Süddeutsche Zeitung

Erziehung:Eltern protestieren gegen Kita-Gebühren

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Die drei kirchlichen Betreuungseinrichtungen in Zorneding erhöhen zum neuen Jahr ihre Beiträge. Dagegen regt sich Widerstand.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Dass die kirchlichen Kindergärten in Zorneding keine schwarzen Zahlen schreiben, ist hinlänglich bekannt. Jedes Jahr muss die Gemeinde einen hohen Defizitausgleich leisten, damit der Betrieb der Einrichtungen aufrecht erhalten werden kann - und immer wieder stellt sich im Gemeinderat dieselbe Frage: Warum schafft es die Kirche nicht, zumindest kostendeckend zu arbeiten? Ein Schritt in diese Richtung soll zum kommenden Jahr durch die Erhöhung der Betreuungsgebühren erreicht werden. Dagegen regt sich nun aber Protest in den Reihen der Eltern, die sich in einem offenen Brief über "völlig undifferenzierte Preisanpassungen" beschweren.

Ursprünglich hatte die Kirche in einem Schreiben an die Gemeinde angekündigt, man werde von 2022 an für die Kindergärten und Kitas St. Georg, St. Martin und Pfarrer Paulöhrl die Beiträge um elf bis 15 Prozent erhöhen. Tatsächlich fällt die Steigerung aber wohl deutlich höher aus, wie von den betroffenen Eltern zu erfahren ist. Demnach seien künftig im Schnitt knapp 500 Euro pro Jahr und Kind mehr zu zahlen als bisher - was einer Steigerung von 35 Prozent entspreche. Damit seien die Zornedinger Kitas deutlich teurer als vergleichbare Einrichtungen in Kirchseeon, Poing oder Markt Schwaben. Doch nicht nur das: Wie eine Stichprobe der Eltern ergeben hat, verlangen die kirchlichen Einrichtungen nach der Erhöhung sogar mehr als die privaten am Ort, die anders als die Kirche keinen Ausgleich von der Gemeinde bekommen.

Die Eltern erheben Vorwürfe gegen den Träger

Für die Elternbeiräte der Kindergärten St. Martin und Pfarrer Paulöhrl ist das eine Entwicklung, die sie nicht akzeptieren wollen. Man habe den Eindruck, "dass sich seitens des Trägers in der Vergangenheit nicht ausreichend gekümmert wurde, sei es um die Mitarbeiterinnen, die Kinder mit ihren Eltern aber auch die Finanzen, die am Ende den Zornedinger Steuerzahlern zur Last fallen", heißt es in dem offenen Brief an die Kirchenstiftung und die Gemeinderäte.

Vor allem ärgert die Eltern, dass sie die vermeintlichen Versäumnisse nun in Form von hohen Preissteigerungen ausbaden müssen. "Dies wird gerade sozial schwächere Eltern mit ihren Kindern in Pandemie-Zeiten noch mehr in Not bringen", schreiben die Elternbeiräte. Ein Verweis, sie könnten sich das Geld von den Sozialkassen erstattet lassen, verkenne die enorme Entwürdigung dieser Eltern, "die damit dem Kindergarten offenlegen müssten, dass sie finanziell nicht in der Lage sind für ihre Kinder aufzukommen", heißt es in dem Brief weiter.

Wer nicht zahlt, muss einen neuen Hort suchen

Den Eltern wird aber wohl nicht viel anderes übrig bleiben, als die Erhöhung zu akzeptieren. Für die Unterzeichnung der neuen Verträge hat die Kirchenstiftung bereits zwei Termine festgesetzt, wie aus einer Rundmail an die Eltern hervorgeht. Darin heißt es: "Sollte bis zum letzten Termin keine Vertragsunterzeichnung stattfinden, erlischt Ihr Anspruch auf einen Hortplatz." Wer sich also nicht fügt, muss sein Kind künftig woanders unterbringen. Das wollen die Eltern nicht auf sich sitzen lassen, wie sie in ihrem Brief schreiben: "Aufgrund des einseitigen Abhängigkeitsverhältnisses bei Betreuungsleistungen für kleine Kinder kontrastiert dieses Vorgehen mit allgemein akzeptierten ethischen Grundprinzipien."

Um die Situation aber zu deeskalieren, schlagen die Elternbeiräte eine Lösung vor: Die Buchhaltung der Kirchenstiftung solle im Bereich der Kindergärten nochmals eingehend geprüft werden, "um die konkreten Ursachen für die Verluste zu identifizieren und Optionen zu evaluieren, wie diese künftig im Interesse aller kostenseitig minimiert werden können". Ganz neu ist dieser Vorschlag indes nicht. Bereits im Oktober dieses Jahres, als mal wieder ein Defizitausgleich der Gemeinde fällig war, sprachen sich die Gemeinderäte ebenfalls für eine Ursachenforschung aus. "Da ist irgendwo der Wurm drin", sagte damals etwa Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD). Um diesen zu finden, bieten auch die Elternbeiräte ihre Hilfe an. Man wolle diesen Prozess unterstützen, "der Hand in Hand mit der Kirchenstiftung durchgeführt werden sollte".

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