Süddeutsche Zeitung

Neufahrn/Hallbergmoos:Buslinie 692 wird nicht verlängert

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Weil kein Bedarf besteht, soll die Regionalbuslinie nun doch nicht zum Flughafen erweitert werden.

Von Alexandra Vettori, Neufahrn/Hallbergmoos

Seit vier Jahren gibt es die Regionalbuslinie 692 von Neufahrn nach Hallbergmoos via Gewerbepark und Cineplex-Kino. Mittlerweile nutzen sie so viele Fahrgäste, dass sie nach dem vierjährigem Probebetrieb fortgeführt werden soll. Das wird sie wohl auch, doch hat es jüngst einige Irritationen gegeben. Denn die Verkehrsplaner haben mit ihrem neuen Fahrplan 2021 wohl etwas zu hoch gegriffen und müssen nun wieder zurückrudern.

Als die Buslinie 692 im Dezember 2017 in Betrieb ging, feierten Ortspolitiker samt Landrat die interkommunal finanzierte Linie als großen Schritt im öffentlichen Nahverkehr. Schließlich verbindet sie die beiden S-Bahnhöfe Hallbergmoos und Neufahrn mit Zwischenstopps in den Neufahrner Gewerbeparks Nova und Römerpark samt Kino sowie im Hallbergmooser Sport- und Freizeitpark. Konkrete Zahlen zur Auslastung der Linie nannte der MVV auf Anfrage der SZ zwar nicht, eine Sprecherin teilte aber mit, "laut bisherigen Beobachtungen und Auswertungen" werde die Linie vor allem in den Hauptverkehrszeiten morgens und abends sowie im Schülerverkehr genutzt. Dazu verzeichne man "relativ viele Fahrten zum und vom Kino in Neufahrn".

Hallbergmooser benutzen die Linie 698 oder S-Bahn, um zum Flughafen zu fahren

Und weil es so gut läuft auf der Linie 692, haben die Verantwortlichen beim neuen Fahrplan ab Dezember 2021 kräftig nachgebessert: Der Takt sollte von 40 auf 20 Minuten verdichtet werden, die Linie auch am Wochenende früher starten und außerdem vom bisherigen Wendepunkt Hallbergmooser Bahnhof nun bis zum Flughafen weitergeführt werden. Die Initiative dazu, so der MVV, sei von Landkreis und Gemeinden ausgegangen. So viel Service aber hat seinen Preis.

Der MVV rechnet mit jährlichen Betriebskosten zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro. Auf Hallbergmoos würden, berechnet nach Streckenkilometern auf Gemeindegebiet, zwischen 712 000 und knapp 800 000 Euro entfallen, fast eine halbe Million mehr als bisher. Zu viel, wie der Gemeinderat fand, auch wenn laut Landkreis die Initiative zur Verlängerung einst aus Hallbergmoos gekommen war. Doch auch die reiche Gemeinde muss mittlerweile sparen. Und so votierte der Gemeinderat zwar für die Linie 692, nicht aber für Kostenmehrungen durch Verlängerung und Taktverdichtung. Gegen Linienänderungen in Neufahrn hat man nichts, solange sie Hallbergmoos nichts kosten. Hallbergmooser, so hieß es im Gemeinderat, nähmen zum Flughafen ohnehin eher den Bus 698 oder die S-Bahn.

Auch der Flughafen fällt als Geldgeber für die Streckenverlängerung aus, die ihn zwischen 400 000 und 450 000 Euro gekostet hätte. Jochen Flinner vom FMG-Regionalbüro betonte, man habe die Linienführung stets kritisch gesehen: "Offen gestanden fehlt uns der verkehrliche Nutzen." Es sei nicht zu erwarten, dass viele Fluggäste oder Mitarbeiter aus Neufahrn und Hallbergmoos die Linie nutzten, weil beide Orte schon gut an den Flughafen angebunden seien. Mit dem geplanten Lab Campus könnte sich diese Situation irgendwann aber auch ändern. Im übrigen, so Flinner, beteilige sich der Flughafen bereits mit einer stattlichen Summe an der Buslinie 635 zwischen Freising und Flughafen. Im Landratsamt überlegte man deshalb, den Anteil des Flughafens zu übernehmen.

Nachdem nun aber nur Neufahrn seinen Mehrkosten in Höhe von 414 000 bis 460 000 Euro zugestimmt hatte, wo laut Kilometer-Aufteilung die Verlängerung auch nicht zu Buche geschlagen hätte, hat man im Landratsamt offenbar die Reißleine gezogen. Wie auf Nachfrage zu erfahren war, haben sich Landkreis, Gemeinden und MVV schon an die neuerliche Überplanung der Fahrpläne und Linienverläufe gemacht. Die neuen Pläne sollen in den nächsten Sitzungen der Gemeindegremien beraten werden. Die Weiterführung zum Flughafen sei nicht mehr dabei, so dass sich die Frage nach einer Kostenteilübernahme durch die FMG oder die Weitergabe der Kosten an den Kreis nicht weiter stelle.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2020
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