Süddeutsche Zeitung

Dritte Startbahn:Große Erleichterung

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Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete und Bürgerinitiative: Alle freuen sich über die Münchner Entscheidung. Doch in die Freude mischt sich auch Sorge.

Gregor Schiegl, Matthias Pöls und Wolfgang Eitler

Beim Festgottesdienst zum 125. Jubiläum des Schützenvereins Tennengrün Biberbach am Sonntagmorgen haben die Festgäste, unter ihnen zahlreiche Kreispolitiker, den Lärm über der Gemeinde Röhrmoos nochmals eindrucksvoll erleben dürfen. Flugzeug um Flugzeug zog über die Gottesdienstbesucher im Freien beim schönstem weißblauen Wetter hinweg. Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler) sagte am Sonntagabend kurz nach der Auszählung der Stimmen zum Bürgerentscheid über eine dritte Startbahn: "ich möchte mich bei den Münchnern bedanken. Sie haben auch an das Umland gedacht und sich nicht von der Millionen-Euro-Kampagne der Flughafengesellschaft und sogenannter Promis leiten lassen." Lingl gibt zu denken, dass dieses Ergebnis durch die Landtagswahlen 2013 erst noch abgesichert werden muss.

Das ist überraschend", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath. "Hier haben Leute abgestimmt, die nicht direkt betroffen sind." Deshalb betrachte er das Ergebnis als ein "objektives Votum". Er sieht seine in verschiedenen Gesprächen in der CSU-Landtagsfraktion vorgetragenen Argumente gestützt. Er habe den Antrag der CSU- und FDP-Koalition für eine Startbahn erst noch am vergangenen Donnerstag abgelehnt.

Als einziger Abgeordneter seiner SPD-Fraktion im Landtag, hatte auch der Dachauer Martin Güll gegen den Dringlichkeitsantrag der Staatsregierung zum Bau der Startbahn gestimmt. Unter dem Eindruck des klaren Votums sagte er: "Ich bin einfach nur glücklich, dass selbst Hunderttausende Euro nicht geholfen haben den Bau durchzusetzen."

Die Grünen empfinden sich als die treibende politische Kraft der Startbahngegner. Daher freut sich Armgard Körner über das Ergebnis, die ihre Partei im Gemeinderat Haimhausen vertritt und für den Landkreis Dachau im offiziellen Nachbarschaftrat mit der FMG wegen des Baus der Startbahn bisher verhandelt und gestritten hat. Sie zeigt sich aber überrascht und hegt trotzdem einige Zweifel: "Ich bleibe trotzdem skeptisch, wie das jetzt umgesetzt wird." Anton Speierl vom Anti-Startbahn-Bündniss Aufgemuckt hegt dagegen keinen Zweifel: "Das Projekt ist begraben, das sehen hier bei uns alle so." Es habe sich gezeigt, dass es "eine massive gesellschaftliche Strömung gegen Großprojekte" gebe. Insofern habe das Votum über die Stadt und Bayern hinaus Signalwirkung auch für andere Großprojekte. Speierl bedankte sich bei den Münchner Wählern für ihre Solidarität mit dem Umland. Er habe dem Votum optimistisch entgegengeblickt, aber das "hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können".

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SZ vom 18.06.2012
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