Süddeutsche Zeitung

Vaterstetten:BMW erwägt Standort in Parsdorf

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Die Gemeinde Vaterstetten hat das Areal nördlich der A94 selbst ins Gespräch gebracht. Allerdings gibt es noch andere interessierte Kommunen, eine Entscheidung soll bis zum Jahresende fallen

Von Barbara Mooser, Vaterstetten

Sollte alles so laufen, wie man es sich im Vaterstettener Rathaus erhofft, könnte schon in zwei Jahren der Autobauer BMW einen Standort in Parsdorf haben. Unter anderem könnten auf dem Areal nördlich der A 94 Teile für neue Prototypen zusammengefügt werden. Die Einrichtung würde eng mit dem Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) des Autobauers zusammenarbeiten.

Bereits in der kommenden Woche soll der Gemeinderat in einer Sondersitzung die Weichen für das Projekt stellen und einen entsprechenden Bebauungsplan auf den Weg bringen. Dass BMW sich tatsächlich für Vaterstetten als Standort entscheidet, ist allerdings auch dann noch nicht sicher: Es seien noch mindestens zwei andere Standorte im Rennen, erläutert Vaterstettens Wirtschaftsförderer Georg Kast. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) und er selbst schätzten die Chancen aber recht positiv ein.

"Unser Produkt ist gut", sagt der Wirtschaftsförderer selbstbewusst

Die Gemeinde war selbst an BMW herangetreten, nachdem Pläne bekannt geworden waren, dass das Unternehmen einen Standort zur Versorgung der Forschungs- und Prototypenproduktion in München im Umland sucht. Unter anderem ist Erding bereits seit längerem hierfür im Gespräch. "Wir dachten uns, dass wir doch da auch in Frage kämen", sagt Kast, erste Gespräche mit den Vertretern des Autobauers seien vielversprechend verlaufen. Der Standort nördlich der A94 biete viele Vorteile: die Nähe zur Autobahn, zur Flughafentangente und auch zur S-Bahn. Letzteres wäre auch deshalb wichtig, weil die Mitarbeiter - bis zu 200 könnten es sein - auf diese Weise leicht an ihren Arbeitsplatz kämen.

"Unser Produkt ist gut", gibt sich der Vaterstettener Wirtschaftsförderer selbstbewusst, dennoch sei natürlich nicht klar, ob es reiche, um am Ende die Nase vorn zu haben. Fest stehe, dass nun schnell gehandelt werden müsse, um überhaupt eine Chance zu haben. Bereits in den vergangenen zwei Monaten seien intensive Vorarbeiten geleistet worden, "es war ein unglaublich hoher Zeitdruck", so Kast. Falle die Entscheidung für die Aufstellung des Bebauungsplans nun nicht schnell, "fährt der Zug an uns vorbei". Denn der Zeitplan von BMW ist ehrgeizig: Bereits im Oktober 2019 möchte der Autobauer an dem neuen Standort den Betrieb aufnehmen. Somit müsste der Bau im Sommer 2019 weitgehend fertig sein. Kast rechnet damit, dass BMW spätestens bis zum Jahresende eine Entscheidung über den Standort fällt.

Die Flächen gehören momentan noch dem Freistaat

Wie groß das Firmengelände ausfallen würde, steht noch nicht fest, zwei Varianten sind im Gespräch, die eine würde knapp acht, die andere knapp sechs Hektar beanspruchen. In Parsdorf wäre auf jeden Fall genügend Platz vorhanden, die Flächen sind momentan noch im Eigentum des Freistaats, ein Grundstückstausch, bei dem ein Investor das Areal dann übernehmen würde, sei aber bereits in die Wege geleitet. Dieser Grundstückstausch sei schließlich unabhängig von BMW schon lange geplant, entsprechende Verträge seien vorbereitet.

Auf dem Grundstück ist schon lange ein Gewerbegebiet angedacht: 2007 wollte es Vaterstetten gemeinsam mit der Nachbargemeinde Poing als interkommunales Projekt realisieren, daraus wurde aber nichts. In einer Pressemitteilung erinnert der Bürgermeister jetzt daran, dass sich 2011 bei der Aufstellung des Gemeindeentwicklungsprogramms alle Fraktionen einig gewesen seien, dass die Fläche prädestiniert für eine Entwicklung sei: "Wir haben eigentlich immer nur auf das richtige Unternehmen gewartet." In den vergangenen Monaten war das Areal unter anderem für die Auslagerung der Münchner Großmarkthalle im Gespräch.

Im Rathaus verspricht man sich von der Ansiedlung einiges, nicht zuletzt einen kräftigen Zuwachs auf dem Konto der Gemeinde. Laut Kast gibt es bereits Berechnungen, wie viel Gewerbesteuer eine BMW-Dependance einbringen könnte. Zahlen dürfe er freilich nicht nennen, "aber sie sind so, dass die Gemeinde berechtigtes Interesse an dieser Ansiedlung haben sollte". Auch diese Zahlen werden bei der Sondersitzung am Donnerstag auf den Tisch kommen, allerdings im nichtöffentlichen Teil. Sollte der Gemeinderat die Ansiedlung vorantreiben wollen, möchte die Gemeinde laut Kast baldmöglichst das Gespräch mit den Anwohnern suchen. Vertreter des Arbeitskreises Ortsentwicklung habe man über die Pläne bereits informiert, Teilbürgerversammlungen für die betroffenen Ortsteile seien in Planung.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2017
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