Süddeutsche Zeitung

Glosse:Hat Forstinning jetzt einen echten US-Sheriff?

Ein Mann düst im Sheriff-Auto durch den Ort als wäre er mitten in den USA.

Kolumne von Korbinian Eisenberger

Der 1. April ist überstanden, und der Fasching sowieso, insofern muss dieser Mann ein anderes Motiv haben: Er trägt eine Sonnenbrille und einen Cowboy-Hut - und sitzt am Steuer eines Sheriffautos. All das wäre allzu gewöhnlich auf einem Highway irgendwo zwischen Kalifornien und Kentucky. Allerdings kurvt dieses Sheriffauto nicht durch den New Yorker Stadtteil Forest Hill - sondern durch den Oberbayerischen Ort Forstinning.

Wie selbstverständlich sitzt er hinter dem Steuer mit seiner Fliegerbrille, in der sich die Sonne über dem Landkreis Ebersberg spiegelt. Sein Streifenwagen ist anders als die bayerische Variante nicht quer sondern längs gestreift, was dem Gefährt eine schlanke Linie verleiht. Statt "Polizei" steht Sheriff auf dem Lack. Wie ein echter US-amerikanischer Police-Officer samt Dienstwagen. Mit so einem Fahrzeug könnte Forstinning als erster bayerischer Ort mit einem eigenen US-Sheriff in die Annalen eingehen. Quasi als "Bavarias first". Wären da nicht diese drei kleinen Fehler.

Erstens: Der vermeintliche Sheriff hat einen ziemlichen Affenzahn drauf, in der 60er-Zone Richtung Markt Schwaben müsste er sich bei seinem Tempo selbst aus dem Verkehr ziehen. Zweitens: Der Wagen hat ein Erdinger Kennzeichen, was bei amerikanischen Polizeiautos eher selten vorkommt. Und: Dem Sheriff fehlt die Dienstmütze - wofür ihn US-Präsident Trump sicherlich sofort aus dem Amt befördern würde. Er war auch zu schön um wahr zu sein - der American Dream von Firstinning.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2019
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