Süddeutsche Zeitung

Dachau im EM-Fieber:Bereit fürs Public Viewing

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Viele Wirte im Landkreis Dachau freuen sich auf EM und Fußballfans, doch längst nicht alle

Von Carla Behnke und Katja Gerland, Dachau

Ein Bier, ein Bildschirm und dann Mitfiebern: Mit einem Jahr Verspätung startet diesen Freitag die Fußballeuropameisterschaft. Die Fans freuen sich bereits aufs Public Viewing. Denn spätestens am Dienstag, 15. Juni, zum ersten Deutschlandspiel können sich die Fußballbegeisterten in Wirtschaften treffen und gemeinsam die Spiele ansehen. Die Inzidenz im Landkreis Dachau ist so niedrig, dass seit Beginn der Woche bis zu zehn Personen aus verschiedenen Haushalten an einem Tisch erlaubt sind. Und mit der Sperrstunde, die von 22 auf 24 Uhr hochgesetzt wurde, könnten Fans die Abendspiele, die um 21 Uhr beginnen bis zum Ende im Biergarten mitverfolgen. Das Landratsamt rechnet damit, dass es bald auch spezifische Regelungen für die Events geben wird. Noch fällt Public Viewing in einem Biergarten unter die Gastronomieregeln. Für größere Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen ist das Ordnungsamt zuständig. Bisher sind aber noch keine angemeldet.

Im "Luja" an der Frühlingsstraße sind die Fernseher bereits fest montiert. Wirt Christof Wieckhorst wartet nur noch auf den Anpfiff. "Wir sind ein recht junger Laden", erklärt er. Die Gäste seien international. Portugiesen, Kroaten, Polen, "es sind immer Leute da, die ihr Land anfeuern". Im "Luja" fühlt man sich dem Fußball sehr verbunden. 2014, "als wir aufgemacht haben, hat die WM uns geholfen, zu überleben," erzählt der Wirt. Die großen Bildschirme lockten damals viele Fußballfans in das Lokal. Inzwischen sei man darauf allerdings nicht mehr angewiesen.

Auch für Michael Lachner vom "Brunnenwirt" in Dachau steht fest: "Wenn das Wetter gut ist, machen wir Public Viewing." Bis zu 200 Gäste können das Turnier mit ausreichend Abstand in seinem Biergarten verfolgen. Aus Rücksicht auf die Anwohner laufen auf seinen Großbildschirmen aber nur die frühen Spiele, um 15 und um 18 Uhr. Schließlich könne der Torjubel auch mal etwas lauter werden, sagt Lachner. Sorge, dass bei der Spannung des Spiels auch die Kontaktbeschränkungen außer Acht geraten, hat der Gastwirt nicht. Die Erfahrung der vergangenen Wochen habe gezeigt, dass "im Großen und Ganzen alle vernünftig miteinander umgehen".

Im Heimspiel beim ASV baut Wirt Sabur Malekzada gerade die Bänke für den Biergarten auf. Neun Tische, an die je zehn Gäste passen, sowie ein Fernseher stehen zum Public Viewing zu Verfügung. Kommen mehr, gibt es auch die Möglichkeit, in den Theatersaal des ASV zu ziehen. Trotz Hygienevorschriften hätten hier sehr viel mehr Gäste Platz. Auch in der Vereinsgaststätte des TSV Dachau werden Spiele gezeigt. Solange es möglich ist, möchte Wirt Ilia Al Najar den Fernseher draußen aufstellen. Wird das Wetter schlecht, sodass das Zelt auch nicht mehr hilft, kann man aber auch in den Innenraum umziehen.

Doch es gibt auch Wirte im Landkreis, die Public Viewing in Pandemiezeiten skeptischer gegenüberstehen: So bleibt etwa der Fernseher im Stadtkeller Dachau aus. Die geltenden Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen gestalten Veranstaltungen hier kompliziert. Auch im Café Leonhard in Karlsfeld, wo die Turniere bisher immer zuverlässig übertragen wurden, findet kein Public Viewing statt. Mariabrunn bleibt ebenfalls fußballfrei: Man wolle die Andacht der Wallfahrer in der Kirche nebenan nicht stören und verzichte deshalb.

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Quelle:
SZ vom 11.06.2021
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