Süddeutsche Zeitung

Flughafen München:Lufthansa baut das Drehkreuz München aus

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Von Andreas Schubert

Dass sich der Dritte freut, wenn sich zwei streiten, ist zwar ein alter Hut. Kommt aber immer wieder vor. Der Dritte ist in diesem Fall die Münchner Flughafengesellschaft FMG, die von einem Zwist der Lufthansa mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport profitiert. Denn Lufthansa hat am Donnerstag bekannt gegeben, dass sie statt bisher zehn Flugzeuge des Typs Airbus A 350 nun 15 fest in München stationiert. Das bedeutet, die Airline baut mit dem verstärkten Einsatz des neuen Langstreckenfliegers ihr Drehkreuz im Süden aus.

Die "Stabilität der Systempartnerschaft" mit der FMG sei der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Gemeinsam zeige man, welch enormes Potenzial in einer guten Kooperation zwischen Airline und Flughafen steckt. Damit spielt Spohr darauf an, dass es in Sachen Kooperation zuletzt in Frankfurt, dem eigentlichen Hauptsitz der Lufthansa, einige Spannungen gab.

Die Airline war verärgert darüber, dass Fraport dem Billigfluganbieter Ryanair Rabatte bei den Passagiergebühren einräumte, die Lufthansa als unfair betrachtet. Denn die Rabatte gelten auch für Strecken, die auch andere Gesellschaften wie eben die Lufthansa fliegen. Spohr fordert "gleiche Konditionen für gleiche Strecken". Nun habe man eben diese Woche entschieden, weitere fünf A 350 nach München ausliefern zu lassen.

Der Standort München werde für die Lufthansa Gruppe immer wichtiger, sagte Spohr und setzt auf den "Willen, gemeinsam Wachstum zu gestalten". Freilich hat auch dieses Wachstum Grenzen. So betonte Spohr - wenig überraschend - dass der Münchner Flughafen seine Kapazität ausgeschöpft habe und eine dritte Start- und Landebahn für eine weitere Expansion nötig wäre.

FMG-Chef Michael Kerkloh betont auf Nachfrage: Für den Flughafen München sei die Stationierung von fünf weiteren A 350 ein wichtiges Signal. Die Lufthansa bekenne sich damit konsequent zu ihrem bayerischen Drehkreuz, erhöhe ihre Flexibilität und Wirtschaftlichkeit und schaffe so beste Voraussetzungen für eine Erweiterung ihres Langstreckenangebotes ab München. "Die gute Nachricht für unsere Nachbarn: Durch den Einsatz von noch mehr dieser hochmodernen Flugzeuge wird der Fluglärm bei den Starts und Landungen spürbar abnehmen", so Kerkloh.

Der Airbus A 350 bietet knapp 300 Plätze und gilt als das modernste Langstreckenflugzeug der Welt. Es verbraucht relativ wenig Sprit und ist nur halb so laut wie vergleichbare Flugzeugtypen. Der Flieger ist zudem deutlich kleiner als der Airbus A 380 mit seinen 500 Plätzen und ist dadurch leichter zu füllen. Das bedeutet, dass die Kosten pro Passagier auch vergleichsweise niedrig sind. Die Lufthansa kann so von München aus mehr direkte Übersee-Verbindungen anbieten, die sonst nur als Umsteigeverbindung an großen Drehkreuzen, sogenannten Mega-Hubs, wirtschaftlich sind.

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Quelle:
SZ vom 17.03.2017
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