Süddeutsche Zeitung

Alte Schule in Aubing:Ein Kleinod muss saniert werden

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Vor 200 Jahren wurde die Alte Schule in Aubing errichtet - mit richtungsweisender Architektur. Nun gibt es drei mögliche Varianten, wie das Gebäude künftig aussehen könnte.

Von Ellen Draxel

Vom Gehweg aus betrachtet wirkt die Alte Schule in Aubing nicht gerade besonders: Hohe Sträucher verstecken einen zweistöckigen Walmdachbau, der auf den ersten Blick wie viele Häuser in der Gegend aussieht. Doch der Schein trügt. Dieses Gebäude an der Altostraße 16 ist ein wertvolles Zeugnis der Geschichte. Ein Kleinod mit einer richtungsweisenden Architektur, das jetzt saniert werden soll.

Vor genau 200 Jahren nach Musterplänen des Architekten Gustav Vorherr errichtet, markiert der Bau die historische Abkehr von damals üblichen, eher primitiven Unterrichtsräumen in Bauernhäusern hin zum Unterricht in eigens dafür nach modernen Standards errichten Schulhäusern. Anfangs als Dorfschule genutzt, diente das Gebäude auch danach stets dem Gemeinwohl: Es beherbergte einen Kindergarten, eine Handarbeitsschule, die Aubinger Polizeidienststelle, eine Sozialstation und die Münchner Volkshochschule. Heute ist auf dem Gelände das Bayerische Rote Kreuz untergebracht.

Noch befindet sich der Sanierungsprozess ganz am Anfang. Florian Latsch vom Architekturbüro Baur & Latsch, das gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten BEM drei erste Varianten entworfen hat, betonte bei der ersten Präsentation der Ideen vergangene Woche in Aubings Kulturzentrum Ubo 9 ausdrücklich, dass noch nichts in Stein gemeißelt sei. Im Gegenteil: Man könne "die Varianten durchaus miteinander kombinieren".

Was hingegen feststeht: Die Sanierung soll mit Mitteln aus der Städtebauförderung erfolgen - denkmalgerecht, weil das Alte Schulhaus im Aubinger Dorfkernensemble steht. Auch wenn das Gebäude selbst wegen eines Anbaus aus den 1960er-Jahren kein Einzeldenkmal darstellt. Die Regierung von Oberbayern habe bezüglich der Finanzierung "schon positive Signale gesendet", meinte Jörg Kochmann von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung an dem Infoabend.

Drei verschiedene Varianten sind im Gespräch

Doch wie genau sehen die Vorschläge zur Sanierung des ortsbildprägenden Baus aus? Da gibt es zunächst die Basisvariante. Sie orientiert sich stark am Bestand, belässt den Anbau dort, wo er jetzt ist, angedockt an den Schulaltbau. "Wir haben bei dieser Lösung versucht, die Nutzung für das Rote Kreuz durch Raum-Rochaden zu optimieren", so Latsch. Von außen ändert sich nur so viel, als dass hier bereits wie bei den Folgevarianten die Sträucher weichen sollen, um die Sicht auf das Gebäude freizustellen. Auch bekommen alle Fenster zur Straße hin Fensterläden, die Frontfassade erhält Spaliere für Obstbäume. Die Asphaltfläche soll durch Kleinsteinpflaster ersetzt werden. Außerdem wird angeregt, den bislang eher faden Vorgartenbereich mit einer Staudenbepflanzung zum Bauerngarten aufzuwerten. Das Grundstück bleibt aber abgezäunt.

Die Varianten zwei und drei sind da progressiver. Beide implizieren eine Trennung zwischen dem Alten Schulbau und einem neu zu errichtenden Bau. Dadurch käme nicht nur das historische Gebäude wieder besser zu Geltung, auch die Tiefe des Grundstücks wäre erfahrbarer. Beim zweiten Vorschlag böte das neue Haus so viel Platz, dass man den Saal laut Latsch "dann auch an die Aubinger vermieten könnte". Zusätzlich soll in beiden Fällen der verschönerte Vorgartenbereich öffentlich zugänglich werden - bei Lösung drei in Form eines runden Atriums als bewusst gestalteter Aufenthaltsbereich.

"Ein schöner Gedanke", wie nicht nur Andreas Kacinari, bei der Stadtsanierung zuständig für den Münchner Westen, fand. Auch die Aubinger, Bürger wie Lokalpolitiker, befürworteten die Möglichkeiten, die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. Überhaupt waren die Ortskenner inklusive Marc Wallberg vom Roten Kreuz voll des Lobes für die Entwürfe der Architekten. Man sei "auf einem guten Weg zu einem Leuchtturmprojekt", meinte Werner Dilg, selbst Architekt und bestens bewandert, welche komplexen Vorgaben Sanierungsvorhaben im Aubinger Ortskern bedingen.

Uneins war man sich an dem Abend nur bei einer Sache: der Frage, ob ein Fußweg nördlich des Grundstücks, der in der Gemeindeordnung als öffentlicher Verbindungsweg zwischen der Alto- und der Lidelstraße zwar vermerkt, inzwischen aber zugewuchert ist, wieder freigelegt werden soll. Die Variante zwei impliziert die Prüfung dieser Öffnung. Der Haken daran: Diesem Weg würde ein kleiner Teil des unisono als Naturidylle mit schönem Baumbestand gelobten Bauerngartens im hinteren Grundstück zum Opfer fallen. Die Mehrheit konnte sich schließlich auf den Kompromiss einigen, den Weg langfristig nicht aufzugeben, den Garten aber zunächst zur Tabuzone zur erklären. Man könne aber "Sichtachsen" in das Grundstück schaffen, die es jedem ermöglichen, einen Blick von außen auf die Schönheit der grünen Oase zu erhaschen.

Wie es nun weitergeht, hängt von den Wünschen des Roten Kreuzes als Nutzer, der Denkmalschutzverantwortlichen, der baurechtlichen Vorgaben und der Finanzierung ab. Am Ende wird das Planungsreferat einen Vorschlag erarbeiten, über den dann der Stadtrat zu entscheiden hat. Laut Kacinari ist mit einem Beschluss frühestens im nächsten Jahr zu rechnen.

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