Süddeutsche Zeitung

Peter Dölfel:Der Seelsorger

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Unter der Regie von Pfarrer Peter Dölfel ist die evangelische Segenskirche in Petershausen errichtet worden. Jetzt wechselt er nach Haidhausen und will sich statt um Bauprojekte wieder mehr um Menschen kümmern.

Von Petra Schafflik, Petershausen

"Noch eine Kirche muss ich nicht bauen", sagt Pfarrer Peter Dölfel und lacht. Kirchenbauprojekte begleiten die berufliche Laufbahn des 57-jährigen Seelsorgers: Schon im fränkischen Obereisenheim, seiner ersten Stationen als Pfarrer, hatte Dölfel vor gut 20 Jahren den Bau der Matthäus-Filialkirche in Bergtheim initiiert. Und in der evangelischen Kirchengemeinde Kemmoden-Petershausen, wo Dölfel seit 2005 das Pfarramt leitet, wurde nun gerade im Juli mit einem großen Festgottesdienst die neue Segenskirche eingeweiht. "Dass diese Kirche noch fertig wird, war mir ganz wichtig", sagt der Seelsorger. Denn bereits im Oktober wendet er sich neuen Aufgaben zu und wechselt an die Johanneskirche in München. Vom ländlichen Kemmoden-Petershausen ins Großstadt-Viertel Haidhausen: "Ich brauche Veränderungen und neue Herausforderungen", sagt Pfarrer Dölfel. Wer seine Nachfolge in Petershausen antritt, ist offen. Die Position ist im Amtsblatt der bayerischen Landeskirche ausgeschrieben. Danach, das teilt die Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit, werde der Landeskirchenrat über die Besetzung entscheiden.

Die evangelische Gemeinde Kemmoden-Petershausen hat Pfarrer Dölfel als aktiv und vielfältig erlebt. Und als eine Kirchengemeinde, die sich um die Verbindung von Tradition und Moderne bemüht. So gehören die beiden kleinen Kirchlein in Kemmoden und Lanzenried zu den ältesten evangelischen Gotteshäusern in ganz Oberbayern, die neue Segenskirche in Petershausen wurde gerade als moderner Neubau errichtet und eingeweiht. Auch in der räumlichen Ausdehnung der Gemeinde ist dieses Spannungsfeld angelegt: In den zentralen Orten Petershausen und Markt Indersdorf leben jeweils tausend der insgesamt 3600 Gemeindemitglieder. Aber zur Kirchengemeinde gehören auch Weichs, Vierkirchen, Hilgertshausen-Tandern und die beiden Pfaffenhofener Kommunen Jetzendorf und Gerolsbach mit zahlreichen kleinen Weilern, Dörfern und Ortschaften.

Pfarrer Dölfel hat diese Struktur als Herausforderung erlebt. Allein der Gottesdienstplan für fünf Kirchen erforderte viel Abstimmung, "das reinste Puzzle". Aber die ländliche Gemeinde habe ihre Vorzüge: "Die Menschen auf dem Land sind beweglicher und unheimlich engagiert." Ehrenamtliche übernähmen unverzichtbare Aufgaben. In Kemmoden-Petershausen hat sich Pfarrer Dölfel bemüht, Kirche nicht als geschlossene Gesellschaft zu gestalten, sondern offen für alle. Viele zuverlässige Beziehungen, ein lebendiges Netzwerk wurde geknüpft mit politischen Gemeinden, Vereinen, Gruppen und Einrichtungen. Das Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen biete gerade im ländlichen Raum die Chance "als Kirche noch stärker gehört zu werden als in der Stadt." Als wichtiges Element hat Dölfel auch die Erwachsenenbildung gesehen und kulturelle Angebote, die Gelegenheit bieten, die Türen der Kirche zu öffnen. Auch das Kinderhaus Arche Noah, das in einem Flügel des Gemeindezentrums untergebracht ist, aber Kindern jeder Konfession offensteht, wirkt stark in die Gemeinde hinein.

Kirche als Institution, die Orientierung gibt, nicht strikte Regeln aufstellt, will Pfarrer Dölfel auch in der Johannes-Gemeinde in Haidhausen repräsentieren. Allerdings mit ganz neuem Wirkungskreis. Denn nach 25 Jahren Pfarramtsführung an der Spitze von Gemeinden in Franken, München und zuletzt Petershausen will sich Dölfel statt unvermeidlicher Verwaltungs- und Organisationsarbeit nun stärker wieder der Seelsorge widmen. Schwerpunkte wie Meditation, Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit stehen schon fest. Anderes wird sich ergeben aus der Leitfrage: "Was brauchen die Menschen dort?" Bei aller Offenheit für Veränderungen und moderne Anforderungen bleibe Bewährtes wichtig. So können in der Seelsorge "eine Whats-App-Nachricht ein persönliches Gespräch nicht ersetzen."

Die Kirchengemeinde verabschiedet Pfarrer Peter Dölfel mit feierlichem Gottesdienst und anschließendem Empfang am Sonntag, 18. September, von 10.30 Uhr an in der neuen Segenskirche.

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SZ vom 06.09.2016
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