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Filmfest:Was Cannes kann, kann München auch - ein bisserl zumindest

Lesezeit: 2 min

Von Bernhard Blöchl, München

Nun gab es kurz vor knapp doch noch ein paar hübsche Überraschungen zu verkünden. Bei der Vorstellung des Filmfest-Programms am Donnerstag im BR-Funkhaus erklangen Namen wie Nastassja Kinski, die in der Hauptjury sitzen wird, Sergio Castellitto, der seinen Film "Fortunata" vorstellen wird, und Josh Homme, Rocksänger der Queens Of The Stone Age und inzwischen auch Dokumentarfilmer ("American Valhalla").

Sie alle werden nach München kommen, ebenso die bereits vor ein paar Wochen bestätigten Hollywood-Größen Bryan Cranston, bekannt aus "Breaking Bad" und Bill Nighy ("Tatsächlich ... Liebe"). Glanz verspricht zudem Sofia Coppola. Die kürzlich in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnete Oscar-Gewinnerin aus New York zeigt in München ihren Thriller "Die Verführten", außerdem wird ihr die Retrospektive gewidmet. "Ich bin seit Jahren hinter ihr her", sagte Festivalleiterin Diana Iljine. "Ich bin sehr begeistert."

Was wie ein Aufatmen klang, war wohl auch eins. Denn der Weg zum 35. Filmfest war steinig gewesen für Iljine und ihr Team. Kritiker hatten in den vergangenen Jahren immer wieder das Ausbleiben der Stars beklagt, die Messlatte nach dem "Toni Erdmann"-Erfolgsrausch lag hoch, und dann musste man auch noch damit zurechtkommen, dass mit Sky einer der drei Hauptsponsoren des Festivals die Zusammenarbeit beendet hatte - nach Aussage beider Partner sei das lange abgesprochen gewesen und habe keine spürbaren Auswirkungen auf das Festival.

Wie um noch eine weitere Hürde als Herausforderung für die Organisatoren zu installieren, erwies sich die zeitliche Nähe zu den Filmfestspielen von Cannes noch nie so knifflig wie in diesem Jahr: Kein ganzer Monat liegt zwischen dem Abschlussfilm von Cannes und der Eröffnung in München am 22. Juni. Cannes zählt - wie die Berlinale auch - zu den sogenannten A-Festivals, die man in Bayern mit dem Filmfest und den Hofer Filmtagen selbstverständlich sehr interessiert verfolgt.

Bei der Pressekonferenz am Donnerstag wurden nun die (vorläufig) letzten Überraschungen besprochen, auch diese haben mit Cannes zu tun. Bis zuletzt war - ungewöhnlich lange - offen, welcher Film nun jene Festivalausgabe eröffnet, die von 22. Juni bis 1. Juli wieder etwa 80 000 Besucher in die Kinos der Stadt locken könnte. Claire Denis' "Un Beau Soleil Intérieur" ist es geworden, mit Juliette Binoche in der Hauptrolle. Cannes-Beiträge und französische Filme sind ohnehin stark vertreten im Programm, neben Denis auch Arnaud Desplechin und Michel Hazanavicius im Hauptwettbewerb.

Starkes Kino aus Russland, China und Iran steht ebenso im Fokus wie zahlreiche Coming-of-Age-Filme unter dem Motto "Youth On The Move", politisches Autorenkino ("Kreativer Widerstand") und Konzertfilme (als Open-Air). Neues gibt es etwa von Michael Haneke und Klaus Lemke, Arne Feldhusen und Rosa von Praunheim. Hans-Christian Schmid stellt seine Serie "Das Verschwinden" vor, Jan Henrik Stahlberg sein Vater-Sohn-Porno-Drama "Fikkefuchs".

Insgesamt 180 Filme aus 60 Ländern stehen auf dem Programm, darunter 120 Deutschland- und 45 Weltpremieren (Karten online vom 12. Juni an, regulär vom 15. Juni an). Alles in allem ein Programm, das sich sehen lassen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur wegen der Stars.

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Quelle:
SZ vom 09.06.2017
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