Süddeutsche Zeitung

TSV 1860 München:Ein einziger Stand auf dem Löwen-Flohmarkt

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So hat sich das Dirk Härle nicht vorgestellt: Der Flohmarkt mit Fan-Devotionalien erweist sich als Flop, er ist als einziger zum Verkauf angetreten.

Von Hubert Grundner, Obergiesing

"Dass ich der einzige bin, das hätte ich nicht gedacht." Tatsächlich hat außer Dirk Härle keiner einen Verkaufsstand beim Flohmarkt aufgebaut, der nur mit Devotionalien des TSV 1860 München bestritten werden sollte. Zwar verwandelt sich der Grünspitz am Samstag von 10 Uhr an unaufhaltsam in einen Blauspitz: Immer mehr Löwen-Fans machen auf dem Weg von der U-Bahnstation Silberhornstraße hier noch Halt, bevor sie die paar Meter weiterlaufen zum Grünwalder Stadion, wo um 13.15 Uhr das Spiel gegen den Karlsruher SC angepfiffen werden soll.

Die Stimmung ist gut, schließlich kennt zu diesem Zeitpunkt ja noch keiner das Endergebnis der Partie. Und selbst Petrus hat ein Einsehen und lässt auf die eisig kalten Regenschauer vom Morgen ein paar Sonnenstrahlen folgen. Allein, das Herz eines leidenschaftlichen Sammlers lässt sich dadurch nicht erwärmen: Der großen Nachfrage steht praktisch kein Angebot gegenüber. Was zumindest für Dirk Härle den Vorteil hat, dass er seine Fundstücke schnell losschlägt. Seit etwa zwei Jahren sammelt der Münchner intensiv vor allem alte Sachen aus den 1920er bis 1980er Jahren, die Bezug zum TSV 1860 München haben - Anstecknadeln, Trikots, Eintrittskarten etcetera. "Die Aufnäher waren heute gleich weg", erzählt er und vermutet als Grund dafür, dass wieder "Kutten" in Mode kommen, also die von den Fans getragenen Westen mit ihren Vereinslogos, Treueschwüren und Kampfansagen.

Ein millionenschwerer arabischer Käufer fand sich leider nicht

In dem Moment kommt Lothar Langer vom Fanprojekt München an den Stand: Er hat ein gut erhaltenes Buch zum 100-jährigen Bestehen des TSV 1860 München entdeckt ("des gibst mir gleich"), das er sich 50 Euro kosten lässt. Deutlich billiger gehen dagegen zwei Wimpel von Fanclubs plus ein älterer Lederball mit Löwen-Aufdruck her. Mit Langers Einkauf endet aber auch schon wieder der Flohmarkt - Härle baut wenig später seinen Stand ab.

Kurz vor Mittag taucht dann doch noch ein wahres Prachtstück auf: Michael Mieslinger und Christian Götz aus Eichenau haben ein Paar Löwen-Ski mit dabei, sehr zur Gaudi vieler anderer Sechzger, die auch gleich ihr Handy für einen Schnappschuss zücken. Götz bekam die Bretter vor circa 30 Jahren geschenkt, eine Spezialanfertigung aus dem Sporthaus Oberpollinger. Ein millionenschwerer arabischer Käufer, wie von Mieslinger augenzwinkernd erhofft, fand sich auf dem Grünspitz aber leider nicht.

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Quelle:
SZ vom 29.04.2019
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