Süddeutsche Zeitung

Corona-Krise:Bars und Lokale stehen vor dem Aus

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Von Franz Kotteder

Die Münchner Gastronomie kämpft ums Überleben: Das ist das deutliche Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 250 Gaststätten, Restaurants, Bars, Hotels und Clubs, die von der Initiative "Save Our Local Gastro" (SOLG), zu Deutsch: "Rettet unsere örtliche Gastronomie", in den vergangenen Tagen durchgeführt wurde.

Die neue Gruppierung SOLG besteht aus mittlerweile 350 Mitgliedern, die allesamt in der Münchner Gastronomie tätig sind. Initiiert wurde sie vom Getränkehersteller Aqua Monaco, dessen Mineralwasser und Limonaden im Wesentlichen in Bars und Clubs sowie Restaurants auf der Karte stehen. Mit dabei sind aber auch Vertreter von Paulaner, Spaten und Löwenbräu, von Veranstaltern, Club-Betreibern und dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, Kreisverband München.

Mehr als 75 Prozent der Betreiber wünschen sich, dass die Miete während der Krise wegfiele

"Es wird ganz sicher einige geben, die das nicht überleben werden", sagt Markus Thatenhorst von SOLG, der unter anderem die Restaurants Seerose, Theresa und Kaisergarten betreibt, "und einen großen Teil der Probleme haben wir noch vor uns." Um viele Fixkosten komme man während der Zwangsschließung nicht herum, sagt Thatenhorst, "und dann ist natürlich auch ganz entscheidend: Wie sieht's denn aus, wenn wir wieder aufmachen dürfen? Welche Bedingungen gibt es dann?"

In der Umfrage wurde vor allem danach gefragt, wie die verschiedenen Betriebe mit möglichen Auflagen und mit den bestehenden Kosten fertig werden könnten - und ob es Alternativen für sie gibt. Die Antworten sind recht eindeutig: Das größte Problem sind demnach im Moment die laufenden Pachten und Mieten. 75,9 Prozent der Gastro-Betriebe gaben an, es würde das Überleben sichern, wenn ihnen während der Zeit der Schließung die Pacht oder Miete erlassen würde.

Nur bei den Restaurants - hier wurden 125 Betriebe befragt - wären es sogar 79 Prozent. Bei den Clubs und Bars - insgesamt 49 nahmen an der Umfrage teil - antworteten 74 Prozent mit ja. In der Praxis wird vor allem von Brauereien häufig zumindest eine Stundung der Pachten zugesichert, die Summe muss dann aber zu einem späteren Zeitpunkt nachgezahlt werden. Private Vermieter sind jedoch häufig weit weniger kulant.

Ein zweiter großer Punkt sind die Nebenkosten. 53,7 Prozent der Gastronomen sähen es als hilfreich fürs Überleben an, wenn ihnen beispielsweise die Kosten für Strom und Wasser sowie weitere Nebenkosten erlassen würden. Bei den Restaurants sind es sogar 64 Prozent. Bei Bars und Clubs sind die Nebenkosten hingegen nur zu 37 Prozent überlebenswichtig.

Auch die Kosten für Freischankflächen spielen für viele Lokale eine wichtige Rolle. 81,4 Prozent der Betriebe haben auch Stühle und Tische im Freien, für 40,2 Prozent der Gastronomen sind die Gebühren dafür von immenser Bedeutung. Bei den Bars und Clubs sind die Zahlen etwas niedriger, aber auch dort sind Freischankflächen offenbar ein wichtiger Faktor.

Wenig effektiv ist offenbar, Speisen und Getränke für Abholung und Lieferung zuzubereiten. 31,4 Prozent bieten das zwar an, rentabel ist das aber für mehr als vier Fünftel nicht. Von den 49 an der Umfrage teilnehmenden Bars und Clubs bieten nur acht Prozent Abholung und Lieferung an, für alle vier aber rentiert sich das bislang gar nicht.

Skeptisch sehen die Münchner Gastronomen auch die Bedingungen für eine Wiederöffnung nach der Totalschließung. Ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Gästen reicht höchstens bei 18,6 Prozent der Betriebe in den Innenräumen aus, um den nötigen Umsatz zu generieren, im Freien auch nur bei einem knappen Viertel der Betriebe. In Bars sind es sogar deutlich weniger, nämlich sechs Prozent. Und auf die Frage, ob sie eine Wiedereröffnung auf Raten finanziell überstehen würden, antworteten 70,5 Prozent der Betriebe mit "nein". Nur 17,3 Prozent fanden, das sei zu schaffen.

Und die Soforthilfen, die das bayerische Wirtschaftsministerium ausreicht? "Da haben wir gerade eine weitere Umfrage laufen", sagt Thatenhorst, "es sieht aber derzeit so aus, als ob bei mehr als einem Drittel noch nichts davon angekommen ist."

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SZ vom 20.04.2020
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