Süddeutsche Zeitung

Schwierige Situation:Offene Ganztagsschule: Träger kündigt Vertrag

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Für die Katholische Jugendfürsorge sind Offene Ganztagsklassen eine personelle und finanzielle Herausforderung. In Moosburg hört sie daher auf, in Freising macht sie wohl weiter.

Von Alexandra Vettori, Freising

Die Katholische Jugendfürsorge hat den Vertrag für die Offene Ganztagsschule am Moosburger Gymnasium gekündigt, eine Weile schien es, als könnte Gleiches auch am Freisinger Josef-Hofmiller-Gymnasium und der Paul-Gerhardt-Schule drohen. Denn die Jugendfürsorge ist auch dort Träger der Ganztagsklassen und möchte mehr Geld. Die Sachaufwandsträger, im Falle der Gymnasien der Landkreis Freising, bei der Paul-Gerhardt-Schule die Stadt, ziehen nicht mit. Am 15. Mai wird das Thema im Kulturausschuss entschieden, der Kreistag hat schon im März abgewunken.

Eltern von Moosburger Gymnasiasten können trotzdem beruhigt sein, die Schule hat bereits einen neuen Träger gefunden. Dem Vernehmen nach war es nicht ganz einfach, offiziell möchte dazu aber niemand etwas sagen. Auch wer der neue Träger ist, bleibt noch geheim. "Es müssen noch die letzten Details zwischen der Schule und dem Kooperationspartner abgestimmt werden", begründet das der Sprecher des Landratsamts, Robert Stangl. Und auch die stellvertretende Schulleiterin, Claudia Theumer, verweist auf laufende Gespräche, denen sie nicht vorgreifen wolle. Fest stehe, die Ganztagsklassen werden weiter geführt, große Veränderungen seien nicht zu erwarten.

Anlass zur Sorge gebe es für das pädagogische Personal oder die Eltern nicht, sagt die städtische Pressesprecherin

Eigentlich werden die Kooperationspartner bei den offenen Ganztagsklassen von der Regierung bezahlt. Der staatliche Zuschuss an weiterführenden Schulen beträgt pro Gruppe und Jahr 27 100 Euro. Darin enthalten ist eine Kostenbeteiligung der Sachaufwandsträgers, im Fall des Landkreises sind das 5500 Euro pro Gruppe und Jahr. Dazu zahlt der Kreis freiwillig pauschal 6000 Euro.

Zugeknöpft gibt sich die Stadt bei dem Thema. Sprecherin Christl Steinhart räumt ein, dass die Katholische Jugendfürsorge mit dem Thema auf die Stadt zugekommen sei. Allerdings seien zum jetzigen Zeitpunkt weitergehende Informationen nicht möglich: "Wir befinden uns derzeit in Gesprächen und werden zeitnah eine Entscheidung in den politischen Gremien herbeiführen", so Steinhart. Anlass zur Sorge gebe es für das pädagogische Personal oder die Eltern aber nicht. So wie es derzeit aussehe, betont Frank Eichler, Zentrumsleiter der Jugendhilfe Nord, "wird die Katholische Jugendfürsorge die Offene Ganztagsschulen an Paul-Gerhardt-Grund- und Mittelschule sowie am Josef-Hofmiller-Gymnasium nächstes Jahr noch weiterführen."

Nun ist die Jugendfürsorge nicht der einzige Träger, der Probleme hat, mit dem Geld auszukommen. Die staatliche Förderung beinhaltet vier Nachmittage Betreuung von 13 bis 16 Uhr und fällt je nach Schulart unterschiedlich aus. Leistet das Personal mehr, etwa Gespräche mit Eltern und Schulleitung, wird das nicht vergütet. Darüberhinaus haben Träger wie die Jugendhilfe und die Caritas, die auf Fachpersonal setzen, Probleme, die Leute zu finden und zu behalten. Dazu kommt, dass die Mittel für die Ganztagsklassenjedes Jahr wieder beim Kultusministerium beantragt werden, viele Mitarbeiter der Teams sind deshalb nur befristet angestellt.

Dass der Job mehr ist, als Aufpassen, bestätigt auch die Leiterin der Paul-Gerhardt-Schule, Karin Buchner: "Das sind mittlerweile wirklich Kolleginnen, die sind fest eingebunden in den Schulalltag." Angesichts dessen, dass Schule heute viel mehr leiste als früher, wachse auch das Aufgabenspektrum in den Ganztagsklassen. Fachpersonal sei ein wichtiger Bestandteil, betont Buchner, "und natürlich ist das auch eine Frage der Bezahlung".

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SZ vom 28.04.2018
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