Süddeutsche Zeitung

Gymnasien im Landkreis Dachau:Mehr Toiletten für mehr Gleichberechtigung

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Die Grünen fordern die beiden neuen Landkreisgymnasien mit gleich vielen Toiletten für Jungen und Mädchen auszustatten. Die Verwaltung findet: Der Vorschlag kommt ein bisschen zu spät.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Irgendwo muss man ja mit der Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen anfangen. Warum also nicht auf der Toilette? So oder so ähnlich haben sich das wohl die Grünen gedacht, als sie ihren Antrag für gleich viele Toiletten für beide Geschlechter gestellt haben. Dass sich das bei den bereits bestehenden Landkreisschulen nur schwer umsetzen lässt, war ihnen wohl klar, aber zumindest für die beiden geplanten Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos sollte die Anzahl der WCs die gleiche sein. Doch laut Landkreisverwaltung kommt dieser Einwand zumindest für das Karlsfelder Gymnasium, für das Mitte Mai bereits der Spatenstich stattgefunden hat, etwas spät.

Doch was haben gleich viele Toiletten eigentlich mit Gleichberechtigung zu tun? Ein Pissoir, das Jungen nutzen können, braucht deutlich weniger Platz als eine Toilette. Im Ergebnis stehen Mädchen somit meist weniger Toilettenkabinen zur Verfügung, weil die Fläche, die für Toiletten vorgesehen ist, in der Regel für Jungen und Mädchen gleich groß ist. Dieser Umstand führt laut den Grünen zu einer "Ungleichbehandlung". Und die kann reale Konsequenzen haben: "Dies führt, gerade in kleinen Pausen, zu erheblichem Stau auf den Mädchentoiletten. Durch das Schlangestehen müssen Mädchen oftmals auf Essen, Trinken sowie Spielen in der kleinen Pause verzichten, was zu einem geringeren Erholungseffekt sowie schlechteren schulischen Leistungen führen kann. Auch sind Verspätungen nach der kleinen Pause eine Konsequenz."

Die Planungen für das Gymnasium Karlsfeld sind schon abgeschlossen

Grundsätzlich widerspricht die Kreisverwaltung dieser Argumentation nicht, allerdings sei "beim Gymnasium Karlsfeld die Planung bereits vorgestellt und abgeschlossen worden", heißt es in der Beratungsvorlage. Zumal durch das Lernhauskonzept ohnehin eine andere Verteilung der Toiletten geplant sei. "Die WCs sind hier jetzt dezentral angelegt und jedem Lernhaus zugeteilt." Daher könne eine Entzerrung der "etwaigen Wartesituationen sowie ein verändertes Nutzungsverhalten" angenommen werden.

Was die WC-Anlagen im Erdgeschoss nahe der Aula betrifft, lässt die Verwaltung aktuell prüfen, ob dort "durch eine Umorganisation noch ein zusätzliches Damen-WC gebaut werden kann". Unabhängig davon gebe es noch zwei direkt zugängliche Einzeltoiletten, die zwar eigentlich als zusätzliche Lehrertoiletten konzipiert wurden, aber von der Schulfamilie auch frei beschriftet werden könnten. Landrat Stefan Löwl (CSU), der ohnehin für Unisex-Toiletten plädiert, empfiehlt solche Feinheiten wie die Beschriftung der Toiletten am Ende der Schule zu überlassen. Antragsteller und Kreisrat Carsten Schleh (Grüne) sieht das anders und möchte gleich darüber abstimmen lassen, ob die Lehrertoilette zur Mädchentoilette werden soll, lässt sich aber davon überzeugen, dass diese Entscheidung nicht im Ausschuss gefällt werden muss.

Die Bauarbeiten für das Röhrmooser Gymnasium haben noch nicht begonnen. Deshalb könnten die Antragsteller Glück haben: Denn auch wenn der Sachgebietsleiter Hochbaumaßnahmen Jörg Bögeholz klar macht, dass auch hier eine Änderung der Pläne nicht ganz so leicht sei, wie man sich das vielleicht als Laie vorstelle, will er nichts unversucht lassen, damit vom Schuljahr 2025/26 an kein Mädchen mehr entscheiden muss, ob es auf Toilette geht oder zu Mittag isst.

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