Süddeutsche Zeitung

Streit in Odelzhausen:Mediziner gegen Mediziner

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Das Medizinische Versorgungszentrum Dachau (MVZ) wird eine Filiale in Odelzhausen eröffnen. Die ortsansässigen Ärzte sind damit überhaupt nicht einverstanden.

Robert Stocker

Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Dachau expandiert. Der Verbund von mehr als 40 Ärzten in der Münchner Straße, der in der Altstadt und in Bergkirchen Filialpraxen unterhält und mit Praxen in Allach, Eching und Aichach kooperiert, wird bald auch in Odelzhausen eine Niederlassung betreiben. Der Gemeinderat hat sich in nichtöffentlicher Sitzung für das System des Dachauer Medizinerverbundes entschieden und ein Konzept örtlicher Hausärzte abgelehnt. Diese sehen die neue Konkurrenz mit Argwohn.

"Wir sind von der Gemeinde angesprochen worden, ob wir an einer Niederlassung in Odelzhausen Interesse hätten", sagt MVZ-Chef Wilfred Landry auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung. "Unser System hat sich eben bewährt." Die Filiale des Medizinischen Versorgungszentrums soll im Ortszentrum Odelzhausens gegenüber dem Pflegeheim entstehen, wo die Gemeinde auf eigenem Grund ein Ärztehaus bauen will. An dem Projekt waren auch niedergelassene Mediziner in Odelzhausen und Umgebung interessiert, um den Bestand ihrer Praxen zu sichern.

Maßgeblich beteiligt waren die Hausärzte Willi Wegele und Kurt Huttenloher, die in dem Ärztehaus Räume beziehen und ein Satellitensystem mit Fachärzten anbieten wollten. Dem Vernehmen nach kooperiert Wegele jetzt mit dem MVZ und steigt als Allgemeinmediziner in die Odelzhausener Filiale ein. "Dazu möchte ich nichts sagen", sagte Wegele auf Nachfrage der SZ. Auch Huttenloher wollte seine Praxis in das neue Ärztehaus verlegen und eine Kooperation mit Fachärzten offerieren, mit denen er schon seit Jahren zusammenarbeitet. Diese Pläne sind jetzt vom Tisch.

"Die Gemeinde hat sich für das MVZ entschieden, weil sie eine Versorgung mit Fachärzten wollte", sagt der Odelzhausener Hausarzt. "Doch das hätten wir auch leisten können." Huttenloher hält die Entscheidung der Gemeinde für falsch. Jetzt drohe eine Änderung der ärztlichen Versorgung, die zum Nachteil der Patienten sei. Im MVZ würden die Ärzte ständig wechseln, der Patient habe keinen festen Ansprechpartner. Die Hausärzte dagegen seien im Ort fest verankert und hätten eine Vertrauensbasis zu den Patienten aufgebaut.

Außerdem argwöhnt Huttenloher, dass es sich bei den Medizinern im MVZ nicht immer um ausgewiesene Fachärzte handelt. "Wir hätten mit Fachärzten in Dachau kooperiert, mit denen wir schon seit Jahren gut zusammenarbeiten", unterstreicht der Odelzhausener Mediziner. Hausärzte hätten zudem eine Präsenzpflicht und seien rund um die Uhr verfügbar. "Das MVZ ist auf Expansion ausgerichtet und strebt eine Monopolstellung an. Das ist eine Institution zum Geldverdienen", kritisiert Huttenloher.

Auf dem flachen Land wird die Situation für Hausärzte immer schwieriger. Viele Praxen sind in ihrer Existenz bedroht, Nachwuchs ist nur noch schwer zu finden. Junge Ärzte lassen sich lieber in Großstädten nieder oder beteiligen sich an Versorgungszentren, die eine relativ geregelte Arbeitszeit bieten. Dies ist besonders für Frauen ein Anreiz, die im Arztberuf auf dem Vormarsch sind.

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Quelle:
SZ vom 16.04.2011
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