Süddeutsche Zeitung

Kulturpreis Poing:Premiere vor großer Kulisse

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Zum ersten Mal hat Poing seinen jährlich zu vergebenden Kulturpreis verliehen. Insgesamt musste die Jury eine Wahl aus neun Kandidaten treffen. Dieses Mal ging die Auszeichnung an die 46-jährige Natalja Herdt.

Von Johanna Feckl, Poing

Einen passenderen Ort für die Verleihung des ersten Poinger Kulturpreises am Freitagabend hätte die Gemeinde wohl kaum finden können: die Werkstätte der Bayerischen Staatsoper, für die Öffentlichkeit eigentlich nicht zugänglich. Überall in der weitläufigen Halle, in der für das Event Sektempfang sowie Bühne und Stuhlreihen aufgebaut waren, sind opulente Bühnenbilder und Plakate zu sehen, Werkzeuge und Arbeitsmaterialien. Der Ort strahlt genau das aus, für was der jährlich zu vergebende Poinger Kulturpreis steht: eine breite Kreativität, die möglichst viele Menschen anspricht. Diesen Anspruch erfüllte in den Augen der fünfköpfigen Jury die Poingerin Natalja Herdt am stärksten unter den insgesamt neun Kandidatinnen und Kandidaten. Die 46-Jährige ist die erste Preisträgerin der mit 2000 Euro dotierten Auszeichnung. Sichtlich bewegt nahm sie den Preis von Bürgermeister Thomas Stark entgegen, bei ihrer anschließenden Dankesrede fehlten ihr zunächst die Worte.

Gut zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Mitglieder des Poinger Haupt- und Finanzausschusses das erste Mal darüber beraten hatten, als bislang einzige Kommune im Landkreis Ebersberg einen Kulturpreis ins Leben zu rufen. Die Initiative hierfür ergriff Bürgermeister Stark. Der Preis soll Personen oder Gruppen ehren, die durch Geburt, Leben, Werk oder Wirken mit der Gemeinde verbunden sind und im Bereich der Bildenden oder Darstellenden Künste, der Musik, Literatur oder der Heimat- und Brauchtumspflege besondere Leistungen erbringen. Als Kriterium für die Auszeichnung gilt, dass das künstlerische oder kulturelle Schaffen in der Gemeinde Akzente setzt und in besonderer Weise das kulturelle Leben gestaltet sowie die Kulturszene belebt; das kulturelle Engagement des Siegers oder der Siegerin soll die Lebensqualität der Gemeinde mehren, die Kulturprojekte sollen eine nachhaltige Entwicklung und Bedeutung erkennen lassen. Dabei kann eine Person oder eine Gruppe nur ein Mal mit dem Kulturpreis ausgezeichnet werden. Das Mindestalter beträgt 14 Jahre.

Anfang 2021 wurde der Preis schließlich ausgeschrieben. Eigentlich hätte die Verleihung bereits im Herbst 2021 stattfinden sollen, wegen Corona wurde daraus jedoch nichts. Die Jury musste ihre Wahl aus drei Vorschlägen und sechs Bewerbungen treffen: Peter Vomberg für seine Musikstunden im Poinger Seniorenzentrum. Die Klarinettistin Lisa Riepl, mit dem Jahrgang 1995 die jüngste Kandidatin. Der ehemalige "Café Station"-Wirt und Organisator der Poinger Kulturbühne Andi Otten. Bildhauer Karl Orth, der unter anderem das Mahnmal geschaffen hat, das an die in Poing zu Tode gekommenen KZ-Häftlingen aus dem Evakuierungstransport vom Lager Mühldorf erinnert. Alois Moser, seit Jahrzehnten Vorsitzender des Vereins der Poinger Bauernhochzeit. Zeichner und Maler Heinz Mayerthaler, der in einem seiner Werke das Ortswappen verewigt hat - es hängt im Poinger Rathaus. Der Verein Kulturtage Poing, der unter der Vorsitzenden Cornelia Gütlich bereits sieben Mal das mehrtätige Kulturfest veranstaltet hat. Rosi Hingerl und Inge Schmidt als Initiatorinnen der Poinger "Langen Nacht der Kultur" - und Natalja Herdt.

"Es war nicht leicht für uns", sagte die Leiterin der VHS-Außenstelle in Poing Hildegard Petschig als Vertreterin der Jury. Neben ihr bestand diese aus den beiden Poinger Pfarrern Michael Simonsen und Philipp Werner, der Kunstlehrerin an der Anni-Pickert-Schule Christine Gramolla sowie der Schülerin Madison Schick. Bei solch unterschiedlichen Kulturschaffenden sei der Gedanke aufgekommen, ob es nicht einen zweiten und dritten Preis geben sollte. "Aber auch da hätten wir uns irgendwann entscheiden müssen", so Petschig.

So blieb es bei nur einer Auszeichnung, die an Natalja Herdt ging. Denn, so begründete Petschig diese Wahl, durch ihre vielen unterschiedlichen Projekte wie die Zeichenaktion 2020, bei der sie zusammen mit 17 weiteren Teilnehmern unter anderem den ersten Lockdown künstlerisch verarbeitete, oder die Lichtinstallation "Vergissdeinnicht", mit der sie 2018 an der Poinger Street Art Nacht teilnahm, garantiere die Künstlerin eines gewiss: "Sie tun uns allen gut!"

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