Süddeutsche Zeitung

Finanzierung:Münchner Moschee-Projekt droht das Aus

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Weil die Millionenspende aus Saudi-Arabien weiter auf sich warten lässt.

Von Bernd Kastner

Die Zeit wird knapp für das Münchner Forum für Islam (MFI). Hop oder top. Die zugesagte Spende aus Saudi-Arabien ist bislang nicht auf dem MFI-Konto eingegangen, weshalb dem Moschee-Projekt von Imam Benjamin Idriz das Aus droht. Am Freitag will sich der Ältestenrat des Stadtrats erneut damit beschäftigen. Die zentrale Frage ist, ob die Frist noch einmal verlängert wird, bis zu der die Finanzierung nachgewiesen sein muss, zumindest die für das reservierte Grundstück an der Dachauer Straße. Etwa 4,5 Millionen Euro braucht das MFI fürs Erste, und die Geduld im Rathaus reicht wohl nicht mehr lange.

Mitte Dezember klangen die MFI-Verantwortlichen noch sehr optimistisch. Ein sehr wohlhabender und betagter Geschäftsmann aus Saudi-Arabien habe zugesagt, zunächst das Geld für das Grundstück zu spenden und später noch mehr, damit das MFI auch das Gemeindezentrum bauen könne. Über dieses Versprechen informierte Alt-Oberbürgermeister Christian Ude, der Vorsitzende des MFI-Kuratoriums, seinen Nachfolger OB Dieter Reiter (SPD). Eigentlich hätte die komplette Finanzierung bis Ende 2015 stehen sollen. Aufgrund der Kunde von der versprochenen Spende verlängerte der Ältestenrat die Frist aber um ein Jahr.

Der Spender sei nach wie vor willig

Allein, die Millionen aus Saudi-Arabien kamen nicht. Kurz vor Silvester informierte das MFI das Rathaus über die angebliche Ursache: Die saudische Regierung sei über Kritik aus dem Munde von Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) so verärgert, dass sie derzeit keine Überweisungen ins Ausland zur Finanzierung einer Moschee zulasse. Der Spender aber sei nach wie vor willig, allerdings sind die Beziehungen zwischen Berlin und Riad seither keinesfalls besser geworden, im Gegenteil.

Mit der Hinrichtung von 47 Menschen hat Saudi-Arabien noch mehr Kritik auf sich gezogen. Idriz bemüht sich bis zur letzten Minute, den Millionen doch noch den Weg nach München zu ebnen.

Ein Ort der Integration

Wie der Ältestenrat am Freitag auf die aktuelle Lage reagiert, ist offen. Nach wie vor gibt es viele Sympathien im Rathaus für das ehrgeizige MFI-Projekt. Für 30 bis 40 Millionen Euro will der Verein auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück im künftigen Kreativquartier ein repräsentatives Islamzentrum bauen, das neben einer Moschee für 800 Gläubige unter anderem auch Bibliothek, Akademie und Gastronomie umfasst. Es soll ein Ort der Integration werden. Aber irgendwann will das Rathaus wissen, woran es ist, nachdem nun schon seit neun Jahren über das Projekt diskutiert wird. Kuratoriumschef Ude sagt, er hätte größtes Verständnis, wenn der Ältestenrat nun ein letztes, recht kurzes und dann aber endgültiges Ultimatum stelle. "Man wird die Geduld des Stadtrats nicht überstrapazieren dürfen."

Entsprechende Signale hört man auch aus dem Rathaus, wobei es in dieser Frage keinen nennenswerten Parteienstreit gibt. "Unendlich kann's nicht weitergehen", sagt ein Stadtrat. Irgendwann müsse ein "Schlusspunkt" gesetzt werden. Er schlägt eine Verlängerung der Frist um ein paar Monate vor. Damit könnte auch Ude leben: "Das kann kein Mensch kritisieren." Idriz, derzeit im Ausland unterwegs, hofft weiter: "Die Weltereignisse erschweren unsere Bemühungen. Wir werden uns weiter bemühen und hoffen, dass die Stadt dem Projekt nicht die Unterstützung entzieht."

Der Ältestenrat verlangt Auskunft über den anonymen Großspender

Kommt das Geld doch noch, steht der Stadt eine "anspruchsvolle Debatte" bevor, wie ein anderer Rathauspolitiker formuliert: Wer ist es, der so viele Millionen spendiert? Der Ältestenrat jedenfalls verlangt Auskunft über den bislang anonymen Großspender, was das MFI zugesagt hat - sobald das Geld da ist. Idriz betont wieder und wieder, dass kein Spender die Arbeit des MFI beeinflussen dürfe, der Saudi habe das auch schriftlich zugesichert.

Dennoch dürfte es eine Debatte geben, welches Geld das MFI und indirekt damit auch die Stadt München annehmen dürfen. Von welcher Person, aus welchem Land? Ein Mitglied des Ältestenrats sagt, dass man sich auf die Prüfung der Person beschränken, den Spender also nicht für sein Land in Haftung nehmen wolle.

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Quelle:
SZ vom 20.01.2016
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