Süddeutsche Zeitung

Verkehrskonzept für Karlsfeld und Allach:Alle an einem Tisch

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Um die Verkehrssituation zu lösen, wollen die politischen Vertreter nun zusammenarbeiten

Von Christiane Bracht und Anita Naujokat, Karlsfeld/Allach

Nach der jüngsten Online-Erörterung zum Allacher Bauvorhaben "Hirmerei" zeigten sich viele Anwohner enttäuscht. Sie fühlten sich mit ihren Ängsten und Sorgen nicht ernst genommen. Doch jetzt schaut die Bürgerinitiative "Gemeinsames Konzept für Allach und Karlsfeld (GKAK) e. V." hoffnungsvoll in die Zukunft. Der erste Schritt sei getan, jubiliert Sprecher Lukas Hainer. Auch wenn es noch ein "zartes Pflänzchen" sei, so sei es doch ein "toller Erfolg", viele verschiedene Parteien an einen Tisch gebracht zu haben, um über die Verkehrssituation im Westen Karlsfelds und im Norden Allachs zu reden. Für Pascal Fuckerieder (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing, ist es der Anfang eines übergreifenden Dialogs mit Vertretern verschiedener Ebenen, um an Konzepten und Ideen zu arbeiten. Auch der Dachauer Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) lobt die bisherigen Gesprächsrunden als "sehr konstruktiv".

Neben Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) und Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) nahmen Vertreter des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing teil, die beiden Landtagsabgeordneten Josef Schmid und Bernhard Seidenath (beide CSU) sowie der Münchner Stadtrat und Fraktionsvorsitzende der SPD Christian Müller, die CSU-Stadträtin Heike Kainz und die beiden Bundestagsabgeordneten Stefan Pilsinger und Katrin Staffler (beide CSU). Beim nächsten Treffen Mitte Juli in Karlsfeld hofft man noch Verantwortliche aus dem Münchner Mobilitäts- und dem Planungsreferat an den Tisch zu bekommen, sagt Volker Knittel von der Bürgerinitiative. Denn nur so könne man einer Lösung der massiven Verkehrsprobleme nahekommen. Erste Überlegungen habe man in den ersten beiden Gesprächsrunden bereits ausgetauscht.

Dabei ging es wohl um verschiedene Projekte, wie die Sanierung des Allacher Tunnels. Einige Jahre werden die Straßen deshalb wohl verstopft sein, prophezeit Seidenath. "Das wird kein Spaß für die Anwohner." Mitte Februar hatte Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) die Bahn mit dem S-Bahn-Nordring beauftragt. Im Zuge dessen wird sich am Karlsfelder Bahnhof in nächster Zeit wohl auch einiges ändern. Zumal man für Leute aus dem westlichen Landkreis eine Verbindung schaffen will, damit sie etwa von Odelzhausen den Karlsfelder Bahnhof auch ohne Auto erreichen können. Das Verbandsgymnasium wird ebenfalls gebaut. Hierfür wird ebenso ein Verkehrsgutachten angefertigt werden müssen, wie für die Hirmerei, die auf Allacher Seite entstehen soll. Entlastung könnte eine Seilbahn von Dachau nach Feldmoching bringen. Landrat Stefan Löwl (CSU) hat dafür bereits eine Machbarkeitsstudie anfertigen lassen. Zudem gebe es Überlegungen, eine Ringverbindung von der B 471 über Olching, Karlsfeld bis Oberschleißheim herzustellen, so Wanka. Auch auf Münchner Seite gibt es einige Ideen, den Münchner Norden zu entlasten. Josef Schmid (CSU) will die komplexe Verkehrssituation von Experten beleuchtet wissen, die sie als Projekt für die Bauausstellung bearbeiten. Im Zuge dessen könnten auch die finanziellen Möglichkeiten besser ausgelotet werden, erklärt Knittel von der BI. "Unser Ziel muss sein, dass in fünf Jahren ein Verkehrskonzept da ist, das der Rede wert ist." Deshalb dürfe der Dialog nicht abreißen. Immerhin 20 Jahre lang habe es genau daran gefehlt, so Knittel, deshalb werde man nun insistieren und "das Zusammenspiel fördern und fordern". "Es ist schon kurios, dass es eine Bürgerinitiative braucht, um einen Dialog zwischen den Verantwortlichen herzustellen", sagt der Karlsfelder. "Ein guter Beginn", "eine Chance", loben die Teilnehmer unisono. "Man muss Verkehrsströme viel weitläufiger denken. Wir haben offene Grenzen und der Verkehr sucht sich seine Wege", sagt Fuckerieder. Vielleicht kämen ja ganz pfiffige Lösungen heraus, an die bisher niemand gedacht habe.

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SZ vom 09.06.2021
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