Süddeutsche Zeitung

Allach/Untermenzing:"Eine katastrophale Lösung"

Lesezeit: 2 min

Bürger der Angerloh-Siedlung wehren sich weiterhin gegen eine Bezirkssportanlage

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Der gemeinsame Vorstoß von SPD und CSU, auf der Noch-Industriefläche südlich der Ludwigsfelder Straße eine Bezirkssportanlage vorzusehen, lässt den Menschen in der Angerloh-Siedlung keine Ruhe. Andi Frey aus dem Vorstand des Siedlervereins "Untere Angerlohe" beschwerte sich jüngst in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) über eine Intransparenz beim Vorgehen der Stadtteilvertreter.

Anwohnern sei keine Möglichkeit gegeben worden, davon zu erfahren, kritisierte Frey. Auf der Tagesordnung für die BA-Sitzung im Oktober, in der SPD und CSU den Antrag gegen die Stimmen von Grünen und ÖDP verabschiedet hatten, sei lediglich von einer "Anpassung des Flächennutzungsplans an der Ludwigsfelder Straße" die Rede gewesen. Aber kein Wort von einer Bezirkssportanlage, sonst wären sicher mehr Bürger hellhörig geworden, sagte Frey. Die Sportflächen hatten Schwarz und Rot in ihrem Antrag mit der Forderung verknüpft, die seit fast fünfeinhalb Jahren geplante Umwandlung des ungeliebten Industriegebiets in ein Gewerbegebiet voranzutreiben, um die Ansiedlung störender Betriebe zu verhindern.

Das Ansinnen, für besagtes Gebiet einen Bebauungsplan aufzustellen, sei aufgrund der fehlenden Mitwirkungsbereitschaft der Grundeigentümer gescheitert, berichtete das Planungsreferat zum derzeitigen Stand. Gemeinsam mit dem Referat für Bildung und Sport seien nun "Voruntersuchungen auf Flächennutzungsplanebene" im Gange. Fragen, inwieweit sich die Flächen eigneten, verfügbar seien, des Arten- und Lärmschutzes sowie der verkehrlichen Anbindung seien noch zu klären. Danach solle "zeitnah" ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans eingeleitet werden. Ein solches könne erfahrungsgemäß zwei bis zweieinhalb Jahre dauern, teilte das Planungsreferat mit.

Für die Anwohner sei die Bezirkssportanlage, geplant für die beiden Stadtbezirke Allach-Untermenzing und Moosach, indes eine "katastrophale Lösung", sagte Frey. Diese würde direkt an Schlafzimmern von Häusern der Angerloh-Siedlung grenzen. Zum Vorwurf der Herangehensweise sagte der BA-Vorsitzende Pascal Fuckerieder (SPD), dass es nicht unüblich sei, dass die Parteien im Vorfeld über Themen sprechen, sie vorbereiten und in die Sitzung einbringen, wie bei diesem Antrag. Und in der Ankündigung der Tagesordnung könnten nicht alle Punkte beschrieben werden. "Aber es ist nicht gut, wenn nicht mit den betroffenen Anwohnern gesprochen wird", konterte Frey. Bislang sei man davon ausgegangen, dass die Bezirkssportanlage direkt an die Ludwigsfelder Straße kommen solle, aber doch nicht 500 Meter von ihr entfernt bei der Siedlung.

Grünen-Fraktionssprecher Falk Lamkewitz, Vorsitzender des Unterausschusses Umwelt und Verkehr, bezeichnete den Antrag zur Bezirkssportanlage von CSU und SPD als "handstreichartig". Die Grünen lehnten sie aus Naturschutzgründen ab. Zum Stichwort "Realschulneubau an der Angerlohstraße" halte er auch die gemeinsame Stellungnahme der Bezirksausschüsse Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing für "absurd", weil beide Gremien andere Interessen hätten. "Der Bezirksausschuss hat sich da über den Tisch ziehen lassen", monierte er.

Stefanie Martin (CSU), die den Unterausschuss Planung und Bau leitet, verteidigte Letzteres: Immerhin habe man damit einen gemeinsamen Aufruf an die Stadt erreicht, noch andere Standorte für einen Schulneubau als das "Erdbeerfeld" zwischen Weinschenkstraße, Bauseweinallee und "Im Wismat" vertiefender und gründlicher zu untersuchen als bisher. Das Areal gilt bei allen Gegnern als wertvolle und erhaltenswerte Frischluftschneise, das auch der Erholung diene.

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SZ vom 03.02.2021
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