Süddeutsche Zeitung

Fremdenverkehr:Dachau lockt immer mehr Touristen an

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In manchen Monaten, wenn etwa die Messe Bauma stattfindet, melden die Statistiker gar eine Zunahme um 48 Prozent.

Von Moritz Köhler, Dachau

Der Aufwärtstrend im Fremdenverkehr hält im Landkreis weiter an. Einen großen Anteil daran trägt die Stadt Dachau. Wie das bayerische Landesamt für Statistik mitteilt, stieg die Zahl der Gäste im April im ganzen Landkreis um 47,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Mit den Gästen wuchs auch die Zahl der Übernachtungen: Die Statistik weist eine Zunahme von 34,2 Prozent aus. Natürlich ist der April alle drei Jahre ein Ausnahmemonat. Denn dann findet die Baumaschinen-Messe Bauma mit ungefähr einer halben Million Besucher statt. Dennoch lässt sich, wie Tourismusexperten sagen, über die Jahre eine kontinuierliche Zunahme des Fremdenverkehrs feststellen - und das in der Stadt Dachau, die weltweit wegen des ehemaligen Konzentrationslagers bekannt ist.

Der Landkreis liegt deutlich über dem bayerischen Durchschnitt: In ganz Bayern verzeichnete das Landesamt für Statistik im April einen Anstieg der Gästezahlen um 10,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 4,9 Prozent. In absoluten Zahlen schneidet der Landkreis im April nach wie vor bescheiden aus: Von 2 669 936 Gästen in ganz Bayern entfallen lediglich 14 419 auf das Dachauer Land; und nur 29 339 der insgesamt 6 414 315 Übernachtungen in Bayern fielen auf einheimische Hotels.

Doch es geht vorwärts: "Wir hatten hier lange Zeit nicht besonders große Hotels. Dadurch lagen die absoluten Zahlen für Gäste und Übernachtungen noch nicht sehr hoch", erklärt Stadträtin Christine Unzeitig (CSU) vom Regionalentwicklungsverein Dachau Agil. Das neue Tulip Inn Hotel in Dachau mit 120 Betten und das Budgethotel im Bergkirchener Gewerbegebiet Gada lockten unabhängig von der Messe Bauma mehr Gäste an, Busreisegruppen und auch Geschäftsleute. Dachau Agil fördert den Tourismus im Landkreis. Vor allem will der Verein die Attraktivität der Stadt und des Landkreises für Familien mit Kindern erhöhen. "Dazu entstehen zahlreiche Ferienhöfe und Radwege. Außerdem geben wir einen Flyer zu den Bademöglichkeiten im Landkreis heraus", erklärt Unzeitig. "Wir wissen, dass die Betreiber der Gasthöfe zufrieden sind. Und wir hoffen, dass das auch so bleibt. Der positive Trend stimmt zuversichtlich."

Auch die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2016 stimmen zuversichtlich. In den Monaten Januar bis April verzeichnete das Landesamt für Statistik 45 568 Besucher im Landkreis Dachau - 24,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Übernachtungen sind in diesem Zeitraum um 20,6 Prozent auf 93 860 gestiegen. Die Gäste können in einem der insgesamt 57 Beherbergungsbetriebe im Landkreis übernachten.

Einen erheblichen Anteil am Tourismus im Landkreis hat die Stadt Dachau. "Durch die Bauma sind im April an allen Orten entlang der S-Bahn-Strecke um München die Besucherzahlen überproportional gestiegen. Das gilt insbesondere für die Stadt Dachau, die eine sehr gute Anbindung an das S-Bahn-Netz der Stadt München hat", erläutert Tobias Schneider, Leiter des Kulturamts der Stadt. Deshalb geht er davon aus, dass es im nächsten Jahr keinen so großen Sprung mehr geben wird. Dennoch mache die Stadt eine äußerst erfreulich Entwicklung mit. "Wir arbeiten im Tourismus sehr zielgerichtet: Wir arbeiten stetig am Ausbau des Busnetzes, wir achten darauf, dass wir auf Reisemessen vertreten sind und wir betreiben ein gezieltes Online-Marketing", sagt Schneider.

Die meisten kommen nur auf einen Tagesausflug vorbei

Insgesamt übernachtet aber nur ein Bruchteil der Besucher in Dachauer Hotels und Pensionen. Der Tagestourismus nimmt einen weitaus höheren Stellenwert ein. Im Auftrag der Stadt erstellte die Katholische Universität Eichstätt 2012 eine Studie. Von den an sechs Tagen befragten Passanten in der Innenstadt waren 27,7 Prozent Tagestouristen. Die Mehrzahl stammt aus dem Landkreis wie der Region um München. Die Wissenschaftler haben auf der Grundlage ihrer Untersuchung die Tagesbesucher auf 1,2 Millionen im Jahr hochgerechnet. Diese Zahl verblüfft, sieht man doch in der Altstadt nie so viele Besucher. Der Hochrechnung liegt ein sehr weit gefasster Begriff von Tagestourismus zugrunde: In sie fließen alle ein, die in die Stadt aus verschiedensten Gründen kommen: um einzukaufen, für einen Arztbesuch, zu Sportveranstaltungen, für Behördengänge und vieles mehr.

Für den klassischen Tagestouristen ist nach wie vor das Wittelsbacher Schloss der Hauptmagnet, wie Schneider sagt. Daneben locken Kulturveranstaltungen viele Tagesausflügler in die Stadt. "Jazz in allen Gassen ist ein beliebtes Ausflugsziel, ebenso die viele Open-Air-Konzerte. Außerdem sind wir sehr gespannt, wie viele Gäste die Baselitz-Ausstellung nach Dachau zieht", sagt Schneider. Am vergangenen Sonntag besuchten 400 Gäste die Ausstellung. Die Besucher der KZ-Gedenkstätte, jährlich ungefähr 800 000, fließen in die Tourismusstatistik nicht ein. Sie interessieren sich für die Stadt nicht. Trotz der positiven Entwicklung betont Schneider, dass die Stadt Dachau keine klassische Tourismus-Destination sei. Die Gäste bleiben durchschnittlich zwei Tage, also kürzer als im bayerischen Durchschnitt (2,4 Tage).

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SZ vom 09.06.2016
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