Süddeutsche Zeitung

Bildung:Wie ein Ort seine Jugend für Demokratie gewinnen will

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Die Gemeinde Hebertshausen will junge Leute mehr mitbestimmen lassen, nimmt sie aber auch in die Verantwortung.

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Die Sorge wegen des Erstarkens rechter Strömungen auch im Landkreis Dachau wächst. Der Kreisjugendring plant bereits mehrwöchige umfangreiche Aufklärungsaktionen, die vom Bundesfamilienministerium unterstützt werden. Der Hebertshausener Bürgermeister und Berufsschullehrer Richard Reischl (CSU) ist überzeugt, dass die politische Bildung eine neue Bedeutung bekommt. Er setzt auf gemeindliche Jugendarbeit, die junge Leute im Ort für Demokratie zu gewinnen und Wege der Mitbestimmung eröffnen soll.

Wie das gehen kann, skizzierte im Gemeinderat Olaf Schräder vom Zweckverband Jugendarbeit, der für Hebertshausen die Jugendarbeit organisiert. Entscheidens sei dabei, die Jugend frühzeitig an demokratische Entscheidungsprozesse heranzuführen. "Ihn zu zeigen, dass Demokratie durchaus auch anstrengend sein kann. Aber einfache Antworten vielfach an der Realität scheitern." Echte Jugendbeteiligung fragt junge Leute nicht nur nach ihrer Meinung, sondern lässt sie tatsächlich verantwortlich bestimmen. Der Gemeinderat muss also für Vorhaben "Entscheidungsmacht auch tatsächlich abgeben".

Wie sich die jungen Leute organisieren, ist nicht vorgegeben

Das gilt schon für die Frage, in welcher Form sich die Jugend in der Gemeinde einbringen wird. Nicht aus dem Rathaus darf die Vorgabe kommen, dass nun ein Jugendrat oder ein Jugendforum installiert werden soll. Vielmehr müssten die jungen Leute selbst überlegen, wie sie sich organisieren und wo sie mitarbeiten möchten. Das Stichwort lautet: ergebnisoffen. "Es kann sein, dass nicht viel dabei herauskommt", räumte Schräder ein. Doch dieses Risiko müssten die Kommunalpolitiker eingehen für eine Jugendbeteiligung, die ihren Namen verdient. Ganz auf sich gestellt bleiben die jungen Männer und Frauen aber nicht, vielmehr gibt die Gemeindejugendarbeit durchaus den Anstoß.

Den Anfang hat Jugendpflegerin Julia Loth bereits bei der Jungbürgerversammlung im Dezember gemacht, wo sich eine Arbeitsgruppe interessierter Kinder und Jugendlicher zusammen gefunden hat. Darauf lässt sich nun aufbauen. Ein Weg, den der Gemeinderat unterstützt. Die Kommunalpolitiker sind auch bereit, die Jugend mit der notwendigen Entscheidungskapazität wie auch finanziellen Mitteln auszustatten. Vielleicht, hofft Bürgermeister Richard Reischl, "gelingt es so, Jugendliche zu begeistern für Demokratie und Politik."

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Quelle:
SZ vom 27.03.2017
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