Süddeutsche Zeitung

Bildung:So sieht Münchens modernste Schule aus

Lesezeit: 3 min

Von Melanie Staudinger, München

Eine Volleyballbundesliga-taugliche Turnhalle mit einer Deckenhöhe von zehn Metern, Physiksäle, in denen sich Steckdosen von der Decke automatisch auf Knopfdruck herunterfahren lassen, interaktive Whiteboards in allen Klassenzimmern und eine Sonnenterrasse, die von den Werkräumen aus zugänglich ist: Das neue Gymnasium München-Nord in Milbertshofen bietet allerhand, was in älteren Schulen nicht zu finden ist. Und so wird Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) fast ein wenig wehmütig, wenn sie daran denkt, dass die Stadt dieses Gebäude an den Freistaat abtreten muss. "Das ist schon schade, dass es keine städtische Schule wird", sagt sie, nachdem sie sich das Gebäude am Dienstag zwei Stunden lang angeschaut hat. "Und trotzdem können wir stolz darauf sein."

Nach nur vier Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnet das Gymnasium an der Knorrstraße im bisher unterversorgten Norden der Stadt nun. Für 65 Millionen Euro hat die Stadt das Haus hingestellt, jetzt wird der Freistaat übernehmen und dort eine Schule für 900 Mädchen und Jungen betreiben. Bevor dies aber eintritt, lässt die Stadt München es sich nicht nehmen, ihr neuestes Meisterwerk zu präsentieren. Alleine die Eingangs- und Pausenhalle misst mehr als 1000 Quadratmeter, wie Siegfried Trautmannsberger, Leiter der Abteilung Neubau im Bildungsreferat, erläutert. Nur sieben Säulen im Raum tragen die Decke und lassen so den Blick auf die festinstallierte Bühne frei, die auch von externen Nutzern in Anspruch genommen werden kann.

Über die sogenannte Magistrale, einen Gang, gelangen die Schüler vom Eingangsbereich in den eigentlichen Schulteil, der im Süden des Komplexes liegt. Drei Gebäudeeinheiten schließen sich an, die "Lernhäuser", ein Konzept, das Zureks Vorgänger Rainer Schweppe nach München gebracht hat. Jedes Lernhaus umfasst Klassenzimmer für die Unter- und Mittelstufe, einen Teamraum für die Lehrer, einen eigenen Bereich für die Oberstufe, Ausweichräume, damit Klassen auch einmal geteilt werden können, eigene Sanitäranlagen und eine multifunktionale Mitte, in der die Schüler in Team- oder Freiarbeit lernen können.

Physik-, Chemie- und Biologie- Säle befinden sich in einem eigenen Stockwerk. Auch hier haben die Architekten des Büros "h4a Gessert + Randeckere Architekten" Flexibilität in den Vordergrund gestellt. Es gibt keine vormontierten Tische und Klappstühle mehr, sondern mobile Einheiten, die leicht verschoben werden können. "Diese Schule soll moderne Lernformen ermöglichen und den Unterricht schöner machen", sagt Zurek.

Besonders stolz aber sind die Erbauer auf die sportliche Ausstattung des Gymnasiums, das eine Eliteschule des Sports ist. In jeder Jahrgangsstufe wird zusätzlich zu drei Regelklassen eine Sport- oder Leistungssportklasse angeboten. Die Sporthalle bietet Platz für 199 Zuschauer (von 200 Zuschauern an wären die Auflagen höher gewesen). Für den regulären Unterricht lässt sie sich in drei Einheiten unterteilen, im Mittelpunkt ist das Volleyballfeld. Draußen sind ein Fußballfeld, eine Beachvolleyballanlage, die sich auch zum Kugelstoßen eignet, eine 110 Meter lange Laufbahn, ein Fitnessparcours und eine 40 Meter lange Boulderwand.

Außerdem gibt es einen Kraft- und Konditionsraum sowie eine Judohalle. Diese kann im alltäglichen Sportunterricht, etwa für Tanzstunden, genutzt werden. Neben Volleyball und Judo wird die Schule in Zusammenarbeit mit Sportverbänden Basketball, Bogenschießen, Leichtathletik, Schwimmen, Synchronschwimmen, Shorttrack, Tischtennis und Trampolinturnen für junge Talente anbieten.

Mit der Eröffnung des neuen Gymnasiums ist der Ausbau der Münchner Schullandschaft noch lange nicht abgeschlossen. "Wir haben Großes vor bis 2030", sagt Zurek. Mindestens fünf weitere Gymnasien sollen entstehen, auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne, in der Messestadt Riem, am Ratzingerplatz sowie zwei in Freiham. Insgesamt will die Stadt in den kommenden 14 Jahren fast zehn Milliarden Euro in neue Schulen und die Erweiterung sowie Modernisierung der bestehenden Einrichtungen investieren. Für das erste Bauprogramm, das 31 Projekte umfasst, hat der Stadtrat im Februar 2016 bereits 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

Die Skulptur vor dem Eingang als Sinnbild des Schulkonzepts: Neue Lernformen sollen entstehen, die den Unterricht schöner machen.

Beatrix Zurek (rechts) bei einem ersten Test der sportlichen Anlagen des Gymnasiums, das eine Eliteschule des Sports ist.

Das zeigt sich auch in der Turnhalle, die mit einer Volleyballbundesliga-tauglichen Deckenhöhe von zehn Metern aufwarten kann und 199 Zuschauern Platz bietet.

Das neue Gymnasium bietet nahezu überall großzügig Platz, auch in den offenen, lichtdurchfluteten Aufenthaltsbereichen.

Das Gymnasium München-Nord kann durchaus als Vorläufer dieser Maßnahmen gesehen werden, wie Salome Benz vom Baureferat erklärt. Zum einen ist die Einrichtung die erste weiterführende Schule, die komplett von Anfang an im Lernhauskonzept geplant worden sei. Zudem sei die Bauzeit durch eine straffere Planung und eine überlappende Beauftragung der Firmen verkürzt worden. Unter anderem mit solchen Maßnahmen will die Stadt auch künftig schneller und günstiger bauen. Das Milbertshofener Gymnasium orientiert sich allerdings noch nicht am neuen Raumprogramm der Stadt, sondern an den staatlichen Vorgaben, die bestimmen, für welche Flächen es Zuschüsse gibt und für welche nicht.

In der neuen Schule starten gut 330 Schüler am 12. September - in fünf bis sechs fünften Klassen sowie je drei sechsten und siebten Klassen. Sie dürfen sich über etwas freuen, was selten an einer Münchner Schule klappt: Zum Schulbeginn werden tatsächlich die Freiflächen schon fertig sein.

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Quelle:
SZ vom 24.08.2016
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