Süddeutsche Zeitung

Rätselraten um angefahrenes Tier:Wildschweinhamster mit Biberpfoten

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Die halbe Nation schmunzelt über einen Taxifahrer, der offenbar ein Wildschwein rammt und es für einen "großen Hamster" hält. Nun äußert sich der Mann - und liefert ein Beweisfoto.

Von Nadja Tausche, Freising

So ganz schlau wird man aus der Sache nicht. Ein Taxifahrer hatte einen "großen Hamster mit sehr großen Zähnen" angefahren, der sich später als Wildschwein erwies - bundesweit ging dieser Vorfall aus dem Landkreis Freising inzwischen durch die Medien. Das Gelächter war groß, kennt der Mann denn kein Wildschwein?

Nur: Jetzt bekommt die Sache einen ganz neuen Dreh. Denn der Taxifahrer hat sich zu Wort gemeldet, und er sagt: Was er da in der Nacht auf vergangenen Montag angefahren hat, war kein Wildschwein, sondern ein Biber. Und er liefert ein Bild mit. Es ist zwar nachts aufgenommen und ein wenig verschwommen, aber was da auf dem Seitenstreifen liegt, sieht definitiv nicht aus wie ein Wildschwein (siehe Bild). Man achte auf die Pfoten, man achte auf die hervorblitzenden Nagezähne. Wie kann das sein?

Können umgekehrt etwa die Polizeibeamten einen Biber nicht von einem Wildschwein unterscheiden? Immerhin hatte die Freisinger Polizei in ihrer Pressemitteilung explizit betont, der Taxifahrer sei nüchtern gewesen. Und auf Facebook postete das Polizeipräsidium Oberbayern Nord ein Erklärbild mit einem sehr großen Wildschwein neben einem sehr kleinen Hamster, dazu gleich mehrere Pfeile hin zum richtigen Tiernamen.

Den Taxifahrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, stört das Gewitzel nicht besonders. "Mir ist egal, was die Polizei da macht", sagt der 49-Jährige am Telefon. Nur verstehen tue er es nicht ganz: Er habe den Beamten gesagt, das Tier sehe aus wie ein großer Hamster, sei aber keiner. Trotz der Aufregung habe er nie gedacht, er habe einen Hamster angefahren. Und die Polizei habe ihn darum gebeten, sagt er, in die Inspektion zu kommen - wenn denn sein Auto noch fahrtüchtig sei, das hatte immerhin einen Schaden von 5000 Euro, wie sich später herausgestellt hat.

War die Polizei also gar nicht vor Ort? Doch, sagt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Freising, Michael Ertl. Er selbst sei zwar nicht dabei gewesen, Beamte seien aber definitiv zu der Stelle rausgefahren. "Und die Kollegen haben ein Wildschwein vorgefunden." Ob der Taxifahrer da womöglich nicht mehr da war, könne er nicht sagen, sagt Ertl, der schon ein wenig genervt ist von dem Aufhebens um die ganze Sache.

Was da jetzt wirklich passiert ist in jener Nacht auf der Staatsstraße 2084 zwischen Attaching und Schwaigermoos, es bleibt rätselhaft. Sind die Polizeibeamten später rausgefahren und haben ein anderes Tier gefunden? Oder haben die Beteiligten um drei Uhr nachts einfach die Namen verwechselt? Hamster, Wildschwein, Biber, da kann man schon mal durcheinander kommen. Vielleicht war in dieser Nacht ja auch ein Wolpertinger unterwegs, jenes sagenumwobene bayerische Mischwesen, das kaum ein Mensch je zu Gesicht bekommt: Mit Biberpfoten, Wildschweinfell - und den großen Zähnen eines Hamsters.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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