Süddeutsche Zeitung

Verkehr in München:So soll der Sicherheitscheck am Flughafen schneller gehen

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Mit neuen CT-Scannern können künftig mehr Passagiere in kürzerer Zeit am Münchner Airport abgefertigt werden. Für Reisende hat die neue Technik noch einen weiteren großen Vorteil.

Von Andreas Schubert

An diesem Tag ist Oberbayerns Regierungspräsident Konrad Schober im Vergleich zu Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) eindeutig der Bad Boy: Bei der Demonstration der neuen Sicherheitskontrollen entdecken die Security-Leute bei ihm eine in 3-D-Druck hergestellte Pistole. Minister Bernreiter dagegen hat nur eine harmlose Trompete im Handgepäck, wer weiß schon, wie so eine Plastikknarre im Landtagswahlkampf gedeutet werden würde.

Beides ist auf den Bildschirmen auch für Laien zu erkennen. Freilich ist die tägliche Arbeit der Sicherheitsleute deutlich anspruchsvoller. Am Mittwoch hat Bernreiter zusammen mit Flughafenchef Jost Lammers im Terminal 1 drei neue Kontrollspuren offiziell in Betrieb genommen. Bei diesen müssen Passagiere nicht mehr ihre Taschen oder Rucksäcke umständlich ausleeren, sprich: Auch Laptops und Flüssigkeiten können im Handgepäck bleiben. Mit Hilfe der Technik lässt sich der Inhalt einer Tasche sehr genau erkennen.

Für Flüssigkeiten gilt bislang noch die Vorschrift, dass sie in eigenen durchsichtigen Säckchen extra durch die Kontrolle geschickt werden müssen und dabei jedes einzelne Behältnis maximal 100 Milliliter fassen darf. Der Plastikbeutel darf höchstens einen Liter fassen.

Damit soll es in München spätestens 2026 komplett vorbei sein, wenn alle Kontrollanlagen auf die neue Technik umgestellt sind. Die scannt den Tascheninhalt mittels Computertomographie (CT) von allen Seiten und erstellt aus Hunderten Einzelbildern ein dreidimensionales Bild. Der Clou: Flüssigkeiten können anhand ihrer Dichte identifiziert werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der staatlichen Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München (SGM) können also zwischen Weißbier (erlaubt) oder Brennspiritus (verboten) unterscheiden.

Seit 2019 wurde die Technik bereits im Terminal 2 getestet. Nun sind im Terminal 1 drei neue und im Terminal 2 zwei neue Anlagen in Betrieb. Weil bis zu vier Passagiere gleichzeitig ihr Handgepäck auf das Band legen können, soll alles viel schneller gehen. Bis zu 520 Fluggäste können so pro Stunde abgefertigt werden, vorher waren es etwa 325. Oder wie es Uwe Büchner, der für Flugsicherheit zuständige Referatsleiter im bayerischen Verkehrsministerium, vorrechnet: "Der Wannenfaktor pro Passagier verringert sich von 2,3 auf 1,2."

Hinter einer verkleideten Scheibe sitzen SGM-Mitarbeiter und analysieren die Tascheninhalte. Kommt ihnen etwas verdächtig vor, wird das Handgepäck auf eine gesonderte Gepäckspur umgeleitet, die durch eine Glasscheibe vom Passagier getrennt ist, um einen möglichen Zugriff zu verhindern. Dann kommt ein Mitarbeiter und legt das Gepäck noch einmal auf einen Scanner und es muss geöffnet werden. Gibt es keine Beanstandungen, nimmt der Passagier wie üblich seine Sachen an sich, die leere Wanne verschwindet dann in einem Schacht, wird dann automatisch zum Anfang der Kontrollspur zurückgefahren und dabei noch mit UV-Licht desinfiziert - eine Lehre aus Corona, wie es Büchner erklärt.

Insgesamt sollen bis zum Beginn der Sommerferien 2026 in beiden Terminals 48 Kontrollspuren und 60 CT-Geräte im Einsatz sein. Dann fällt in München auch die Begrenzung der mitgebrachten Flüssigkeiten.

CSU-Minister Bernreiter weist im Wahlkampfjahr natürlich gerne darauf hin, dass der Freistaat 45 Millionen Euro für die neue Sicherheitstechnik spendiert, die künftig auch in den anderen bayerischen Airports zum Einsatz kommen soll. Nürnberg soll ebenfalls bis 2026 gänzlich umgerüstet werden, ein erstes Gerät ist schon seit Februar im Einsatz. In Memmingen werden die CT-Scanner bei der nächsten baulichen Erweiterung eingebaut.

Münchens Terminal 2 soll schon 2024 komplett umgerüstet sein, dann müssen sich Fluggäste keine Sorgen mehr um ihre mitgebrachten Sonnencremes, Haargels oder Sekt-Piccolos machen.

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