Süddeutsche Zeitung

Poing:Loblied aufs Ehrenamt

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Thomas de Maizière spricht beim Blaulicht-Empfang der Ebersberger Kreis-CSU erwartungsgemäß nicht über Flüchtlingspolitik. Stattdessen zeigt er neue Perspektiven auf.

Von Barbara Mooser, Poing

Ein Minister, der zu früh kommt? Das konnten sich viele Gäste offenbar so rein gar nicht vorstellen. Sie machten es sich im warmen Feuerwehrhaus bei Häppchen und Getränken gemütlich, nur ein kleines Häufchen besonders Wetterfester erlebte, wie schon zehn Minuten vor fünf Uhr die Ministerlimousine in den Hof der Poinger Feuerwehr einfuhr.

Doch schnell strömte auch der Rest der Gäste ins Freie - schließlich musste Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bei seinem Besuch in Poing erst einmal arbeiten: Es galt, mit einem Rettungsspreizer eine Wagentür zu öffnen. Gar nicht so schlecht habe sich der Minister angestellt, konstatierte der Poinger Feuerwehrmann Robert Petermeier danach zufrieden: "Ich glaube, das hat ihm auch gefallen."

Es sollte sich um einen der aufregenderen Momente des Besuchs handeln, den die Vaterstettener CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler eingefädelt hatte - denn neue kontroverse Themen zur inneren Sicherheit brachte de Maizière nicht nach Poing mit und auch seine gerade veröffentlichten "Leitlinien für einen starken Staat" waren nur am Rande Thema beim Blaulichtempfang, zu dem die Kreis-CSU nach Poing geladen hatte. Die Sicherheitsvorkehrungen waren hoch:

Bereits seit dem Vormittag war das Gelände genau untersucht worden, alle Besucher mussten ihre Taschen öffnen und wurden auf verdächtige Gegenstände abgetastet - unter anderem von der früheren Sozialministerin Christa Stewens, die auch diesen Einsatz mit gewohnter Eleganz bewältigte.

Die Trommeln und Sprechchöre sind drinnen nur schwach zu hören

Die Demonstranten durften bis auf etwa 50 Meter vor den Eingang zum Feuerwehrgelände heran - weil das Programm deutlich früher startete als erwartet, waren die meisten Gäste aber zu diesem Zeitpunkt längst schon wieder drinnen, nur ganz leise waren dort die Trommeln und Sprechchöre der Demonstranten zu hören.

Die etwa 140 Gäste im Feuerwehrhaus hörten ohnehin gespannt den Ausführungen des Ministers zu: Er würdigte nicht nur die enorme Bedeutung der Feuerwehr und der anderen Hilfsorganisationen für die Gesellschaft, er skizzierte auch Ideen, wie sich das Ehrenamt in Zukunft vielleicht noch ausweiten ließe. Die Bekämpfung von Epidemien oder Cyberangriffen nannte er dabei als Beispiele. Vielleicht, so de Maizière, könnte man auch dann so genannte Nerds, die den ganzen Tag vor dem Computer verbrächten, dazu bewegen, sich ehrenamtlich zu betätigen.

De Maizière unterstrich, dass sich Deutschland in Situationen, in denen es ernst wird, auf die Ehrenamtlichen verlassen könne - das gelte für die Feuerwehr ebenso wie für die vielen Helfer, die bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise eine wichtige Rolle gespielt hätten. "Sie waren ein Kraftanker für das Land", sagte der Minister. Es sei nicht armselig, wie manche meinten, dass man sich so stark auf das Engagement der Ehrenamtlichen stütze. "Ich sage: Was sind wir für ein reiches Land, dass wir, wenn es wirklich schwierig wird, aufs Ehrenamt bauen können."

Die Ehrenamtlichen verdienten Wertschätzung, sie verdienten aber auch Schutz. De Maizière kündigte an, dass Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten künftig härter bestraft werden sollten. Dies sei ein "Zeichen dafür, dass wir Angriffe auf Rettungskräfte für das Widerlichste und Schäbigste halten, was es gibt", sagte der Minister unter Applaus. Er rief die Besucher aber auch auf, stärker den Spaß am Ehrenamt nach außen zu tragen, um so in Zukunft Nachwuchs zu finden.

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SZ vom 13.01.2017
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