Süddeutsche Zeitung

Verkehr im Landkreis Ebersberg:Risiko Stadtnähe

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Auf den Pendlerstraßen im westlichen Landkreis Ebersberg kracht es besonders oft. In den Ortschaften selbst kommt es ebenfalls häufig zu Unfällen - und eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern ist besonders gefährdet.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der tödlich ausgegangenen Unfälle im Landkreis Ebersberg geht zurück. Das geht aus dem Unfallatlas hervor, dessen aktuellste Ausgabe die Jahre zwischen 2016 und 2021 untersucht. Demnach starb im vorvergangenen Jahr genau eine Person durch einen Verkehrsunfall, 2020 waren im Landkreis noch sechs Verkehrstote zu beklagen, ein Jahr zuvor sogar zehn. Dies dürfte durchaus auf das wegen Corona leicht gesunkene Verkehrsaufkommen zurückzuführen sein - die Unfallschwerpunkte sind indes immer die gleichen geblieben.

Der Unfallatlas, der vom statistischen Bundesamt und den statistischen Landesämtern herausgegeben wird, listet unter anderem auf, wo in den betreffenden Jahren Personen im Straßenverkehr zu Schaden gekommen sind. Wenig überraschend passiert dies besonders oft, wo besonders viel Verkehr unterwegs ist, also beispielsweise auf der B 304 sowie der A 94. Und auf beiden Straßen nimmt die Zahl der Unfälle zu, je näher man der Landeshauptstadt kommt.

Das letzte Stück der A94 vor dem Autobahnkreuz ist besonders gefährlich

So gab es 2021 etwa auf dem Autobahnabschnitt zwischen Forstinning und der westlichen Landkreisgrenze 30 Unfälle mit Personenschäden - das sind in etwa genausoviele, wie auf dem mehr als doppelt so langen Teilstück zwischen Forstinning und Dorfen. Noch deutlicher zeigte sich diese Unfallhäufung im Jahr zuvor, da waren es alleine zwischen der Einfahrt Neufarn und dem Autobahnkreuz 20 Unfälle. Genauso viele ereigneten sich 2020 auf dem Teilstück zwischen Neufarn und der Landkreisgrenze.

Auch in den Jahren 2016 bis 2019, also bevor sich wegen Corona viele Pendler ins Homeoffice begaben, ist der letzte Abschnitt der A 94 vor dem Autobahnkreuz eine der unfallträchtigsten Straßen des Landkreises. Alleine zwischen Neufarn und der A 99 kracht es im Schnitt zwischen zehn und 15 Mal im Jahr, seit 2016 kamen zwischen Anzing und der Landkreisgrenze insgesamt drei Personen bei Unfällen auf der Autobahn ums Leben.

Auf der Wasserburger Landstraße zwischen Spannleitenberg und Autobahn kracht es oft

Weniger tödlich, aber ebenfalls ein Unfallschwerpunkt ist die B 304 im Bereich Vaterstetten und Grasbrunn. Im Jahr 2021 kamen auf dem Abschnitt zwischen der Zornedinger Umfahrung und der Auffahrt zur A 99 zwölf Mal Personen zu Schaden - die acht Unfälle auf den Autobahnzufahrten noch nicht eingerechnet. Ganze 15 Unfälle mit Personenschaden listen die Statistiker hier für 2020 auf, im letzten Jahr vor Corona waren es sogar 17 plus acht auf den Autobahnauffahrten. Etwas vorsichtiger scheint man in den Jahren 2018 und 2017 dort unterwegs gewesen sein, als elf beziehungsweise neun Verletzte gezählt wurden - 2016 waren noch 17 Unfälle mit Verletzten gezählt worden.

Im Ortsbereich der B 304 von Kirchseeon und Eglharting ist die Entwicklung ähnlich: Zwischen Spannleitenberg im Osten und dem Beginn der Zornedinger Umgehung im Westen wurden 2019 insgesamt 14 Unfälle mit Personenschaden gezählt, im Jahr darauf waren es 13 und 2021 gab es 15 Verletzte bei Unfällen auf dem Teilstück. Dieser Bereich der B 304 ist auch der einzige im Landkreis Ebersberg, auf dem es in den vergangenen Jahren einen tödlichen Unfall gegeben hat, das war im Jahr 2018, wo es dort mit insgesamt mit elf Unfällen eigentlich eher unterdurchschnittlich oft gekracht hatte.

Im Forst ging die Zahl der Unfälle zuletzt etwas zurück, vermutlich wegen Corona

Auf der Staatsstraße 2080 durch die Kreisstadt und den Forst ist die Zahl der Unfälle mit Verletzten dagegen in den Corona-Jahren deutlicher zurückgegangen. So kamen 2019 im Bereich zwischen der Amtsgerichtskreuzung in Ebersberg und Schwaberwegen 15 Personen zu Schaden, eine weniger war es im Folgejahr, wobei jeweils ein Verkehrsteilnehmer starb. Im Jahr 2021 wurden dagegen nur sieben Unfälle mit Verletzten registriert, Tote gab es dabei nicht.

Neben den großen Verkehrsachsen sind auch die Ortsstraßen nicht ganz ungefährlich. Zwar verteilen sich die Unfälle hier relativ gleichmäßig, so dass sich kaum echte Schwerpunkte ausmachen lassen - es passieren aber immer wieder tödliche Unfälle innerorts; so ereignete sich der einzige dieser Art im Jahr 2021 in Vaterstetten. Ein Jahr zuvor gab es je einen tödlichen Unfall in Poing und in Oberpframmern.

Fahrradfahrer sind laut Statistik vergleichsweise häufig in Unfälle verwickelt

Auch dazu, wer wo welches Unfallrisiko hat, gibt die Statistik Auskunft: Besonders gefährdet scheinen Fahrradfahrer innerorts zu sein, der überwiegende Teil der in den vergangenen Jahren verletzten Unfallbeteiligten war mit dem Rad in einer Stadt oder Gemeinde des Landkreises unterwegs. Auf den Durchgangsstraßen gehen die tödlichen Unfälle oft auf Zusammenstöße mit Lastwagen oder verunglückte Motorradfahrer zurück.

Vergleichsweise selten im Straßenverkehr verletzt werden laut der Statistik übrigens ausgerechnet dessen schwächste Teilnehmer, die Fußgänger. Diese sollten allerdings aufpassen, wenn sie in einer der beiden Städte des Landkreises unterwegs sind: Während es nämlich in den meisten Gemeinden nur vereinzelt zu Unfällen mit Fußgängern kommt, treten diese häufig rund um den Grafinger Marktplatz und im Bereich der Ebersberger Bahnhofstraße auf.

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