Süddeutsche Zeitung

Motorrad-Event:"Bei schönem Wetter kommen an die 1000 zusammen"

Lesezeit: 3 min

Die Motorradweihe in Halbing zieht regelmäßig Hunderte Biker an. Wie aus einer Gruppe von 20 Fahrern ein Event wurde und warum der "Ebersberger Sauhaufen" dieses Jahr erneut absagen musste.

Interview von Barbara Mooser, Ebersberg

Wenn es in Oberbayern einen Wallfahrtsort für Biker gibt, dann ist das wohl die "Schwammerlkapelle" in Halbing. 364 Tage im Jahr ist hier nicht viel los, grüne Wiesen, sanfte Hügel und Alpenblick machen das kleine Kapellchen nahe Ebersberg zu einem besonders idyllischen Ort. An einem Tag freilich röhren hier die Motoren, stehen Biker Schlange, um sich um das letzte April- oder erste Maiwochenende herum den Segen für die kommende Saison zu holen. Doch nach zwei pandemiebedingten Ausfällen wird es heute schon wieder nichts. Anruf bei Petra Strehl-Schwetz, die 57-jährige Steuerfachangestellte ist seit 2016 ganz offiziell "Obersau" beim Ebersberger Sauhaufen, dem örtlichen Motorradklub.

SZ: Schon wieder müssen die Motorradfahrer in Ebersberg und Umgebung ohne Segen in die Saison starten - woran liegt's diesmal?

Petra Strehl-Schwetz: Tja, vor allem am Termin und an der Corona-Lage im März. Normalerweise fangen wir im Januar mit den Planungen an und lassen die Veranstaltung dann auch bald vom Landratsamt genehmigen. In diesem Jahr haben wir viel länger gewartet, denn es gab ja die Ankündigung, dass die Corona-Beschränkungen Ende März fallen sollten. Ohne zu wissen, wie die Situation dann ist, wollten wir nicht die Gebühr bezahlen und die viele Arbeit investieren. Wir hätten ja auch Plakate drucken und massiv Werbung machen müssen. Hätten die Regeln weiter gegolten, hätten wir wahrscheinlich Einlasskontrollen machen und die 2-G- oder 3-G-Regel einhalten müssen, auch ein Hygienekonzept wäre wohl nötig geworden. Als wir dann endlich planen wollten, ist parallel die einrichtungsbezogene Impfpflicht in Kraft getreten - und das Landratsamt hat uns signalisiert, dass die Fachleute für die Genehmigung unserer Veranstaltung deshalb wenig Zeit gehabt hätten. Also haben wir es gelassen - wohl die falsche Entscheidung. Aber im Nachhinein ist man ja immer gescheiter.

Haben Sie denn Reaktionen von Motorradfahrern auf die Absage bekommen?

Sicher sind viele enttäuscht. Unter anderem unser Pater Günter, der sich den Termin freigehalten hatte und eigens aus Wien kommen wollte, um uns den Segen zu spenden.

Es ist ja ein großer Auftrieb, an die 1000 Biker sind es immer, oder?

Nicht jedes Mal, aber bei schönem Wetter kommen schon an die 1000 zusammen.

Wie sind Sie selbst denn ohne Segen in die Saison gestartet?

Ich habe mein Motorrad gerade zur Inspektion gegeben. Dadurch, dass die Weihe abgesagt wurde, war die Luft irgendwie draußen. Aber es gibt in Fürstätt, einem Ort zwischen Kolbermoor und Rosenheim, noch eine Weihe, da werden wir uns den Segen holen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass die Motorradweihe in Ebersberg etabliert wurde?

Die Weihe bei uns gibt es inzwischen schon mehr als 30 Jahre, das war die Idee des damaligen Vorstands. Im ersten Jahr waren wir um jedes Mofa froh, das angekommen ist, da waren es höchstens 20 oder 30 Teilnehmer. Im nächsten Jahr dann schon mehr als 100, nach und nach sind es immer mehr Leute geworden.

Was ist für sie das Besondere der Motorradweihe?

Es ist für mich etwas Besonderes, wenn so viele Leute zusammenkommen und im Korso durch die Stadt fahren, um sich den Segen zu holen, das macht großen Spaß. Wir hatten auch immer Glück, dass wir Pfarrer gefunden haben, die einen guten Draht zu Motorradfahrern haben. Pater Günter, der das jetzt macht, ist selbst Motorradfahrer und auch mit der eigenen Maschine gekommen, als er noch in Freimann gewohnt hat. Er findet immer gute Worte, die man sich zu Herzen nehmen kann.

Die Motorradfahrer machen ja ordentlich Krach, wenn sie durch die Gegend fahren, um sich den Segen abzuholen. Sind die Reaktionen der Menschen denn eher positiv oder negativ?

Eigentlich haben wir immer gutes Feedback bekommen. Vor allem die Leute in Halbing kommen gern selbst vorbei, sie stellen uns auch den Strom zur Verfügung, damit wir das Mikrophon anschließen können. Auch am Straßenrand stehen immer wieder Besucher, die sich das anschauen wollen. Bislang hatten wir keine großen Probleme.

Und welchen Termin im Jahr 2023 dürfen sich die Biker denn nun im Kalender notieren?

Die Weihe findet, wenn nicht gerade Corona das Sagen hat, für gewöhnlich am letzten Sonntag im April statt. Im Jahr 2023 ist das dann der 30. April.

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