Süddeutsche Zeitung

Pro und Contra:Zeitumstellung abschaffen oder nicht?

Lesezeit: 2 min

Viktoria Großmann will die Zeitumstellung beibehalten, Thomas Radlmaier will sie abschaffen. Ein Pro und Contra.

Von Viktoria Großmann und Thomas Radlmaier

Pro Zeitumstellung: Eine gerechte Lösung für alle!

Viktoria Großmann argumentiert für die Zeitumstellung:

Die Zeitumstellung ist für Mitteleuropäer ein sehr verträglicher Weg, mit der Erdbewegung mitzuhalten. Bleiben wir bei der Winterzeit bringen wir uns um lange, helle Juniabende mit goldener Dämmerung bis 22 Uhr. Die Sonne würde nur noch bis etwa neun Uhr abends scheinen, dafür würde es bereits kurz nach drei Uhr morgens hell. Eine postindustrielle Gesellschaft, in der immer weniger Menschen morgens um vier zur Schicht müssen, braucht das nicht.

Also immer Sommerzeit? Dann würde es Weihnachten nicht um 16 Uhr, sondern erst gegen 17 Uhr dunkel. Dafür würde es erst gegen neun Uhr morgens hell. Schulkinder müssten fast zwei Unterrichtsstunden in der Dunkelheit verbringen. Wohl noch mehr Menschen würden im Winter gar kein Tageslicht sehen, weder auf dem Weg zur, noch von der Arbeit.

Viele Uhren stellen sich automatisch um, diese Hürde ist klein. Klagen über eine Stunde Zeitverschiebung wirken in einer Welt, in der Menschen für zwei Wochen Urlaub in Thailand oder Mexiko klaglos acht Stunden in Kauf nehmen, wenig überzeugend. Nicht zuletzt ist die Uhrenumstellung ein schönes Ritual, das anzeigt: Jetzt beginnt der Frühling mit seinen hellen Abenden oder der Winter, an dem man sich zum Nachmittagskuchen eine Kerze auf den Tisch stellt.

Contra Zeitumstellung: Nervig und gefährlich!

Thomas Radlmaier argumentiert gegen die Zeitumstellung:

Das lästige, halbjährliche Uhrenverstellen wird hoffentlich bald als eine der schlechtesten Ideen aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingegangen sein. Abgesehen davon, dass die Menschen an einem Tag Ende Oktober eine Stunde länger schlafen dürfen, nervt die Zeitumstellung wie der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt.

Die Fakten lügen nicht: Die Zeitumstellung ist gefährlich für Leib und Seele. Die Krankenkasse DAK etwa hat in einer Langzeitbeobachtung festgestellt, dass in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung 25 Prozent mehr Patienten mit Herzbeschwerden ins Krankenhaus kommen als im Jahresdurchschnitt. Es passieren auch mehr Unfälle auf den Straßen. Laut einem Wirtschaftswissenschaftler sollen in den USA bei solchen Unfällen wegen der Zeitumstellung schon Menschen gestorben sein. Vor dem Hintergrund ist es fast schon fahrlässig, an den Uhren zu drehen, nur damit die Uhrzeit zur Sonneneinstrahlung passt. Wem das so wichtig ist, der müsste ohnehin eher am Äquator als in Mitteleuropa wohnen.

Da es im Büro und Schule immer stressiger zugeht, ist Freizeit heutzutage wichtiger denn je. Damit die Menschen davon genug abbekommen, muss es in der zweiten Tageshälfte so lange wie möglich hell bleiben. Daher sollte fortan immer die Sommerzeit gelten, auch im Winter.

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Quelle:
SZ vom 29.03.2019
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