Süddeutsche Zeitung

Plane Stupid funkt dazwischen:Dompteurin aus Berlin

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Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe, fordert beim Neujahrsempfang der Freisinger CSU ein schlankes Europa. Josef Hauner: Bedarf für dritte Startbahn ist nicht vorhanden.

Von Gerhard Wilhelm

So hatten sich die Gäste des CSU-Neujahrsempfangs in Freising den Empfang wohl nicht vorgestellt. Sie mussten sich teilweise ihren Weg durch rund 60 Anti-Startbahn-Demonstranten regelrecht pflügen - begleitet von einem lautstarken Trillerpfeifen-Konzert und Beschimpfungen. Heimatzerstörer wurden sie genannt. Zwei Stockwerke höher war dann die CSU-Welt wieder intakt, als sich der stellvertretende Ortsvorsitzende Peter Geiger bei den zahlreichen Gästen für ihr Kommen bedankte. Unter ihnen Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, die Festrednerin.

Das Aufzählen der Ehrengäste dauerte Minuten. Erstmals seit Jahren, so freute sich Peter Geiger, könne man auch wieder Gäste vom Freisinger Domberg begrüßen: Domrektor Rainer Boeck wurde ebenso erwähnt wie Otto Wiesheu, etliche Vertreter der politischen CSU-Gruppierungen, Ortsvereine und die Leiter diverser Verbände, Banken und Vereine.

Freisings CSU-Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer ging dann auf den "netten" Empfang ein, den die Demonstranten der CSU bereitet hatten. Und er bedankte sich: "Zum ersten Mal ließen mich die Demonstranten zu Wort kommen und zum ersten Mal hörten sie zu. Ein gutes Zeichen für 2014." Egal wie das Gerichtsurteil am 19. Februar lauten werde, man werde das Thema dritte Startbahn erneut politisch diskutieren und bewerten.

CSU-Landratskandidat Josef Hauner legte sich in seiner Rede, die zu einem Plädoyer für seine Bewerbung wurde, deutlicher in Sachen dritte Startbahn fest: "Die Wortwahl der Protestierer gefällt mir nicht immer, aber in der Sache sind wir einer Meinung". Eine Realisierung vermindere die Lebensqualität der Bürger im Umfeld und die Flughafen München GmbH (FMG) habe aus seiner Sicht bisher einen Bedarf nicht vorweisen können, sagte Hauner. Er plädierte für "intelligentere Lösungen". Star des Abend war Gerda Hasselfeldt, die "Dompteurin einer Männergruppe", wie Peter Geiger sagte und damit die CSU-Landesgruppe in Berlin meinte. Das Thema ihrer Festrede war die "bayerische Handschrift" im Koalitionsvertrag. Sie zeigte die Punkte auf, bei denen sich die CSU durchgesetzt habe - keine Steuererhöhungen, Betreuungsgeld, Mütterrente und das Leistungsgesetz für Menschen mit Behinderungen -, und wo die CSU auch in der ganzen Legislaturperiode unter anderem nicht nachgeben werde: bei einer Lockerung der Schuldenbremse und der Zuwanderung in die Sozialsysteme. Gerda Hasselfeldt mahnte, angesichts der jüngsten Wahlergebnisse und Umfragen nicht übermütig zu werden. Nicht alles Gute in Bayern dürfe man der eigenen Partei zuschanzen. Die Ergebnisse seien "Auftrag und Verpflichtung" zugleich. Es gelte weiter in die Bildung zu investieren, "das Pfund in unserem Land", die Infrastruktur müsse ausgebaut werden und Energie bezahlbar bleiben. Aufgabe des Staates sei, den Bürger zu unterstützen, nicht zu bevormunden. Zudem sprach sich die CSU-Bundestagsabgeordnete für ein schlankes, aber starkes Europa aus - schlank, wenn es um den Alltag der Bürger gehe. Nicht alles müsse geregelt werden.

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SZ vom 24.01.2014
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