Süddeutsche Zeitung

Innovation im Landkreis:Über den eigenen Tellerrand schauen

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Heike Mühlenstädt engagiert sich im Vorstand der Wirtschaftsjunioren für Bewerbungstrainings, junge Gründer, den Aufbau eines Netzwerks und einen Transfer von verschiedenen Branchen und Ideen.

Von Nadja Tausche, Freising

Die Wirtschaftsjunioren wollen junge Menschen für die Wirtschaft begeistern und Unternehmer bei der Gründung von Start Ups unterstützen. Heike Mühlenstädt ist stellvertretende Vorstandssprecherin der Freisinger Wirtschaftsjunioren. Warum man das Thema Innovation und Wirtschaft an Schulen ansprechen sollte und wie es im Landkreis mit Start Ups aussieht, erzählt sie im Interview mit der Freisinger SZ.

SZ: Wie organisieren sich die Wirtschaftsjunioren?

Heike Mühlenstädt: Die Wirtschaftsjunioren Freising sind einer von rund 60 Kreisen in Bayern. Darüber gibt es die Landesverbände und die deutsche Dachorganisation. Deutschlandweit sind wir der größte Verband für junge Menschen in der Wirtschaft: Unsere aktiven Mitglieder sind Unternehmer und Führungskräfte unter 40. In Freising haben wir etwa 30 Mitglieder.

Was ist das Ziel der Wirtschaftsjunioren?

Wirtschaftspolitischer Austausch und gesellschaftliches Engagement. Es finden sich Leute zusammen, die im Job engagiert sind und zusätzlich ein Netzwerk suchen und die Möglichkeit, sich über den Job hinaus zu engagieren. Unser Fokus ist dabei, dass sich der "Nachwuchs" zusammenschließt. Wir finanzieren uns über Sponsoren und über Mitgliedsbeiträge: Wer Kreismitglied ist, kann dann an nationalen und internationalen Konferenzen teilnehmen. Zum Beispiel sind wir eine Woche im Deutschen Bundestag.

Was macht man konkret, wenn man sich Ihnen in Freising anschließt?

An jedem ersten Dienstag im Monat findet eine Lounge mit verschiedenen Themen statt. Vor Kurzem ging es zum Beispiel um Datenschutz. Im November haben wir eine Lounge zum Thema Burnout und Prävention, eingebettet in die deutschlandweite Gründerwoche. Darüber gibt es einen deutschlandweit organisierten Schülerwettbewerb in Form eines Wirtschaftsquizes an Realschulen und Gymnasien. In Freising haben da etwa 700 Schüler teilgenommen.

Wieso wenden Sie sich an die Schüler?

Ein großes Ziel der Wirtschaftsjunioren ist es, den Nachwuchs für das Thema Wirtschaft zu begeistern. Wir wollen mit dem Thema Unternehmertum an Schüler herantreten, um den Schülern als Beispiel voranzugehen und zu zeigen: Traut euch was, wenn ihr Ideen habt, traut euch Richtung Start Up. Es gibt nicht nur das Angestelltenverhältnis. Es geht darum, die Schüler abzuholen und früh für das Thema zu begeistern.

Gibt es für dieses Engagement einen speziellen Anlass, etwa, dass immer weniger Leute in die Wirtschaft gehen?

Das nicht, aber das Thema Wirtschaft geht nach unserer Wahrnehmung an den Schulen oft unter. Oder es wird nicht praxisnah vermittelt. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, die Praxis mit reinzubringen und den Schülern Möglichkeiten aufzuzeigen, was sie tun können. Wir werden für den Wettbewerb auch von Lehrern angefragt, die Aktion kommt also gut an. Und vor allem bei den Bewerbungstrainings bekommen wir viel positives Feedback von den Schülern, weil mal jemand von seinem Arbeitsleben erzählt und die Schüler nachfragen können.

Zum Thema Start Ups: Wie entwickelt sich die Zahl der Start Ups im Landkreis Freising?

Zahlenmäßig ist das schwer zu sagen, weil die Abgrenzung schwierig ist: Was geht als Start Up durch? Subjektiv gesehen ist viel im Gange, es gibt die verschiedensten Ideen. Zwei Beispiele von unseren Mitgliedern, die momentan aktiv in der Gründung sind: Einmal ist da ein lokales Handwerkerportal, das im Landkreis Freising Kunden und Handwerker vermittelt. Ein anderes Start Up bietet Virtual Reality-Kurse für Handwerksleistungen an. Das zeigt, dass Wirtschaft auch in Richtung Handwerk weitergedacht werden kann. Wir wollen einen Transfer von verschiedenen Branchen und Ideen.

Wer schließt sich den Wirtschaftsjunioren in Freising an?

Es ist eine bunte Mischung: Unser jüngstes Mitglied ist noch Student, wir haben aber auch Leute dabei, die vor Jahren gegründet haben und jetzt renommierte Unternehmen führen. Geschätzt etwas mehr als die Hälfte unserer Mitglieder ist selbständig. Aber man muss kein Gründer sein, um zu uns zu kommen, es sind auch Anwälte und Ärzte dabei. Von dieser Vielfalt leben die Wirtschaftsjunioren, weil es darum geht, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

Sie sind auch im Landesvorstand der Wirtschaftsjunioren in Bayern. Gibt es etwas, das Freising beim Thema Gründung von anderen Kreisen unterscheidet?

Ich würde sagen, Freising ist ein sehr aktiver Kreis. Wir haben viele Gründer, die erfolgreich Unternehmen hochgezogen haben. Inhaltlich lässt sich aber kein Unterschied feststellen, dass etwa bestimmte Themen bei der Gründung präsenter sind, kann man nicht sagen. Dafür greifen wir zu wenig Leute auf.

Ist es heute leichter als früher, Start Ups zu gründen?

Das Thema wird sehr gepusht, auch durch die Politik. Es gibt Gründungszentren, Gründungsberatung - und im November kommt dann die Gründungswoche. Als Gründer bekommt man schon viel Hilfestellung.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2018
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