Süddeutsche Zeitung

Rauchverbot im Landkreis:Der Qualm hat sich gelegt

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Das Aktionsbündnis für Nichtraucherschutz zieht drei Monate nach dem Volksentscheid positive Bilanz: Das Rauchverbot wird im Landkreis bis auf wenige Ausnahmen eingehalten.

Christoph Baborka

Drei Monate nach dem Volksentscheid wird das absolute Rauchverbot in Gaststätten im Landkreis Ebersberg weitestgehend eingehalten. Das ist zumindest die Erfahrung des Aktionsbündnisses für Nichtraucherschutz, das sich aufgrund seines Erfolgs nun auflösen wird. Auch das Landratsamt in Ebersberg, das für die Kontrolle des Rauchverbots zuständig ist, bestätigt, dass sich der Qualm gelegt hat: Seit das Verbot Anfang August in Kraft getreten ist, habe es nur fünf Beschwerden gegeben.

In Luft aufgelöst haben sich damit die Bedenken der Mitglieder des Aktionskreises Nichtraucherschutz Ebersberg, die am Dienstagabend bei einem Pressegespräch in Baldham eine Bilanz zum Volksentscheid zogen. So mancher von ihnen habe im Vorfeld das Gefühl gehabt, einen "Kampf von David gegen Goliath" auszutragen, sagte Sprecher Max Maier. Doch heute könne man nur von einem "vollen Erfolg" sprechen und von einem wichtigen Beitrag gerade zur Suchtprävention bei Jugendlichen. Wirte und Gäste im Landkreis hielten sich an das neue Gesetz.

Es gibt keine Hinweise für erhöhten Handlungsbedarf

Auch auf dem Ebersberger Volksfest, das im August unmittelbar nach Einführung des Rauchverbots stattfand, habe es keine Probleme gegeben, ebenso wenig wie auf dem Münchner Oktoberfest und dem Straubinger Gäubodenfest. Speiselokale erfreuen sich durch das Rauchverbot nach Einschätzung des Arbeitskreises sogar eines höheren Umsatzes.

Nur Einzelfälle sind den Mitgliedern des Aktionskreises zu Ohren gekommen von Lokalen, in denen das Rauchen nach wie vor toleriert werde. Laut Max Maier soll es sich in einem Fall um eine vor allem von Jugendlichen besuchte Bar in der Kreisstadt handeln. "Wenn ein Wirt meint, er kann ohne Zigarettenqualm seinen Laden dicht machen, dann tut' s mir leid", so Maier dazu. "Ich würde sagen: Da fehlt es einfach am richtigen Konzept." Der Aktionskreis will den Hinweisen nachgehen und erwägt, beim Landratsamt Anzeige zu erstatten.

In der Kreisbehörde weiß man indes nichts von gravierenden Verstößen. Dort seien seit dem 1. August lediglich fünf Beschwerden eingegangen, die alle eine kostenfreie Verwarnung und eine Belehrung zur Folge hatten, gibt Pressesprecherin Evelyn Schwaiger Auskunft. Hinweise, dass erhöhter Handlungsbedarf bestehe, habe man nicht.

Der Arbeitskreis wird sich demnächst auflösen

Auch die Koordinatorin des Aktionskreises Johanna Weigl-Mühlfeld zieht ein positives Resümee: "Viele Leute - insbesondere Raucher - haben uns zu diesem Erfolg gratuliert", sagt die ÖDP-Kreisrätin, die selbst bekennende Raucherin ist. "Jeder ist doch eigentlich froh, wenn er seinen Zigarettenkonsum etwas drosseln kann." Anfeindungen wie ihr Parteifreund Sebastian Frankenberger, der Initiator des Volksbegehrens, hätten sie und auch die anderen Aktiven im Landkreis nicht erlebt. Die breite Mehrheit begrüße es, dass die Unannehmlichkeiten wie verrauchte Kleidung und gereizte Atemwege der Vergangenheit angehören, so Weigl-Mühlfeld.

Für diejenigen, die noch mit dem Rauchverbot hadern, hat sie einen Trost parat: Als in den 1970er Jahren die Anschnallpflicht eingeführt wurde, sei die Aufregung auch groß gewesen. Doch heute rege sich darüber keiner mehr auf. Der Arbeitskreis selbst, auch das wurde bei dem Pressegespräch bekannt, wird sich demnächst auflösen.

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Quelle:
SZ vom 21.10.2010
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