Süddeutsche Zeitung

Weihnachten in der Polizeiinspektion:Gefeiert wird eben später

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Ab 20 Uhr steht Polizeiobermeister Dirk Wagner an Heiligabend in der Inspektion bereit. Vielleicht muss er ausrücken, um einen Familienstreit zu schlichten. Weihnachtlich ist es trotzdem ein bisschen.

Robert Stocker

Gepflegt essen, Geschenke auspacken, die freien Tage genießen - für die meisten Menschen ist es selbstverständlich, an Weihnachten nicht zu arbeiten und das Fest im Kreis der Familie zu feiern. Doch nicht alle haben dieses Privileg. Polizisten, Sanitäter, Krankenschwestern oder Feuerwehrleute müssen an Feiertagen häufig arbeiten, auch an Weihnachten.

Polizeiobermeister Dirk Wagner trifft es heuer zum ersten Mal in seiner Berufslaufbahn: Mit einigen anderen Kollegen schiebt er am Heiligen Abend von 20 Uhr an Nachtschicht in der Dachauer Polizeiinspektion. Wagner ist seit sieben Jahren Polizist. "Meine Familie hat sich daran gewöhnt, dass ich auch an Feiertagen arbeiten muss", sagt der 28-jährige Polizeiobermeister.

Zwar muss er zum ersten Mal an Weihnachten Dienst tun, doch dafür hat er an den beiden Weihnachtsfeiertagen frei. "Dann habe ich Zeit für meine Familie", freut sich Wagner, womit er Eltern, Geschwister und Verwandte meint; Frau und Kinder hat er noch nicht. Dafür aber eine Freundin, die für den Dienst am Heiligen Abend großes Verständnis hat und nicht im geringsten darüber verärgert ist.

Kein Wunder: Wagners Freundin ist selbst Polizistin und schiebt wie er am Heiligen Abend Dienst. Am ersten Weihnachtsfeiertag fährt der 28-Jährige nach Hause in seine Heimatstadt Neumarkt in der Oberpfalz. Generell, sagt Wagner, sehe der Dienst an Weihnachten genau so wie an anderen Tagen aus.

Wahrscheinlich fielen aber auch Einsätze an, die er an gewöhnlichen Tagen nicht habe. "An Weihnachten kommen die Familienmitglieder zusammen, da gibt es manchmal auch Stress." Wagner meint damit familiären Streit, der oft böse Folgen hat und Einsätze der Polizei nötig macht.

Ein bisschen Weihnachtsstimmung herrscht am Heiligen Abend auch in seiner Dienststelle. Vor der Polizeiinspektion steht ein Weihnachtsbaum, und "einige Kollegen bringen Plätzchen und alkoholfreien Weihnachtspunsch mit", sagt Wagner. Das kann das Fest zu Hause zwar nicht ersetzen, doch der 28-Jährige hat sich mit seinem Einsatz am Heiligen Abend längst abgefunden. "In der Regel trifft es eher die ledigen Mitarbeiter. Und als Polizist weiß man, dass man rund um die Uhr Dienst tun muss."

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Quelle:
SZ vom 24.12.2010
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