Süddeutsche Zeitung

Deutscher Buchpreis 2022:Literatur-Rätsel

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Die Buchhandlung Herzog in Wasserburg wurde ausgelost für eine Blind-Date-Lesung mit einem der Nominierten der Longlist. Wer wird dort auftauchen?

Von Jutta Czeguhn, Wasserburg

Für die Buchhandlung Zweitbuch in Oberhausen war es im September 2020 wohl so etwas wie der Sechser im Literatur-Lotto: Zur Blind-Date-Lesung erschien Anne Weber, die Schriftstellerin las dem Publikum der Ruhrpottstadt aus ihrem faszinierenden Langgedicht "Annette, ein Heldinnenepos", das kurz zuvor für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominiert worden war. Was weder die Oberhausener noch Frau Weber selbst zu diesem Zeitpunkt wissen konnten: Sie lauschten der späteren Gewinnerin dieser wichtigsten Auszeichnung für deutschsprachige Romane. Ob Monika Herzog-Lamers ähnliches Losglück widerfährt? Die Filialleiterin von Bücher Herzog in Wasserburg hat ebenfalls ein Blind Date. Aus der Wundertüte von 20 Namen auf der berühmten langen Liste wurde ihr einer zugelost, er oder sie wird am 16. September in der Traditionsbuchhandlung mitten im historischen Zentrum der Inn-Stadt im Kegel der Leselampe ein Buch aufschlagen, das zumindest dem einen oder anderen in der Buchpreisjury preiswürdig erscheint.

Insgesamt 354 Buchhandlungen haben sich deutschlandweit um die zehn Blind-Date-Lesungen mit den Longlist-Literatinnen und Literaten beworben, die vom Börsenverein verlost werden. Erst am Abend selbst soll das Publikum erfahren, wer zu Gast ist. Das erhöht die Spannung. Monika Herzog-Lamers, das verrät sie glücklich am Telefon, wird das natürlich schon vorher wissen. "Schließlich kann ich ja nicht von allen 20 Nominierten Bücher in rauen Mengen bestellen." Allerdings werde es ihren treuen Kunden wohl nicht entgehen, wenn da plötzlich von einem Namen mehr Exemplare und Titel als sonst in der Auslage auftauchen.

Seit 40 Jahren arbeitet Monika Herzog-Lamers, genannt "Mokka", bei Bücher Herzog, einer jener Buchhandlungen, die das Rückgrat der gesamten Branche bilden, die gerade in den Pandemie-Monaten bewiesen haben, wie unersetzlich sie sind als Nahversorger für Geist und Seele. Direkte Begegnungen mit Autorinnen und Autoren hatte man während dieser Zeit schmerzlich vermisst, und den Literaten selbst waren mit den Lesungen wichtige Einnahmequellen weggebrochen.

Wer auch immer nun am 16. September um 20 Uhr bei Bücher Herzog durch die Tür tritt, Gewinner werden am Ende alle sein. So sieht das auch Monika Herzog-Lamers. "Und weil für viele das Restjahr wohl schwierig wird, werden wir nicht mehr als neun Euro für die Lesung verlangen, wir wollen unseren Kunden etwas zurückgeben." Für die Sache der Literatur ist so etwas womöglich schöner als jeder Preis.

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