "der Bärtige", der sich durch die Erbteilung benachteiligt fühlte, 1422 eine herbe und letztlich vernichtende Niederlage. Angeblich geriet im Gemetzel Albrecht III., Sohn von Herzog Ernst von Bayern-München, in arge Bedrängnis, konnte aber vom Vater gerettet werden.

Aus Dankbarkeit ließen die Münchner Herzöge später die Hoflacher Votivkapelle errichten, in der noch heute ein großflächiges, zeitgenössisches Fresko von dem für sie glücklichen Ende der Schlachte erzählt. Es ist geplant, dass an dem Festwochenende auch Kirchenführungen angeboten werden. Wie aus dem Antrag des Arbeitskreises ebenfalls hervorgeht, wird das Vorhaben von Luitpold Prinz von Bayern unterstützt und ist vom Historischen Verein für Fürstenfeldbruck und den Landkreis als förderfähig ins Arbeitsprogramm aufgenommen worden.

Der Autor ist Mitglied des Arbeitskreises

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SZ vom 24.09.2020
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