Süddeutsche Zeitung

Bewerbung für Olympia 2018:Aufbruchsstimmung im Millionendorf

Der Stadtrat hat sein Okay für die Olympiabewerbung gegeben. Gut so, denn die Spiele sind für München eine große Chance.

Christian Krügel

Die Entscheidung des Münchner Stadtrats für die Olympia-Bewerbung ist klar und deutlich - und sie ist richtig.

Natürlich haben die Olympia-Gegner gute Argumente. Es stimmt ja, dass die Winterspiele Eingriffe in die Natur nötig machen und die Wirkung der ökologische Gegenmaßnahmen fraglich ist. Es stimmt ja, dass die finanziellen Folgen noch niemand absehen kann. Und es stimmt ja, dass der Vertrag, den die Bewerber mit dem IOC schließen müssen, einem Pakt mit dem Teufel gleicht, bei dem man nur noch nicht weiß, ob man erst sein letztes Hemd oder schon seine Seele verkauft hat.

Trotzdem ist die Bewerbung eine gewaltige Chance. Denn größer als die Furcht vor den negativen Folgen muss der Mut sein, etwas Neues zu wagen. Das oft selbstgefällige Millionendorf München, das leicht verschlafene Wintersport-Dorf Garmisch, aber auch die gesamte saturierte Region zwischen Flughafen und Alpen brauchen Investitionen in Infrastruktur, Wohnungen, Gastronomie und Hotellerie, wenn sie auf Dauer international konkurrenzfähig sein wollen.

Das Projekt Olympia wird Ärger, aber eben auch Aufbruchstimmung bringen, wie sie Südbayern dringend nötig hat.

Das klare Votum der Räte birgt allerdings auch die Gefahr, dass die Lokalpolitiker in München und Garmisch in die alte Selbstgefälligkeit zurück verfallen, die den massiven Widerstand gegen Olympia erst angefacht hatte. Mit der Entscheidung ist noch nichts gewonnen, weder die Stimmen des IOC, noch die Zustimmung der Bevölkerung.

Oberbürgermeister Ude, Staatsregierung und Bewerbungsgesellschaft müssen daher jetzt in vielen Gesprächen mit Olympia-Gegnern und Grundstücksbesitzern, mit Sportvereinen und Umweltverbänden Überzeugungsarbeit leisten und diese Aufbruchstimmung erzeugen.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2010
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