Süddeutsche Zeitung

Zwischen Forstinning und Markt Schwaben:Konzerte im Kuhstall

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Die Wolfmühle startet in ihrem urgemütlichen Gewölbe eine neue, winterliche Kulturreihe. Zum Auftakt erzählt Hausherr Andreas Löffl von seinem spannenden Leben als Müller.

Von Anja Blum, Forstinning/Markt Schwaben

Schnell ist man vorbeigefahren, ohne zu ahnen, welche Oase da im Grünen zwischen der Autobahn und Markt Schwaben eigentlich liegt: Die Wolfmühle ist ein Hort der gesunden Ernährung und Wohlfühlort zugleich. Hier kann man einkaufen, einkehren und sogar Feste feiern. Denn dieser geschichtsträchtige Familienbetrieb ist längst nicht mehr nur eine Mühle - wenngleich die letzte noch mahlende im Landkreis Ebersberg - nein, auch ein Hofladen, eine Gastronomie und eine kleine Eventagentur, wenn man so will, gehören mittlerweile dazu.

Biegt man also am Wolfmühle-Schild von der Straße ab, kommt man durch eine kleine Birkenallee auf den Hof eines ziemlich alten Gutes. Die Geschichte der Wolfmühle nämlich reicht weit zurück, bis ins Jahr 1654. Die Familie Löffl ist der Müllerei bereits in vierter Generation treu geblieben, heute haben Andreas Löffl und seine Frau Kathrin Nagy hier das Sagen. Er ist seit fast 30 Jahren Müller aus Leidenschaft, sie hat sowohl das Restaurant-, als auch das Industriefach gelernt. Insofern fungiert die Wolfmühle schon lange als Ausbildungsbetrieb für diverse Berufe. Und dass auch menschlich die Chemie zwischen den beiden Ehe- wie Geschäftspartnern durch und durch stimmt, wird beim Besuch schnell klar: Gemeinsam kichernd sitzen sie fürs Foto auf dem Sofa.

Doch die vergangenen Jahre war auch für die Macher der Forstinninger Mühle nicht einfach, noch heute sind dort die Nachwehen der Pandemie zu spüren. "Deswegen wollte ich jetzt unbedingt wieder mal was für's Herz, was Positives starten", sagt Nagy und strahlt, während sie an ihrem Cappuccino nippt. Unter dem Motto "Kunst in der Mühle" wird es nun mehrere "Wohnzimmerkonzerte" geben, immer donnerstagabends im Gewölbe, einem wunderschön renovierten ehemaligen Kuhstall. "Nette Leute treffen, ein tolles Programm genießen - darum geht es", sagt die Initiatorin, die aufgrund der eigenen Kreativität viele Kontakte in die Musikszene pflegt. Mühlen-Chefin Nagy ist nämlich nebenbei auch noch Sängerin, allerdings liegt ihre aktuelle Band, die Gnadenkapelle, derzeit auf Eis.

Sechs Veranstaltungen zwischen Dezember und Februar wird es in der Wolfmühle geben, vor allem Musik steht auf dem Programm, und für nächsten Winter hat Nagy bereits jetzt vier Auftritte angeboten bekommen. "Man merkt: Die Künstler wollen alle wieder auf die Bühne, und vor allem gerne auf eine, wo sie noch nie waren", sagt sie. In der Wolfmühle dient dazu ein Podium im Gewölbe, das mit urgemütlicher Atmosphäre besticht: Viel Holz, alte Möbel und liebevolle Deko, wohin man auch blickt. "Und die Tische werden zu den Veranstaltungen gedeckt sein mit allerlei Feinem aus unserer Bioküche", kündigt Nagy an. Zum Beispiel Hokkaidocreme- oder Gulaschsuppe, dazu Holzofenbrot und als Nachtisch frischer Apfelstrudel.

Zum Auftakt der Wohnzimmerkonzerte am Donnerstag, 8. Dezember, kann man den Hausherrn selbst erleben. Müllermeister Andreas Löffl erzählt, wie ihm das Korn in die Wiege gelegt wurde, und wie es sich seit bald 30 Jahren so lebt in einem solch exotischen Beruf. Und so viel sei schon mal verraten: ganz wunderbar und zugleich spannend, sagt er. Musikalisch begleitet wird Anderl, wie er gerne genannt wird, von einem befreundeten Biobauern und dessen Musikerkollegen: Sebastian Brandl spielt begeistert Knopfharmonika, singt urbairisches Liedgut und erzählt die besten Anekdoten. Dazu gesellt sich Anton Deuschl mit seiner Harfe, ein wunderbares Zusammenspiel.

Weiter geht es in der Wolfmühle am Donnerstag, 22. Dezember, mit Rock und Blues der Band I see light, die obendrein Verstärkung bekommt von DJ Seppsender, alias Edi Speckmaier. Etwas ruhiger wird es dann vermutlich am Donnerstag, 12. Januar, zugehen, denn dann steht Kaffeehausmusik auf dem Programm. Das Trio Café Voyage präsentiert Songs aus eigener Feder, "die gleichzeitig berühren und unterhalten, Geschichten erzählen und zum Träumen, zum Genießen, zum Mitswingen aber auch zum Querdenken im eigentlichen Sinne einladen".

Erzählkunst für Erwachsene gibt es am Donnerstag, 26. Januar, mit Elfentau: Die Besucher erwarten Geschichten von ungewöhnlichen Begegnungen, lebendig erzählt von Simone Wanzek-Weber und Livia Jansen. "Interkontinentale Klänge stehen dann am Donnerstag, 9. Februar, beim Forstinninger Saitenspiel auf dem Programm: Vroni Herzog (Harfe), Christine Reichl-Gumz (Flöte und Gitarre) sowie Sylvia Zoellner (Gitarre) präsentieren Bairisches, Irisches, Wienerisches, Tango, Mambo und Selbstkomponiertes. Und zum Abschluss am Donnerstag, 23. Februar, darf man sich freuen auf Celtic Folk von den Lairy Fairies. Das Quartett vereint irisch-schottische-Tunes und weitere Genres zu einem spannenden Mix, kombiniert Traditionelles und Modernes. Genauso wie die Wolfmühle.

Veranstaltungsbeginn ist jeweils um 20 Uhr, der Einlass mit freier Platzwahl startet eine Stunde zuvor. Wer reservieren möchte: Karten kann man über die Homepage der Wolfmühle bestellen, bei "Selbstabholung" liegen die Tickets dann an der Abendkasse bereit.

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