Süddeutsche Zeitung

Trockenheit:Wieder ein Dürre-Jahr? Das Wetter schlägt den Dachauer Bauern aufs Gemüt

Lesezeit: 3 min

Der Bayerische Bauernverband befürchtet angesichts ausbleibenden Regens hohe Ertragsverluste für die Landwirte. Die Dachauer Bauern blicken gespannt in den Himmel.

Von David Holzapfel, Dachau

Freud und Leid liegen oftmals nah beinander. Während Biergärten und Eisdielen von den derzeit sommerlichen Temperaturen profitieren, blicken die Landwirte der Region sorgenvoll in die Zukunft: Bei anhaltender Trockenheit könnte Deutschland nach Einschätzungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf einen weiteren Dürresommer zusteuern. Den Bauern drohen hohe Einbußen.

Anton Kreitmair, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Dachau, wird die Regenvorhersagen der kommenden Wochen mit großer Spannung verfolgen. Die Regenmenge der nächsten zehn Tage sei wegweisend für den landwirtschaftlichen Ertrag dieses Jahres, sagt er. "Der fehlende Niederschlag schlägt den Bauern aufs Gemüt."

Der Regen bleibt aus - das schlägt den Bauern im Landkreis Dachau aufs Gemüt

Besonders für Kulturen wie Getreide und Raps spielt das Wetter der nächsten Wochen laut Bauernverband eine entscheidende Rolle, bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben sind die Sommermonate von Bedeutung. Bringen die kommenden Tage nicht den erhofften Regen, bleibe auch der für die Bauern so wichtige Grünlandaufwuchs aus, betont Kreitmair. Die Landwirte nutzen das Gras als Futtermittel für ihre Nutztiere. Schon im vergangenen Jahr hätte es aufgrund der anhaltenden Dürre einen Futtermittelengpass gegeben. "Damals waren die Silos aber noch vom Jahr 2017 gefüllt, heuer haben wir kaum Rücklagen", sagt der Dachauer Kreisobmann des Bauernverbands.

Doch was tun, wenn die Ernte ausbleibt? Staatliche Hilfen bei Ertragsausfall werden zwar angeboten. Kreitmair lehnt diese aber ab: "Der bürokratische Aufwand ist viel zu hoch". Außerdem sei unklar, wer die Subventionen unter welchen Auflagen erhalte.

Andere Landwirte aus dem Landkreis beobachten den Himmel in diesen Tagen etwas gelassener: Arthur Stein führt zusammen mit seiner Frau einen Bio-Bauernhof in Röhrmoos. Er selbst habe bisher keine Probleme mit der Hitze gehabt, sagt Stein. Er merkt an, dass der Landkreis grundsätzlich eher begünstigt sei: "Unser Boden kann Wasser gut speichern, im vergangenen Jahr hatten wir die höchste Ernte seit Langem." Ein Trend bereitet dem Bio-Landwirt jedoch große Sorgen: Der Grundwasserspeicher der Region sei zwar relativ voll. Die Intensität, mit der die Bauern aus der Region ihren Grund bewässern, sei jedoch enorm. "Geht das so weiter, verprassen wir das Grundwasser der nächsten und übernächsten Generation", sagt Stein. Hier stecken die Landwirte in einer Zwickmühle. Denn bewässern sie ihre Flächen nicht, drohen bei Dürre hohe Gewinnverluste.

Ein weiterer Dürresommer würde diesmal auch die Forstwirtschaft im Landkreis Dachau hart treffen

Ein weiterer Dürresommer würde diesmal auch die Forstwirtschaft hart treffen, fürchtet der Deutsche Wetterdienst. Günter Biermayer, den Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF), lassen die warmen Temperaturen jedoch eher kalt. Von der Dürre hätten die Waldbesitzer im Landkreis Dachau schon im vergangenen Jahr eher wenig gespürt. Eine langfristige Prognosen will Biermayer nicht wagen. "Dazu ist das Wetter zu unberechenbar", sagt er. Der Landkreis Dachau befand sich 2018 sogar in einer Ausnahmesituation, wie Biermayer betont: Während die Waldbrandgefahr in weiten Teilen Deutschlands im vergangenen Jahr drastischzugenommen hat und die Trockenheit den Bäumen die Vitalität raubte, lieferten die Messstationen des AELF im Landkreis Dachau teils sogar überdurchschnittlich gute Bodenfeuchtigkeits-Werte.

Die Ausgangslage für dieses Jahr sei jedoch nicht ganz so günstig: "Das Winterniederschlagsdefizit hat dazu geführt, dass die Bodenwasserspeicher nicht voll gefüllt sind", sagt der Behördenleiter. Deswegen befürchten sowohl das AELF als auch die Forstbesitzer ein weiteres Trockenjahr. Denn auch der Landkreis Dachau wäre dann langfristig nicht vor verheerenden Folgen gefeit.

"Wir werden uns auf extreme Wetterverhältnisse einstellen müssen"

In einem sind sich sowohl die Landwirte als auch Umweltschützer und Forstbesitzer einig: Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich bereits bemerkbar und werden das künftig noch viel deutlicher tun. "Wir werden uns auf extreme Wetterverhältnisse einstellen müssen", sagt Peter Heller, der Vorsitzende der Ortsgruppe Dachau des Bundes Naturschutz (BN). Obwohl der Sommer noch gar nicht richtig begonnen hat, ist die Lage in anderen Teilen des Landes schon jetzt besorgniserregend. Das Umweltministerium in Brandenburg hat die höchste Waldbrandstufe ausgerufen. Im Norden Sachsens dürfen wegen der teils hohen Waldbrandgefahr einige Wälder nicht mehr betreten werden. Angesichts der aktuellen Trockenheit hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) Vorsorgemaßnahmen, wie eine Weiterentwicklung der bayerischen Wasserstrategie, angekündigt.

Wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Mittwoch mitteilte, sorgt eine Kaltfront am Wochenende für deutlich niedrigere Temperaturen. Die Meteorologen rechnen mit teils kräftigen Niederschlägen. Auch in den kommenden Wochen soll der Frühling vorerst nicht zurückkommen. Das dürfte bei den Land- und Forstwirten vorerst für Erleichterung sorgen. Schenkt man den Meldungen des DWD glauben, wonach die Dürre von 2018 in diesem Jahr sogar noch übertroffen werden könnte, wäre der Niederschlag am Wochenende jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4422109
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 26.04.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.