Süddeutsche Zeitung

Unwetter:Frau von umstürzendem Baum verletzt

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Das heftige Gewitter richtet im Landkreis in der Nacht auf Freitag Schäden an Häusern und Autos an. Der Bahnverkehr wird vorübergehend eingestellt, das Freibad bleibt zu.

Von Jonas Junack und Anna Schwarz, Dachau

Am Freitagvormittag sind die Folgen des nächtlichen Unwetters im Landkreis Dachau noch überall zu sehen: In der Martin-Huber-Straße in Dachau liegt ein umgestürzter Baum auf der Motorhaube eines Autos, an der Amper nahe des Wasserkraftwerks räumt ein Baggerfahrer Baumreste auf einen Haufen, und in der Mittermayerstraße liegt Papier aus umgefallenen Mülltonnen herum.

In Dachau-Süd befestigt Bernhard Sewering gegen elf Uhr ein Absperrband am Viehgassenbach in der Gröbenrieder Straße, um Spaziergängerinnen und Spaziergänger zu warnen. Denn bei seinem morgendlichen Spaziergang hat der 47-jährige Angestellte entdeckt, dass ein großer Ast einer Trauerweide in den Bach gefallen ist. Daneben wurde ein Baum komplett entwurzelt, er hängt waagerecht in der Luft, die Krone reicht bis zur Hauswand eines Anwohners.

Sewering wohnt in der Nähe, während des Gewitters hat er sich schon gedacht, dass es schlimm werden würde, aber solche Verwüstungen hat er nicht erwartet. "Bislang ist hier bei den Stürmen nicht so viel passiert", sagt der Dachauer. Eine Passantin aus der benachbarten Gabelsbergerstraße kommt vorbei, dort wurden ebenfalls alte Bäume entwurzelt. Sie haben den Asphalt der Straße aufgerissen, die Stellen sind mit rot-weißen Bändern abgesperrt. An ihrem Haus sei glücklicherweise nichts passiert, sagt sie. Bei ihrem morgendlichen Spaziergang nahe den Tennisanlagen in Dachau-Süd habe sie aber ein Haus entdeckt, an dem ein Baum die Eternitplatten der Fassade heruntergerissen habe, und auch im Stadtwald seien richtig große Bäume entwurzelt worden. Im Hintergrund ist wieder die Sirene eines Krankenwagens zu hören: "Die habe ich in der Nacht öfter gehört", sagt sie.

Die heftigen Winde, Regenschauer und Blitze haben in der Nacht auf Freitag Chaos auf den Dachauer Straßen ausgelöst. 40 Einsätze fuhr die Freiwillige Feuerwehr laut Pressesprecher Wolfgang Reichelt in der Stadt. Im gesamten Landkreis registrierte die Feuerwehr 116 Einsätze, sagt Kreisbrandinspektor Maximilian Reimoser. Auch die Bundespolizei und die örtliche Polizei waren im Einsatz. Die Polizeiinspektion Dachau meldete etwa 70 Einsätze.

Die erste Brandmeldung geht am Donnerstagabend um 22.30 Uhr ein. Im Amper-Klinikum sind Rauchmelder angesprungen, ausgelöst durch einen Blitzeinschlag, wie Reichelt berichtet. Die Lage hier ist unbedenklich, doch für die Feuerwehrkräfte ist dies erst der Anfang einer langen Nacht. Bis in die Morgenstunden müssen die Einsatzkräfte immer wieder ausrücken. Eine Dachauerin wird im Süden der Stadt leicht verletzt, als ein Baum auf ihr Haus stürzt. Autos werden beschädigt. Die Feuerwehr kämpft sich durch Anfahrtswege, die von herumfliegenden Mülltonnen und Ästen blockiert werden. Gegen vier Uhr nachts beruhigt sich die Lage. Um halb sechs werden die Einsatzkräfte noch einmal in den Osten der Stadt gerufen. Wieder liegt ein Baum auf der Straße.

Auch in der Gemeinde Odelzhausen hat der Sturm Schäden verursacht. Im Licht des Tages zeigt sich: Das Dach der Schulturnhalle ist schwer beschädigt, der Boden durchnässt. Bürgermeister Markus Trinkl ist bereits in der Nacht an Ort und Stelle. "In dieser Form habe ich so etwas noch nicht erlebt", sagt er. Eine genaue Analyse der Schäden steht noch aus. Auch die Frage, wann die Halle wieder genutzt werden kann, muss nun geklärt werden.

Auch der Bahnverkehr kommt zum Erliegen. Mehrere Bäume und eine Fahrradschutzhütte blockieren die Schienen. Bundespolizisten räumen die Strecke. Um 23.58 Uhr fällt kurz hinter dem S-Bahnhaltepunkt Erdweg ein Baum auf eine S2. 15 Fahrgäste werden durch die Feuerwehr geborgen. Niemand ist verletzt. Ersten Schätzungen zufolge entsteht ein Schaden von circa 10 000 Euro.

Gegen 00.45 Uhr müssen Bundespolizisten erneut zu einer S2: Auf freier Strecke steht eine S-Bahn nach einem Stromausfall zwischen Markt Indersdorf und Arnbach. Die Feuerwehr holt sechs Fahrgäste heraus. Verletzt wird niemand.

Über die gesamte Nacht kommt es - überwiegend wegen Bäumen im Schienenbereich und auf S-Bahnen oder in Oberleitungen sowie durch Stromausfälle - zu Störungen im Münchner S-Bahnbereich, so dass der gesamte Betrieb vorübergehend eingestellt wurde.

Am Freitagmorgen teilen die Stadtwerke mit, dass das Familienbad wegen Unwetterschäden am Freitag geschlossen bleibt. Dort sind ebenfalls Bäume umgefallen, Laub und Äste müssen aus den Becken gefischt werden. Mitarbeiter des Bauhofs sind derzeit mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Wie die Stadt weiter mitteilt, ist auch der Waldfriedhof bis voraussichtlich Montag nicht zugänglich.

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